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Laura Dahlmeiers Seilpartnerin Marina Krauss und die Bergsteiger, die an der Rettung beteiligt waren, geben eine Pressekonferenz in Pakistan.

© AFP/MANZOOR BALTI

Update

Dahlmeiers Seilpartnerin und Retter berichten: „Da wussten wir, dass Laura zu ihrem letzten Gipfel aufgestiegen war“

Ein Steinschlag trifft Laura Dahlmeier auf 5700 Metern Höhe. Ihre Seilpartnerin sieht das Bergunglück – und kann nicht helfen. Sie und an der Rettung beteiligte Bergsteiger schildern, was in Pakistan geschah.

Stand:

Bei einer kleinen Pressekonferenz im pakistanischen Trekkingort Skardu hat Laura Dahlmeiers Seilpartnerin Marina Krauss den Unfall beschrieben, bei dem die 31-jährige ehemalige Biathletin ums Leben gekommen ist. „Ich habe beobachtet, wie die Laura ein riesengroßer Stein getroffen hat, und wie sie dann gegen die Wand geschleudert wurde. Von dem Moment an hat sie sich auch nicht mehr bewegt“, schildert die Bergsteigerin, die selbst unverletzt blieb, wie der Bayerische Rundfunk (BR24) berichtet.

Die beiden Bergsteigerinnen hatten demnach die Besteigung vor dem Erreichen des Gipfels auf 5700 Metern Höhe abgebrochen. Auf dem Abstieg wurde Dahlmeier beim Abseilen von dem Steinschlag getroffen. Krauss sei zu diesem Zeitpunkt bereits an der nächsten Abseilstelle gewesen. Dahlmeier sei als zweite nachgekommen, erzählt die Bergsteigerin.

Laura Dahlmeier und ihre Seilpartnerin beschlossen am Berg umzukehren

„Sie hat keine Anzeichen von sich gegeben. Ich habe gerufen und es kam keine Reaktion“, so Krauss weiter. Es sei für sie nicht möglich gewesen, sicher an die Unglücksstelle zu kommen. Die einzige Möglichkeit, Laura zu helfen, sei gewesen, den Helikopter zu rufen.

Laura Dahlmeiers Seilpartnerin Marina Krauss beschreibt das Unglück, bei dem die Ex-Biathletin ums Leben kam.

© REUTERS/QASIM SHAH

„Wir wussten, dass wir das technisch auf jeden Fall draufhaben, dass laut der Wettervorhersage, und wenn wir eben in der Nacht starten, dass es alles machbar ist“, sagt sie über die Vorbereitung. Allerdings hätten sich im Laufe des Tages die Wetterbedingungen verschlechtert, der Schnee sei weicher geworden. Deshalb hätten sie sich am Berg entschlossen umzudrehen, bevor sie den Gipfel erreichten. „Wenn wir eine halbe Stunde früher dran gewesen wären, dann wären wir auch sicher runtergekommen“, so Krauss.

„Sie hat immer von einem Berg geschwärmt, und das ist der Laila Peak“

Profibergsteiger Thomas Huber sitzt bei der Pressekonferenz in Pakistan neben Krauss, wie die „Tagesschau“ berichtet. Der bayerische Alpinist habe Dahlmeier und Krauss vor ihrer Expedition beraten. „Ich habe ihnen vieles erzählt, auch Möglichkeiten gegeben, welche Berge für sie vielleicht geeignet wären“, sagt Huber laut dem Bericht. „Und ich weiß aber nur von Laura, dass sie immer von einem Berg geschwärmt hat, und das ist der Laila Peak. Und das ist ein wunderschöner Berg im Karakorum.“

Die Entscheidung der beiden Bergsteigerinnen für den früheren Abstieg sei richtig gewesen. „Sie haben sich mit dem Berg verbunden und haben genau gewusst: Wenn sie jetzt weitergehen, können sie diese Risiken nicht mehr kalkulieren“, so Huber. Und weiter: „Nicht der Gipfel ist das Ziel, sondern das Leben.“

Thomas Huber gab Laura Dahlmeier und Marina Krauss vor der Tour Tipps.

