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Benommen, „als hätte er ein Recht auf mich“: Memoiren von Epstein-Missbrauchsopfer Giuffre belasten Prinz Andrew schwer
Virginia Giuffre ist als Schlüsselfigur im Epstein-Missbrauchsskandal bekannt geworden. In ihren posthum erscheinenden Memoiren beschreibt sie belastende Details zu Prinz Andrew und der Epstein-Vertrauten Ghislaine Maxwell.
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Die durch den Epstein-Skandal bekannt gewordene Virginia Giuffre hat dem britischen Prinzen Andrew in ihren posthum erscheinenden Memoiren vorgeworfen, den Sex mit ihr als Minderjähriger als „Geburtsrecht“ angesehen zu haben. Mit noch nicht 18 Jahren habe sie dreimal mit Prinz Andrew geschlafen, heißt es in Giuffres Autobiographie, die am 21. Oktober, mehrere Monate nach ihrem Suizid, veröffentlicht wird.
Giuffre war als Schlüsselfigur im Missbrauchsskandal um den US-Milliardär Jeffrey Epstein bekannt geworden. Sie hatte dem US-Investor vorgeworfen, sie als Sex-Sklavin missbraucht und sie als Minderjährige an den britischen Prinzen Andrew weitergereicht zu haben, der sie ebenfalls missbraucht habe. Im April beging sie mit 41 Jahren Suizid.
Der bereits 2008 wegen Sexualverbrechen verurteilte Epstein war im August 2019 nach seiner erneuten Festnahme tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden worden. Nach Angaben der Behörden hatte der bestens vernetzte Finanzinvestor und Multimillionär Suizid begangen.
Giuffre hatte dem britischen Prinzen Andrew vorgeworfen, sie im Alter von 17 Jahren sexuell missbraucht zu haben. Sie hatte ihn nach eigenen Angaben durch Epstein kennengelernt, der Verbindungen zu zahlreichen Größen aus Politik und Gesellschaft wie dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton, dem aktuellen Präsidenten Donald Trump sowie Microsoft-Gründer Bill Gates unterhielt.
Sie werde „Wie Aschenputtel“ einen „schönen Prinzen“ treffen, soll Maxwell gesagt haben
In Auszügen ihrer Autobiographie, welche die britische Zeitung „The Guardian“ veröffentlichte, beschreibt Giuffre das Kennenlernen von Andrew, dem jüngeren Bruder des heutigen Königs Charles III., im März 2001. Sie sei bei Ghislaine Maxwell, der Lebensgefährtin und Komplizin von Jeffrey Epstein, in London gewesen. Maxwell habe eines Morgens behauptet, dass sie „wie Aschenputtel“ einen „schönen Prinzen“ treffen würde.
Bei dem Kennenlernen wurde Andrew angeblich aufgefordert, das Alter der damals 17-Jährigen zu schätzen, was ihm auch gelang. „Meine Töchter sind nur ein bisschen jünger als du“, habe er daraufhin gesagt, behauptet Giuffre in ihren Memoiren.
Gemeinsam mit Andrew sei sie später in den Londoner Nachtclub „Tramp“ gegangen. Anschließend seien sie in das Haus von Maxwell zurückgekehrt, wo sie Sex gehabt hätten, schreibt Giuffre in ihrem Buch. Andrew habe sich benommen, „als hätte er ein Recht auf mich, als glaubte er, mit mir zu schlafen sei sein Geburtsrecht“. Am nächsten Morgen habe Maxwell ihr gesagt: „Das hast du gut gemacht. Der Prinz hatte Spaß.“ Epstein habe ihr 15.000 Dollar gezahlt.
Maxwell wurde Ende Dezember 2021 in New York wegen Sexhandels verurteilt. Laut Anklage hatte die Britin über Jahre systematisch Minderjährige für Epstein rekrutiert, die von diesem dann sexuell missbraucht wurden. Als Strafmaß wurden 20 Jahre Haft verhängt.
Der Rechtsstreit zwischen Giuffre und Prinz Andrew wurde 2022 außergerichtlich beigelegt. Ein Bundesgericht in New York setzte eine entsprechende Vereinbarung nach der Zahlung einer Entschädigung in unbekannter Höhe in Kraft. Medienberichten bekam Giuffre eine Millionensumme. Prinz Andrew entging damit nicht nur einer strafrechtlichen Verfolgung, sondern auch einem Zivilprozess mit vielen unangenehmen Fragen.
Zuletzt war US-Präsident Trump im Zusammenhang mit dem Fall Epstein im eigenen Lager unter Druck geraten, weil seine Regierung nicht wie angekündigt Licht in den Skandal brachte. (AFP)
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