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Wegen Titelbild mit Fötus: Lindner geht juristisch gegen Satiremagazin „Titanic“ vor
„Titanic“ hatte sich über die werdenden Eltern Lindner und Lehfeldt lustig gemacht. Das Paar sieht darin allerdings keine Kunstfreiheit, sondern eine Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte.
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Ex-Bundesfinanzminister Christian Lindner und die Journalistin Franca Lehfeldt, Ehefrau des Noch-FDP-Chefs, gehen juristisch gegen das Satiremagazin „Titanic“ vor. Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, hat der Medienanwalt Christian Schertz der Zeitschrift eine Unterlassungsaufforderung zugeschickt. Es gehe um das Titelbild der Januarausgabe, heißt es.
Darauf sind Lehfeldt und Lindner sowie ein Ultraschallbild zu sehen, das einen Fötus zeigt. Die Schlagzeilen lauten: „Babyglück im Eimer“ und „Es wird ein Low Performer“. Ergänzt hat die Redaktion das Titelbild mit der Unterzeile „Lindner stellt Eilantrag zur Abschaffung von §218“.
Lindner und Lehfeldt werden demnächst Eltern. Mit dem Titelbild spielt die Satirezeitschrift offenbar darauf an, dass der langjährige FDP-Vorsitzende immer wieder den Leistungsgedanken herausstellt. Zuletzt beklagte Lindner auch häufig eine defizitäre Arbeitsmentalität in Deutschland.
Zudem lehnte er es ab, noch vor der Bundestagswahl am vergangenen Sonntag den Paragrafen 218 neu zu regeln und damit Schwangerschaftsabbrüche zu legalisieren. Hunderte Abgeordnete hatten dies angestrebt, doch Lindner fehlte nach eigener Darstellung eine fraktionsübergreifende Debatte. Derzeit sind Abtreibungen rechtswidrig, sie werden aber in den ersten drei Monaten nicht bestraft. Allerdings auch nur dann nicht, wenn die betroffenen Frauen sich vorher beraten lassen.
Aus Sicht des Anwalts Christian Schertz verletze die Titelseite die Persönlichkeitsrechte seiner Mandanten „aufs Schwerste“, heißt es bei der „FAZ“. Gerade der Satz zum Paragrafen 218 stößt Schertz demnach auf. Mit Satire habe dieser nichts zu tun. Er sieht keine „Anknüpfungstatsachen“, die eine solche „menschenverachtende Darstellung“ rechtfertigen würden. Vielmehr beklagt er eine „grundlose und bezuglose falsche Unterstellung eines gewollten Abbruchs werdenden Lebens“.
Die Menschenwürde hält er in dem Fall für schwerwiegender als die Kunstfreiheit. Er fordert „Titanic“ auf, den Titel der Januarausgabe nicht länger zu verbreiten.
„Titanic“ denkt aber offenbar nicht daran. Dem „Spiegel“ zufolge veröffentlichte das Magazin eine satirische Pressemitteilung. „Die Redaktion freut sich, wenn sich Ruheständler dank Titanic nicht langweilen müssen“, zitiert das Nachrichtenmagazin daraus. Und weiter: „Prozesshanselei ist ein beliebtes, urdeutsches Hobby, und unsere Gerichte sind bekanntermaßen ohnehin nicht ausgelastet.“
Lindner hatte am Sonntag seinen Rückzug angekündigt, nachdem die FDP bei der Bundestagswahl an der Fünfprozenthürde gescheitert war. (cz)
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