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RBB-Intendantin Patricia Schlesinger erwartet zusätzlichen Spardruck für den Rundfunk Berlin-Brandenburg.

© RBB/Oliver Ziebe

Streit um Rundfunkbeitrag: Wenn weniger mehr ist

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk sollte mehr über den Programmauftrag nachdenken und weniger über die Finanzierung jammern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Joachim Huber

Jetzt spielen wir mal Weltuntergang. Der monatliche Rundfunkbeitrag steigt von monatlich 17,50 Euro nicht auf 18,36 Euro, sondern er fällt auf 16,50 Euro. Das wäre ein Schlag ins öffentlich-rechtliche Kontor. Vom Sparen-Wollen ginge es direkt ins Kürzen-Müssen.

Für den Rundfunk Berlin-Brandenburg und seine Intendantin Patricia Schlesinger könnte das heißen: Er stellt beim Hörfunk Fritz oder 88'8 ein, im Fernsehen werden die „Abendshow“, die besten 30 Hits der 80er Jahre beendet oder die „Abendschau“ wird um fünf Minuten verkürzt. Das wird ordentlich Applaus finden oder heftigen Protest hervorrufen, jeder Beitragszahler hat ja seine eigene In-und-Out-Liste, wenn es um die geliebten und ungeliebten Programme von ARD, ZDF und Deutschlandradio geht. Bezahlt wird das gesamte Angebot, so einzeln, so vereinzelt es auch genutzt wird.

Weil sie es sich leisten können

„Wir machen alles, weil wir alles können“, nach dieser Methode wird das Angebot gefertigt. Die Wahrheit dahinter lautet freilich: Wir machen alles, weil wir uns alles leisten können. Es ist doch erstaunlich, dass eine Evaluation nicht, ja nie stattfindet. Der RBB strahlt sieben Hörfunkwellen aus, eine erkleckliche Anzahl, die nicht das Grundgesetz oder der liebe Gott bestimmt hat.

Es herrscht Verwechslungsgefahr: 88.8 schwimmt im selben Mainstream wie nicht wenige Privatradios. Die „Abendshow“ im RBB-Fernsehen hat diese Gefahr nicht zu fürchten, die Freitagabend-Show kann den Vergleich mit den parallelen Konkurrenzangeboten aus „heute-show“ und „ZDF Magazin Royal“ nicht bestehen, das ist Regionalliga gegen Bundesliga.

Unfair, das alles? Natürlich ist der RBB mehr als seine Schwachpunkte. RBB Kultur, Inforadio, die aufgefrischte „Abendschau“, der Ehrgeiz, mit dem „Mittagsmagazin“ oder dem „Talk aus Berlin“ im Ersten hauptstädtischen Glanz zu verbreiten – es gibt Inhalte, die hinter dem frech-selbstbewussten Marketing nicht zurückstehen.

Und all die Tops und Flops gibt es für aktuell 17,50 Euro Rundfunkbeitrag. Wäre die jeweilige Dichte höher oder niedriger, wenn der Beitrag auf 18,36 Euro stiege? Nicht anzunehmen, es gäbe auch wohl keine anderen Plus-und-Minus-Werte, sollte der Preis fürs Zwangsabo auf 16,50 Euro fallen. Was dann steigen würde, das wäre die Notwendigkeit, über die Ausgaben nachzudenken. Sprich über das, was Programmauftrag genannt wird. Ist aber anstrengender und schwieriger als über dessen Finanzierung zu jammern. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg kann mehr – selbst wenn er weniger Programm(e) macht.

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