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„Mein Blick ist noch derselbe, jung und wach.“ Kiki (Hannelore Elsner, Mitte) wird nach ihrem Auftritt umjubelt, aber auch ihre Freundinnen Helga (Jutta Speidel, links) und Maria (Uschi Glas) können sich im Tanzcafé Düll freuen.

© ARD Degeto/Laurent Trümper

Hommage für Hannelore Elsner: Wer singt, lebt länger

Eine der letzten Filme von Hannelore Elsner: Der ARD-Film „Club der einsamen Herzen“ gibt der Diva eine große Bühne

Die ARD hätte keinen Fehler gemacht, wenn sie den Film am Todestag von Hannelore Elsner am 21. April gezeigt hätte. „Club der einsamen Herzen“ versammelt all die Credits der Schauspielerin, derentwegen sie beim großen Publikum sehr geschätzt war: das Leben und seine Möglichkeiten lieben, feiern und genießen, wie es diese schöne, elegante Frau auf ihre Weise tat. Mal mit kapriziöser, mal mit sehr nahbarer Attitüde.

Hier spielt sie die abgebrannte Schlagersängerin Kiki Kröschl, die nach 45 Jahren zwei ehemalige Freundinnen im aufregenden Landshut wiedertrifft. Maria Brenner (Uschi Glas) und Helga Kreitmann (Jutta Speidel) sind auf ihre Weise ausgebrannt. Helga, zweifache Mutter und bereits Oma, trauert ihrem verstorbenen Mann nach, mit reichlich Eierlikör als Tröster. Maria, deren Sohn und Schwiegertochter das Juweliergeschäft übernommen haben, fühlt sich nicht weniger einsam. Die Witwe geht auf Beerdigungen und hält Ausschau nach Kandidaten für einen gemeinsamen Lebensabend.

Die drei Frauen waren mal dicke, gemeinsam wollten sie ein Tanzcafé eröffnen. Daraus wurde nichts, auch weil Kiki mir nichts, dir nichts aufgebrochen war, um Weltkarriere zu machen. Die Karriere wurde so groß nicht, sondern immer kleiner, die Rückkehr nach Landshut ist tatsächlich eine Kapitulation.

Lust am Leben, Lust an der Liebe

Aber Kapitulation gehört nicht zu Kikis Wortschatz. Man kann es Selbsttäuschung, ja Selbstbetrug nennen, doch wer hat gesagt, wann die Lust am Leben und an der Liebe enden soll? „In unseren Herzen ist alles noch wie früher“, Kiki wird zum Katalysator einer gemeinschaftlichen Revitalisierung.

Christine Hartmann hat am Drehbuch mitgeschrieben und entsprechend inszeniert. Die Sympathien liegen unverkennbar bei den drei Freundinnen, die sich egoistisch gegen ihre egoistischen Kinder, böse Nachrede, Rückschläge, Irrungen und Wirrungen durchsetzen müssen. Das wird nicht in bitterem oder sarkastischem Ton vorgetragen. „Club der einsamen Herzen“ kommt mehr als Märchenkomödie daher denn als Tragikomödie. Der Film lügt sich über manche ernste Best-Ager-Frage gekonnt hinweg, er macht in Optimismus: Ein Leben rund um Seniorentanz mit Kaffee aus der Thermoskanne muss nicht am Ende eines Lebens stehen.

„Club der einsamen Herzen“ will ein freundlicher Film sein. Wo Alter nicht vor Jugend schützt, wo eine nur leise Wehmut die Angst vor Einsamkeit, Gebrechen und Tod übertönt. Er gewinnt damit an Potenz, ohne das Potenzial des Themas auch nur annähernd ausreizen zu wollen.

Paradiesvogel Kiki soll strahlen

Uschi Glas, Jutta Speidel und Hannelore Elsner machen den Film besser, als er eigentlich ist. Da werden eigene Lebenserfahrungen mit schauspielerischer Kapazität verbunden, die Figuren von Glas und Speidel kommen über die Funktion hinaus, die ihnen Buch und Inszenierung zuweisen: den Paradiesvogel Kiki strahlen zu lassen. Hannelore Elsner formiert ihre Auftritte zu Eindrücken, ganz Hannelore und besonders elsnerisch. Und der Schlusspunkt versöhnt mit dem „Club“ noch ein wenig mehr, als es der Soundtrack mit Pop-Klassikern schon konnte.

PS: Es wird in Fernsehen und Kino noch weitere Hannelore-Elsner-Premieren geben. Wie schön.

„Club der einsamen Herzen“, ARD, Samstag, 20 Uhr 15

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