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Laborarbeit bedeutete die Suche nach dem Impfstoff gegen das Corona-Virus.

© BBC/GHRC/Wingspan/E. Wolfinger

Wettrennen zum Corona-Vakzin: Kampf der Pandemie

Eine Arte-Dokumentation bilanziert das Kopf-an-Kopf-Rennen um die Impfstoff-Entwicklung gegen Sars-CoV-2.

Am 10. Januar 2020 publizierte George Gao Fu, Leiter des Chinesischen Zentrums für Krankheitskontrolle und –prävention, erstmals eine entschlüsselte Gensequenz des Corona-Virus im Internet. Der Bauplan der heimtückischen Krankheit war damit weltweit zugänglich. Virologen und Pharmaunternehmen auf mehreren Kontinenten stürzten sich daraufhin in fieberhafte Aktivität.

["Covid-19: Der Wettlauf um den Impfstoff", Arte, Dienstag, 20 Uhr 15]

In ihrer Dokumentation „Covid-19: Der Wettlauf um den Impfstoff“, eine Koproduktion zwischen BBC und CNN, zeichnen Catherine Gale und der Medizinjournalist Caleb Hellerman nach, welch immenser Aufwand betrieben wurde, bis die ersten Vakzine im Rekordtempo entwickelt wurden, ihre Zulassung bekamen und verimpft werden konnten. Während der zwölfmonatigen Dreharbeiten wurden maßgebliche Protagonisten im Kampf gegen die Corona-Pandemie mit der Kamera begleitet.

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Der Impfstoff, so verdeutlicht der Film, ist ein biologischer Trick. Dem Körper wird vorgegaukelt, er sei mit Sars-CoV-2 infiziert. Das Immunsystem wird so zur Produktion von Antikörpern anregt. Bei dieser Täuschung muss man die Wirkung von Covid-19 gewissermaßen faken.

Keith Chappell von der australischen University of Queensland schien zunächst die Nase vorn zu haben. Auf der Grundlage des Aids-Virus entwickelte der Virologe ein kostengünstiges Vakzin, das schon in großen Mengen hergestellt worden war. Als sich herausstellte, dass das Präparat eine positive (allerdings falsche) HIV-Diagnose zur Folge hatte, wurde das Projekt eingestellt.

Wie Moderna zum Vakzin kam

Auf einem guten Weg, so zeigt der Film, waren unterdessen die Forscher des amerikanischen National Institutes of Health. Auch der Moderna-Impfstoff wurde schon an Menschen getestet. Dabei stellte sich heraus, dass nur sehr wenige Schwarze an den Tests teilnahmen. Erinnerungen an die Tuskgee-Syphilis-Studie wurden wach, bei der Schwarze bis in die 1970er Jahre als Versuchskaninchen missbraucht wurden. Um verlorenes Vertrauen für Moderna zurückzugewinnen, rührte Kizzmekia Corbett persönlich die Werbetrommel. Die afroamerikanische Mikrobiologin hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Vakzins.

Der Fokus des Films richtet sich auf jenen Impfstoff, der den „Wettlauf“ offenbar gewonnen hat. Neben Ugur Sahin, Mitbegründer des Mainzer Pharmaunternehmens BioNTech, kommt vor allem Kathrin Jansen zu Wort, die Chefentwicklerin des US-Mutterkonzerns Pfizer. Die Dokumentation erinnert daran, dass sie zwei Jahre alt war, als ihre Familie „mit nichts als ihren Kleidern am Leib“ in den Westen floh. Noch vor dem Bau der Mauer. Die Heilung von ihrem quälenden Keuchhusten, gegen den es in der Mangelwirtschaft kein Medikament gab, prägte Jansens Berufswunsch. „Ich wollte diese kleinen Pillen entwickeln, die den Menschen gut tun.“ Mit eindrucksvollen Bildern wird deutlich, welch enorme Logistik und welches unternehmerische Risiko hinter der Entwicklung des BionTech-Impfstoffes steckt. Trotzdem ist der Film keine eindimensionale Lobpreisung der Marktwirtschaft. Der Kampf gegen Corona ist auch ein Zusammenwirken zwischen staatlich geförderten Institutionen und innovativen Unternehmen.

Sputnik V außen vor

Unscharf ist der Blick auf den Ausbruch der Pandemie in China. Das weltweit erste Vakzin Sputnik V, mit dem Russland früh eine breite Impfkampagne begann, wird nicht einmal erwähnt. Seriös ist das nicht für einen Film, der den „Wettlauf um den Impfstoff“ nachzeichnet. Auch die Molekularbiologie von Sars-CoV-2, mit Grafiken illustriert, ist für den Laien zuweilen nur schwer nachvollziehbar. Dennoch gelingt den Autoren ein Film, der die Hoffung auf ein mögliches Ende der Pandemie schürt.

Manfred Riepe

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