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Mitglieder der Gruppe «De Kalisjekloesjers» haben sich als orthodoxe Juden verkleidet. Die Gruppe verneint, dass die Kostüme einen antisemitischen Hintergrund haben.

© James Arthur Gekiere/BELGA/dpa

Hakennasen, Schläfenlocken und Goldbarren: Antisemitische Verkleidungen bei Karnevalsumzug im belgischen Aalst

Religiöse Organisationen und Politiker sind empört über die judenfeindlichen und beleidigenden Darstellungen in Aalst. Das passierte nicht zum ersten Mal.

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Nazi-Uniformen, Juden als Insekten oder als Karikaturen mit Hakennasen, Schläfenlocken und Goldbarren - der Karnevalsumzug im belgischen Aalst hat erneut mit antisemitischen und beleidigenden Verkleidungen auf sich aufmerksam gemacht.

„Der Karneval in Aalst hat mit diesem närrischen Geist nicht das Geringste zu tun und ist auf das Schärfste zu verurteilen“, erklärte die Vizepräsidentin des EU-Parlaments und Vorsitzende der Arbeitsgruppe gegen Antisemitismus, Nicola Beer (FDP), am Montag in Brüssel. Antisemitismus dürfe auch nicht unter dem „Deckmäntelchen“ des Karnevals geduldet werden.

Im Dezember hatte die Unesco den Straßenkarneval in Aalst von der Liste des Immateriellen Kulturerbes gestrichen, weil die Stadt selbst darum gebeten hatte. Zur Begründung hieß es: „In den vergangenen Jahren nahmen wiederholt Festwagen mit rassistischen und antisemitischen Darstellungen am Straßenkarneval teil.“

Der Bürgermeister von Aalst, Christoph D'Haese (NVA), verteidigte seine Stadt. Die Karnevalszeit sei eine „besondere“. Es gebe weder Rassismus noch Antisemitismus in Aalst. Die belgische Regierungschefin Sophie Wilmes (MR), die selbst jüdischer Abstammung ist, rief zu Dialog und Einfühlungsvermögen auf. „Stereotypen, die Gemeinschaften und Bevölkerungsgruppen aufgrund ihrer Herkunft stigmatisieren, führen zu Spaltung und bringen das Zusammenleben in Gefahr“, so Wilmes.

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Die Konferenz der Europäischen Rabbiner kritisierte den Karnevalsumzug als judenfeindlich und beleidigend. Er missbrauche „die Macht der Redefreiheit, die ein so wesentlicher Bestandteil jeder liberalen Demokratie ist“, sagte Präsident Pinchas Goldschmidt. Diese Art von Antisemitismus erinnere an „dunkle Momente der europäischen Vergangenheit“. So habe man etwa seit den 30er Jahren keine Juden mehr gesehen, die mit einem gelben Davidstern gekennzeichnet waren.

Internationale Proteste gegen die Verkleidungen

„Wir können nicht so tun, als ob diese Bilder eine Art Witz wären oder keine Angst auslösen würden“, so Goldschmidt. Es sei nicht hinnehmbar, dass führende Politiker wie Belgiens König zuletzt beim Holcoaust-Gedenken eine Woche lang „Nie wieder“ erklärten und dann „untätig zusehen, wenn antisemitische Symbole nur Wochen später auf ihren Straßen auftauchen“.

Der Karneval in Aalst wurde von der Unesco von der Liste des Immateriellen Kulturerbes gestrichen.

© Juliette Bruynseels / AFP

Bereits vor Beginn des Karnevalsumzugs in Aalst am Sonntag hatte es internationale Proteste gegen die Verkleidungen einiger Teilnehmer gegeben. Israels Außenminister Israel Katz hatte Belgiens Ministerpräsidentin aufgefordert, den „abscheulichen Umzug“ zu verbieten.

Israels Botschafter in Belgien Emmanuel Nahshon betonte, es gehe nicht um ein Verbot des Karnevals als solchem, sondern um ein Verbot antisemitischer Karikaturen. Für ihn hier sei eine Grenze überschritten. Auch die Arbeitsgruppe gegen Antisemitismus des EU-Parlaments hatte die Aalster Behörden im Vorfeld aufgerufen, jede Form von Antisemitismus, Rassismus und Hass beim diesjährigen Zug zu unterbinden. (KNA)

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