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Auf den Schlusssatz kommt es an. Ingo Zamperoni.

© dpa

Matthies meint: Den Meinungsraum stabilisieren - Ingo Zamperoni und letzte Sätze

Das wichtigste Thema ist die Frage, ob Ingo Zamperoni endlich einen Schlusssatz findet. Von dieser Frage kommt man sehr schnell zu Grundsätzlicherem. Eine Glosse.

Eine Glosse von Lars von Törne

Ein maßgebliches Problem des deutschen Journalismus scheint derzeit darin zu bestehen, dass Ingo Zamperoni auf der Suche nach einem Schlusssatz für seine Sendung ist. „Schönen Abend!“ oder „Auf Wiedersehen bis morgen“ ist zu banal, „Passen Sie auf sich auf!“ klingt zu ängstlich, und „Tschö mit ö“, nein, Entschuldigung, das ist Ü-40-Party. Wofür wird er sich nur entscheiden?

Die Sache ist allerdings die, dass praktisch alle Deutschen Ingo Zamperoni ein sehr auskömmliches Grundgehalt finanzieren, aber viele trotzdem keine Ahnung haben, wer er ist, und wofür er einen Schlusssatz sucht. Deshalb hier, quasi als Fußnote: Es handelt sich um den Tagesthemen-Moderator, und in diesem Gewerbe sind ausgefeilte, mit Empathie und Zuversicht bis zum Platzen gefüllte Schlusssätze das A und O.

Die Deutschen aber wenden sich ab von ihren öffentlich-rechtlichen Moderatoren, das ist nicht mehr wie bei Karl-Heinz Köpke, der seinerzeit das Weltgeschehen durch seine Ansagen quasi überhaupt erst Realität werden ließ. Dennoch braucht das System Geld, viel Geld, und deshalb ist gerade die vorgesehene Senkung der Rundfunkgebühren (Fernsehabgaben? Informationssteuern?) abgesagt worden.

Es geht jetzt um Staatsschutz

Und zwar aus Gründen des Staatsschutzes. „In den Ländern, in denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk stark und von hoher Qualität ist“, sagte BR-Intendant Wilhelm jetzt dem „Bayernkurier“, gebe es weniger Extremismus und einen höheren gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Wir brauchen Qualitätsmedien, die den öffentlichen Meinungsraum stabilisieren“.

Oh, es geht ums Ganze. Mit „Ländern“ meinte Wilhelm vermutlich ausnahmsweise nicht Bayern mit seinen drölfzig BR-Radiowellen und ihrem Uffta, sondern eben richtige Länder. Deutschland! Und die Gegenprobe gibt ihm recht: Mali beispielsweise oder Guatemala haben einen saumäßigen Rundfunk, und beide Länder sind folglich auch politisch komplett im Eimer.

Aber auch in deutscher Binnensicht folgt daraus: Je mehr privates Herumgesende, desto schlechter die Demokratie. Die entscheidende Frage also lautet, wie man uns Deutsche nicht nur zum Zahlen bringt, sondern auch zum Zuhören, auf dass der Balsam des öffentlich-rechtlichen Systems heilend eindringe ins Extremistenohr. Wir könnten ja mal damit anfangen, dass jeder Deutsche bis Silvester einen Schlusssatz für Ingo Zamperoni verfasst. Das würde den Meinungsraum sehr stabilisieren.

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