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Ein Passagier verlässt das Kreuzfahrtschiff.

© Charly Triballeau/AFP

Diamond Princess: War das Kreuzfahrtschiff ein Inkubator?

Die ersten Passagiere dürfen die Diamond Princess verlassen. Doch es stellt sich die Frage, wie sich so viele Menschen trotz Quarantäne infizieren konnten.

Am Mittwoch ist es vorbei. Zwei Wochen unter Quarantäne sind beendet – die Ersten der 3000 Passagiere dürfen das Kreuzfahrtschiff Diamond Princess verlassen und zurück auf das Festland. Sie wurden alle negativ auf das Coronavirus getestet. Die Ausschiffung soll insgesamt drei Tage dauern. Zunächst sollte eine Gruppe älterer Menschen von Bord des Luxusliners gehen. Unter ihnen sind Martin Lutterjohann und seine Frau Sakae.

Ihr Weg soll sie so schnell wie möglich nach Tokio führen. „Wir werden unter den 35 Millionen untertauchen“, sagt der 76-jährige Rentner zum Tagesspiegel. „Von japanischer Seite sind wir frei. Ein weiterer Test ist nicht vorgesehen.“ Bei den anfangs 3700 Passagieren und Crewmitgliedern wurden bis Mittwoch 621 Infektionen nachgewiesen.

Das Kreuzfahrtschiff im Hafen von Yokohama bildet den größten Infektionsherd außerhalb von Festlandchina. Die Zahl der Erkrankten im Verhältnis zu den Anwesenden ist hier weit höher als in Wuhan, dem Zentrum der Epidemie. Das Virus soll durch einen Passagier aus Hongkong auf dem Kreuzfahrtschiff verbreitet worden sein. Er hielt sich fünf Tage an Bord auf.

Obwohl die Passagiere zwei Wochen ihre Kabinen nicht verlassen durften, lediglich eine Stunde Ausgang auf dem Schiffsdeck hatten und ein Mundschutz obligatorisch war, stieg die Zahl der Infizierten kontinuierlich. Die „Japan Times“ berichtet von Wissenschaftlern, die das Schiff als Inkubator bezeichnen. Grund dafür könnte ein laxer Umgang mit Hygienemaßnahmen gewesen sein, die Lüftungsanlage oder das Abwassersystem. Umfassende Untersuchungen seien notwendig.

„Es gibt manchmal Umgebungen, in denen sich die Krankheit auf effizientere Weise ausbreiten kann“, sagt Michael Ryan von der Weltgesundheitsorganisation zu der Zeitung. Vor allem Kreuzfahrtschiffe seien dafür bekannt, dass sie gelegentlich die Ausbreitung beschleunigen.

„Ich bin kein Epidemiologe und kann nicht beurteilen, ob die rund 20 Prozent Infizierten ungewöhnlich oder normal sind“, sagt Lutterjohann. „Angst habe ich nicht direkt, ich neige nicht zu Panik, aber Respekt habe ich auf alle Fälle.“ In Tokio werde er eine Maske tragen, es sei denn, er werde in der absoluten Minderheit sein. „Aber das ist wohl unwahrscheinlich.“

Joana Nietfeld

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