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Bundesliga im Fernsehen: Wie sich die Coronakrise auf den Poker um die Medienrechte an der Fußball-Bundesliga auswirkt

Interessenten an der Fußball-Bundesliga wie Sky, Dazn oder Amazon dürften unterschiedlich auf die verschobene Ausschreibung der Medienrechte reagieren.


1,23 Millionen, so viele oder besser so wenig Zuschauer wollten die Wiederholung des Pokal-Endspiels von 2014 am frühen Samstagabend sehen – rund vier Millionen weniger als sonst um diese Uhrzeit, wenn die ARD-„Sportschau“ frische Fußball-Bundesliga bringt. Wo sonst Baumärkte und Biermarken werben – gab es nur das „Tor des Monats“. Ein schlechtes Geschäft.

Die Wertschätzung für das Produkt Fußball-Bundesliga dürfte bei ruhendem Spielbetrieb in den vergangenen Wochen nochmals gestiegen sein, glauben Marktteilnehmer, was wiederum Auswirkungen auf die Ausschreibung der Medienrechte haben könnte.

Fakt ist: Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte Ende März wegen der Corona-Krise die Ausschreibung der Medienrechte für die Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25 verschoben. Eigentlich sollte Anfang, Mitte Mai Klarheit darüber herrschen, welche Sender ab übernächster Saison Bundesligafußball zeigen. Nun ist eine Vergabe ab Juni dieses Jahres vorgesehen. Ziel der DFL sei es, „den Fokus zunächst auf die Bewältigung der gegenwärtigen Herausforderungen zu richten“.

Immerhin, das Kartellamt hatte der DFL grünes Licht für das neue TV-Vermarktungskonzept gegeben. Das Modell sieht unter anderem vor, dass nicht ein Medienunternehmen sämtliche Live-Rechte-Pakete exklusiv erwerben kann. Damit soll der Wettbewerb zwischen Fernseh- und Streaminganbietern angekurbelt werden.

Genau da liegt jetzt der Haken. Die Frage ist: Wie gehen etwaige Mitbieter aus der Coronakrise hervor? Sky kann sich nach dem Verlust der Champions League ab der Saison 2021/22 keinen weiteren Imageverlust leisten, hat mit dem US-Netzbetreiber Comcast Finanzstärke im Rücken. Der Pay-TV-Sender hat angekündigt, die drohende Finanzlücke der Liga bei einem Saisonabbruch mit einem Vorschuss teilweise zu stopfen. Ein Sky-Sprecher bestätigte „aktive Diskussionen mit der DFL“.

Konkurrent Dazn hat unter dem kompletten Ausfall von Sportveranstaltungen besonders zu leiden. Es drohen durch das Kündigungsrecht der Monatsverträge bereits kurzfristig hohe Einnahme-Ausfälle. Fraglich, ob der Sportstreamingdienst angesichts der finanziellen Unsicherheit derzeit Milliarden-Verträge mit der Liga abschließen kann oder will. Profitieren könnten Bewerber wie Amazon, deren Finanzkraft nicht unter der Corona-Kreise leidet.

Zurzeit erhält die DFL 1,16 Milliarden Euro pro Jahr aus Inlands-Medienrechten. Sky zahlt 876 Millionen Euro für Live-Rechte, die ARD 119 Millionen Euro für Free-TV-Zusammenfassungen. Die sind ihr definitiv lieber als Pokalfinalwiederholungen.

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