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Antrieblos? Müde?

© Shutterstock / fizkes

Couch statt Fitnessstudio: Mit Schwung ins neue Jahr? 2021 macht es uns nicht leicht

Hängen auch Sie entkräftet auf dem Sofa, schauen den Muskeln beim Schwinden zu? Egal, werfen Sie die guten Vorsätze getrost über Bord. Eine Glosse.

Von Fatina Keilani

Das alte Jahr war krass und entbehrungsreich, wie gut, dass es vorbei ist! Nun aber hopp, mit Schwung in ein neues, schöneres – es kann nur besser werden!

Ach, Sie haben keinen Schwung? Hängen entkräftet auf dem Sofa, schauen den Muskeln beim Schwinden zu, setzen Speck an, spüren bereits erste Rückenschmerzen? Hm. Sie fühlen sich vielleicht nicht wie ein Held, auch wenn die Bundesregierung Sie im Corona-Werbespot dazu erklärt hat.

Seit fast zwei Monaten hören wir das nun: „Wir waren faul wie die Waschbären. So wurden wir zu Helden.“ Unterlegt mit ergreifender Musik und in einem Stil, in dem sonst Weltkriegsveteranen in amerikanischen Geschichtssendungen auftreten.

Ob dieser Spot wohl mit dem Gesundheitsministerium abgesprochen war? Der junge Held auf dem Sofa wechselt zwar gelegentlich die Haltung, allerdings nicht gerade wie von Orthopäden empfohlen: Mal hängt er schief drauf und mal schräg, rückenfreundliches Sitzen sieht jedenfalls anders aus. Augenfreundliches Licht auch: Der Raum wird fast nur vom Flackern seines Fernsehschirms erhellt, die Hände sind mit Fernbedienung-Halten und Chips-in-den-Mund-Stopfen beschäftigt. Hallo, Ernährungsministerium?? Dazu schüttet er Cola aus einer umweltschädlichen Dose in sich hinein.

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Zu allem Überfluss klingelt am Schluss auch noch der Pizzabote bei ihm. Ob er am Ende von alledem auch noch depressiv wird, bleibt offen. Der Psychotherapeutenverband wird sicherlich schon eine Studie über die Depressivität durch Corona in Arbeit haben.

Heldentum durch Unterlassen ist nicht jedermanns Sache

In Wahrheit ist der Lockdown ein für die Mehrheit stark gesundheitsschädliches Programm, dem nur die Stärksten etwas entgegensetzen, indem sie rausgehen, Sport machen, sich selbst zwingen. Und ab Montag nun auch noch Homeschooling, ein Alptraum! Man muss kein Prophet sein, um zu ahnen, dass Burnout bei Eltern zunehmen wird. Frau Giffey, erhöhen Sie ruhig schon mal den Etat für Elternkuren! Gott, wie ich meinen Fitnessclub vermisse.

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Dort ist es sonst in den ersten Januarwochen brechend voll, denn zu den Profi-Pumpern kommen die Leute mit den guten Vorsätzen – jedenfalls bis die sich nach einigen Wochen wieder auf die Couch verkrochen haben. Und jetzt? Nix ist. Dabei hängt mir das ewige Spazierengehen zum Halse raus, ich kenne jedes Blatt entlang der Joggingstrecke, ich will endlich wieder Eisen stemmen. Heldentum durch Unterlassen ist irgendwie nichts für mich. Auch wenn ich natürlich einsehe, dass das jetzt nötig ist.

Jahresbeginn sollte am Frühjahrsanfang sein

Also ein müder Start ins Jahr. Für die meisten. Was hilft? Würdigen Sie, was Sie haben. Einen Liebsten an Ihrer Seite? Glückwunsch – alleine wäre es schlimmer. Niemanden an Corona verloren? Da geht es Ihnen besser als anderen. Ein Dach über dem Kopf, eine Dusche mit Warmwasser und eine funktionierende Kaffeemaschine? Hat nicht jeder. Sie haben haufenweise Probleme und Sorgen? Behalten Sie die Nerven. Jeder ernstlich Kranke würde gerne mit Ihnen tauschen, das weiß ich aus Erfahrung.

So schlimm das Jahr auch für die Menschheit als Ganze war, so sehr hatte es jedem Einzelnen auch Schönes zu bieten. Der Frühling wird kommen, und mit ihm kehren die Kräfte zurück. Bis dahin: Verzeihen Sie sich! Setzen Sie sich nicht auch noch selbst unter Druck. Das trübe Wetter schlägt aufs Gemüt. Vielleicht sollte man den Jahresbeginn einfach auf den Frühlingsanfang verlegen!

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