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Medien: „Unser Freund Saddam“ Arte-Film über die Mitschuld des Westens an Iraks Waffenarsenal

Innerhalb weniger Minuten starben im März 1988 in der nordirakischen Stadt Halabscha 5000 Kurden durch einen Angriff französischer Kampfhubschrauber. Es war zwar Saddam Hussein, der die Welt damals schockte, indem er Giftgas und Napalm gegen das eigene Volk einsetzte.

Innerhalb weniger Minuten starben im März 1988 in der nordirakischen Stadt Halabscha 5000 Kurden durch einen Angriff französischer Kampfhubschrauber. Es war zwar Saddam Hussein, der die Welt damals schockte, indem er Giftgas und Napalm gegen das eigene Volk einsetzte. Die Waffen lieferten jedoch westliche Länder. Frankreich, Deutschland und die USA sind nur einige, die in den 70er und 80er Jahren die Waffenlieferanten des Irak waren.

Die Dokumentation „Unser Freund Saddam“ (im Rahmen des Arte-Themenabends „Pulverfass Irak“, 20 Uhr 40) geht der Frage nach, mit wessen Hilfe der Irak seine Massenvernichtungswaffen gekauft und hergestellt hatte, und erzählt, wie Hussein während des Kalten Krieges Russland und den Westen geschickt gegeneinander ausspielte. Mit der Dokumentation liefert die Autorin und RTL-Sonderkorrespondentin Antonia Rados keine neuen Erkenntnisse über den Irak, es gelingt ihr aber in einem interessanten Rückblick, den Weg und die Herkunft der Waffen wie ein Puzzle zusammenzufügen.

Dabei reicht die Recherche bis in die 70er Jahre zurück, als Saddam Hussein noch Vizepräsident des Irak war und bereits nach Massenvernichtungswaffen strebte. Im Gegenzug für Waffenlieferungen und Know-How gab es Aufträge für Ferienbungalows, die Sanierung der irakischen Kriegsflotte und natürlich lukrative Ölgeschäfte. Auch als der Irak Giftgas gegen den Iran und die eigene kurdische Bevölkerung einsetzte, liefen die Geschäfte mit dem Westen weiter.

Die Stärke des Films sind die interessanten Gesprächspartner. Der ehemalige irakische Atomphysiker Khidhir Hamza und der frühere Waffenhändler Said Aburish berichten ausführlich über ihre Erfahrungen im Irak. Sogar der irakische Vizepräsident Tarek Aziz spricht offen vor der Kamera über die Beschaffung der Waffen, nicht ohne dabei zu versuchen, die USA und Europa als Hauptverantwortliche für die jetzige Lage im Mittleren Osten zu diffamieren.

Gleichzeitig wird im Laufe des Films diese Stärke aber zur Schwäche. Denn Rados befragt insgesamt 19 (!) Interviewpartner, die in der straff erzählten Geschichte auch für Verwirrung sorgen. Am eindrucksvollsten ist der Film jedenfalls immer dann, wenn die Politiker äußerst fragwürdige Aussagen machen, so wie der amerikanische Verteidigungsminister Donald H. Rumsfeld, als er zum Thema ABC-Waffen im Irak sagt: „Ich glaube nicht, dass amerikanische Firmen beteiligt waren.“

Im Anschluss an den Film folgen die Dokumentation „Hass im Herzen“ (21 Uhr 40) und die Reportage „Die Söldner des Saddam Hussein“ (22 Uhr 30).

Matthias Bartsch

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