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Der deutsche Astronaut Alexander Gerst trainiert im NASA Johnson Space Center für seine Mission.

© dpa/James Blair/NASA

Abflug aus Baikonur: Alexander Gerst wird erster deutscher ISS-Kommandant

Für ein halbes Jahr macht sich der Astronaut auf die Reise in den Kosmos. Er kann es kaum erwarten. Ein deutscher Ex-Raumfahrer hat einen guten Ratschlag für ihn.

Nach vier Jahren auf der Erde kehrt der Astronaut Alexander Gerst zurück zur Internationalen Raumstation (ISS) und wird zeitweise als erster Deutscher ihr Kommandant. Gersts Sojus-Rakete startet am Mittwoch um 13.12 Uhr (MESZ) vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan. Mit ihm fliegen der russische Kampfpilot Sergej Prokopjew und die US-Ärztin Serena Auñón-Chancellor zum Außenposten der Menschheit.

Die Crew sei „bester Verfassung und guter Stimmung“, sagte der deutsche Ex-Astronaut Thomas Reiter. Das sei verständlich, „denn wenn man nach langer Trainingszeit vor dem Beginn der Mission steht, ist man wirklich froh, das hinter sich zu haben. Dann fiebert man dem Moment entgegen, in dem es wirklich losgeht und die Rakete abhebt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Baikonur. Aber den Raumfahrern sei auch klar: „Vor ihnen liegt jetzt eine sehr anspruchsvolle Aufgabe“, sagte Reiter.

Sechs Monate rund 400 Kilometer über der Erde

Gut sechs Monate soll der promovierte Geophysiker Gerst in dem fliegenden Labor rund 400 Kilometer über der Erde bleiben. Teil seiner Mission „Horizons“ (Horizonte) sind etwa 300 Experimente, darunter 41 des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Unter anderem arbeitet Gerst mit einem Roboter, der auf Sprachbefehle hört. Mit dem Projekt „CIMON“ testet das DLR künstliche Intelligenz.

Für etwa die Hälfte der Zeit darf Gerst zudem ab Herbst das Kommando auf der Raumstation übernehmen. Dies gilt als seltene Ehre, die sich normalerweise die Hauptgeldgeber USA und Russland vorbehalten.

Gerst war schon 2014 für ein halbes Jahr auf der ISS. Deshalb könne er ihm kaum Ratschläge geben, sagte Reiter. Der 60-Jährige war zwei Mal im All (1995, 2006) und arbeitet als Berater des Direktors der Europäischen Raumfahrtagentur Esa. Der Esa-Astronaut Gerst solle bei aller Verantwortung nicht vergessen, regelmäßig aus dem Fenster zu schauen und den Weltraum auf sich wirken zu lassen, empfahl Reiter.

Ein orthodoxer Priester segnet die Sojus FG Rakete an der Startrampe in Baikonur.
Ein orthodoxer Priester segnet die Sojus FG Rakete an der Startrampe in Baikonur.

© dpa/Dmitri Lovetsky

Bevor die Raumfahrer auf der ISS ankommen, müssen sie zwei Tage in der engen Kapsel „Sojus MS-09“ ausharren. Am Freitag, nach 34 Erdumrundungen, soll das Raumschiff an der Station andocken. Dort erwarten sie die US-Astronauten Andrew Feustel und Richard Arnold sowie der Kosmonaut Oleg Artjemjew.

Rakete von Gerst in Baikonur gesegnet

In einer kurzen Andacht hat am Dienstag ein orthodoxer Priester die Rakete des deutschen Astronauten gesegnet. An einem provisorischen Altar am Fuß der Rakete auf dem russischen Weltraumbahnhof Baikonur sprach er ein Gebet. Dann bespritzte er die Rakete sowie umstehende Vertreter des Raumfahrtpersonals und Reporter mit Weihwasser. Die Crew war bei der Zeremonie nicht anwesend.

Die Segnung der Sojus-Rakete ist eine der zahlreichen Traditionen der russischen Raumfahrt. Dazu gehören auch die Bräuche, einen Baum zu pflanzen und einen sowjetischen Kinoklassiker aus den 1970er Jahren anzuschauen. Manche der Rituale, die Glück bringen sollen, gehen auf Raumfahrtpionier Juri Gagarin zurück. Die Segnung wurde erst in den 1990er Jahren eingeführt.

Der orthodoxe Priester stellte sich als Vater Sergej vor. Seit 20 Jahren segne er schon jede Rakete und jede Crew, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Es sind noch alle wieder zurück zur Erde gekommen“, sagte Vater Sergej. (dpa)

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