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Fleißig. In seiner Freizeit schreibt RBB-Moderator Jörg Thadeusz FDP-Broschüren voll.

© rbb/Thomas Ernst

Wenn öffentlich-rechtliche Moderatoren Parteipolitik machen: Bildschirmpause für Jörg Thadeusz

Marion Brasch muss pausieren, Jörg Thadeusz darf moderieren. Unfair, dass der RBB seine Mitarbeiter ungleich behandelt. Ein Kommentar.

Haben Sie den Unterschied erkannt? Den Unterschied zwischen der Parteinahme von Marion Brasch für die Linke und der Werbung von Jörg Thadeusz für die FDP? Der Rundfunk Berlin-Brandenburg hat es geschafft. Zwar konnte oder wollte er den Unterschied nicht erklären, lieber wurden die Moderatorin und der Moderator unterschiedlich behandelt. Beide haben gegen die RBB-Regel verstoßen, dass sechs Wochen vor einer Wahl jede parteipolitische Aktivität zu unterlassen ist.

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Brasch muss jetzt bis zum Wahltag am 26. September pausieren, Thadeusz darf seine Sendung „Thadeusz und die Beobachter“ fünf Tage vorher moderieren. In diesem Verdikt steckt eine merkwürdige, ja fragwürdige Ungleichbehandlung. Marion Brasch macht sich insbesondere um die Musikversorgung von Radio Eins verdient, Jörg Thadeusz macht erkennbar Meinung im RBB-Fernsehen. Schon vor diesem Hintergrund ist der Urteilsspruch ein böser Witz, in seiner Umkehrung hätte ein wenig mehr Sinn gesteckt.

Wiederholungstäter

Überhaupt, Jörg Thadeusz. Er ist Wiederholungstäter, vor der FDP hat er sich bei der CDU verdingt. Entweder ist er farbenblind oder ein Wechselwähler, nehmen wir für ihn mal Letzteres an. Nach seinem CDU-Shuffle hatte ihn der RBB streng ermahnt. Thadeusz hat offensichtlich nicht zugehört oder die kleine Erziehungsmaßnahme weggelacht – und jetzt für die FDP in Text und Bild geworben. Wieder erschrickt die öffentlich-rechtliche Anstalt und ermahnt ihren Moderator. Der lässt sogleich wenig „Bekehrungseifer“ erkennen. Wahrscheinlich sitzt er an einem neuen Pamphlet.

Mach mal Pause!

Die Langmut des RBB und seine Unfähigkeit, mit ein und derselben Elle zu messen, zeigt, wie sehr im Sender alle Moderatorinnen und Moderatoren gleich sind – aber manche gleicher als die anderen. Jörg Thadeusz hat sich eine RBB-Abstinenz mehr als verdient. Dann, und nur dann hätte er auch die Höchststrafe erlebt: Eine andere Moderatorin, ein anderer Moderator präsentiert die „Beobachter“. Jörg T. muss zusehen und kann vor gekränkter Eitelkeit nur in seine FDP-Broschüre beißen.

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