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In der „Atlantic Times“ schreiben regelmäßig hochrangige Politiker.

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Newspaper from Germany: Zeitungsbrücke nach Amerika

Die „Atlantic Times“ feiert zehnjähriges Bestehen. Adressaten und Leser sind Amerikas politische Entscheider. Barack Obama gehört dazu

Als Barack Obama noch Senator von Illinois war und einmal in Berlin weilte, wollte Detlef Prinz ihm ein Geschenk überreichen. Der Verleger der „Atlantic Times“ hatte die neueste Ausgabe seiner Zeitung dabei, aber Obama lehnte freundlich ab. Die „Atlantic Times“, so der Senator, habe er doch schon längst gelesen.

Detlef Prinz erinnert sich gern an diesen Moment, für ihn war das Treffen mit Obama die Bestätigung, dass seine Zeitung im Kreis derer angekommen war, für die sie in erster Linie bestimmt ist: Amerikas politische Entscheider.

Dieser Tage feiert die „Atlantic Times“ ihr zehnjähriges Jubiläum. Die Zeitung mit Redaktionssitz in Berlin richtet sich an jene, die in den USA den Kurs vorgeben: Politiker, Wirtschaftsgrößen und Kulturschaffende. Das hauptsächlich anzeigenfinanzierte Blatt wird im Senat und im Kongress verteilt, es liegt an Universitäten aus und ist in Städten wie New York, Los Angeles oder San Francisco am Kiosk zu haben. Die Auflage beträgt 30 000 Exemplare, gedruckt wird in Washington.

Als Prinz und der frühere "Zeit"-Chefredakteur Theo Sommer mit der „Atlantic Times“ starteten, wollten sie für gegenseitiges Verständnis zwischen Deutschland und den USA werben. „Wir wollen eine publizistische Brücke zwischen Berlin und Washington sein“, sagt Prinz. Brücken wurden damals wie heute benötigt, die Beziehung zwischen der Bundesregierung um Kanzler Gerhard Schröder und US-Präsident George W. Bush war nicht die beste. Prinz fand, dass das dem mangelnden Austausch geschuldet war. „Amerika ist ein großes Land, es zu durchdringen, ist nicht einfach“, sagt er. Die amerikanische Denkweise und die der Europäer weichen oft stark voneinander ab. Gerade, wenn es um politische Fragen geht. So sieht sich die „Atlantic Times“ in der Vermittler- und Erklärerrolle. Warum ist eine Entscheidung in Deutschland so und nicht anders gefallen? Was war ausschlaggebend? „Der Senator in Texas soll verstehen, wie die Partner in Übersee denken, was sie antreibt und warum sie sich wie zu politischen Themen positionieren“, sagt Prinz. Sprache soll dabei kein Hindernis sein. Die „Atlantic Times“ ist die einzige deutsche Zeitung in den USA, die komplett auf Englisch erscheint.

An Themen mangelt es nicht. Aktuell beschäftigt vor allem das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP Deutsche und Amerikaner. Auch hier sieht Prinz Erklärungsbedarf. Die Debatte dürfe sich nicht nur um Chlorhühnchen und Rohmilchkäse drehen. In vielen Punkten seien sich Amerikaner und Deutsche näher, als es zuletzt durch die Berichterstattung in beiden Ländern den Anschein hatte. Als „zukünftige Herausforderung“ beschreibt Außenminister Frank-Walter Steinmeier das Freihandelsabkommen. Steinmeiers Beitrag ist der Aufmacher der Jubiläumsausgabe, in dem er für eine „aktivere Außenpolitik“ wirbt. Er führt damit die Tradition hochrangiger deutscher und amerikanischer Politiker fort, die in der „Atlantic Times“ Beiträge veröffentlichten. In der ersten Ausgabe war dies Gerhard Schröder vorbehalten. Auch Helmut Schmidt und Henry Kissinger forderten ihre Landsleute auf, auf den jeweils anderen zuzugehen. Diesem Thema hat sich die „Atlantic Times“ bis heute verschrieben. Sebastian Stier

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