© AFP/MANZOOR BALTI

Der unvorhersehbare Wärmeeinbruch führte nach Hubers Einschätzung zu dem tödlichen Unglück. „Es hatte einen trockenen Winter, deswegen wenig Schnee in der Nordwestwand, dennoch waren die Verhältnisse während ihres Aufstiegs gut und sicher“, sagte Huber der Deutschen Presse-Agentur. Aber: „Der Berg war am Folgetag ein anderer als die Mädels gestartet sind und sie wären unter diesen Bedingungen nie gegangen.“

Bergsteiger Thomas Huber: „Hätten alles gegeben, um Laura zu retten“

Nach dem Flug mit dem Hubschrauber zum Unglücksort, so Huber auf Instagram, sei klar gewesen, dass Dahlmeier nicht mehr lebte. Nach mehrmaligem Überflug „wussten wir, dass Laura zu ihrem letzten Gipfel aufgestiegen war“. 

Der dpa sagte er: „Wenn Laura noch am Leben gewesen wäre, hätten wir mit Einsatz unseres Lebens alles gegeben. Es ändert sich in dem Moment, in dem der Verunglückte tot ist, dann ist jedes Risiko eines zu viel.“ Laura Dahlmeier hatte verfügt, dass niemand sein Leben riskieren dürfe, um ihren Leichnam im Falle eines solchen Unfalls zu bergen. 

Derartige Verfügungen seien sinnvoll, unterstrich Huber. „So sollte es sein, denn so können alle Hinterbliebenen besser mit der tragischen Wirklichkeit umgehen“, erläuterte Huber. 

„Ich habe Laura Dahlmeiers Körper entdeckt. Sie lebte nicht mehr“

Auch der US-Bergsteiger Jackson Marvell ist bei der Pressekonferenz dabei. Laut eigenen Angaben saß er auch er in dem Helikopter, der Dahlmeiers leblosen Körper fand. „Ich habe Laura Dahlmeiers Körper entdeckt. Und ich beobachtete, dass es keinerlei Lebenszeichen gab. Sie lebte nicht mehr“, sagt Marvell laut AFP.

Marvell und Rousseau waren demnach später gemeinsam mit Huber und Tad McRea aus den USA an der ersten vergeblichen Rettungsaktion der verunglückten Dahlmeier am Laila Peak beteiligt. Eine Bergung halte Marvell theoretisch für möglich, aber sie sei „sowohl zu Fuß als auch mit einem Helikopter mit unglaublichen Risiken verbunden.“

Widersprüchliche Aussagen zur Bergung von Dahlmeiers Leichnam

Der Alpine Club of Pakistan (ACP) hatte am Donnerstagmorgen zunächst angekündigt, dass der Leichnam Dahlmeiers geborgen werden soll, sobald die Wetterverhältnisse und die Bedingungen am Berg einen Aufstieg zur Unfallstelle zulassen. Am Donnerstagmittag hieß es jedoch, pakistanische Behörden würden vorerst keinen weiteren Bergungsversuch in die Wege leiten. Damit wolle das Rettungsteam den Wunsch der verunglückten Sportlerin respektieren, wonach niemand sein Leben riskieren sollte, um sie zu bergen. 

Das Management der Sportlerin erklärte, aufgrund der aktuell vorherrschenden Gefahren am Laila Peak werde in Abstimmung ACP der Leichnam nicht geborgen. „Die Angehörigen werden im Austausch mit den Behörden vor Ort die Situation am Laila Peak beobachten und halten es sich offen, eine Bergung zu einem späteren Zeitpunkt zu veranlassen.“

Laut dem „Spiegel“ wäre eine Bergung in diesem Jahr nicht mehr lange möglich. Ab Anfang August verschlechtern sich normalerweise Wetterverhältnisse im Gebiet um den Laila Peak für Bergsteiger deutlich und es fällt vermehrt Schnee. Dann wäre eine Bergung erst ab dem kommenden Frühjahr möglich. (bef/dpa/AFP)

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