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© Jane Garbert

World Wide WEG: Die perfekte Welle

Die Silvester-Party in Melbourne ist in Wasser gefallen - wegen Regens. Unser Autor begibt sich trotzdem gleich wieder ins kühle Nass

Von: Julius Wolf

An: werbinich@tagesspiegel.de

Betreff: Die perfekte Welle

Mein Silvester in Melbourne ist gerade sieben Tage vorbei und trotzdem scheint es weit weg zu sein. Die Mehrheit der Leute in unserem Hostel hat sich einfach nur betrunken. Blieb auch nicht viel anderes übrig, weil wegen Regen sogar das große Feuerwerk ausgefallen ist. Nach der mauen Neujahrsparty habe ich Melbourne verlassen, gemeinsam mit Jane, einer engen Freundin, die vor kurzem ebenfalls nach Australien gekommen ist. Wir fahren nun Richtung Sydney, 1500 Kilometer liegen schon hinter uns. Heute Morgen sind wir in einer menschenleeren Bucht aufgewacht, die wir gestern auf der Suche nach einem kostenlosen Schlafplatz gefunden haben. Bei uns sind Basti, Laurenz und Severin, drei Deutsche, die wir im Royal National Park kennengelernt haben. Hinter uns sind tropenartige Wälder. Und vor uns das Meer.

Ich beobachte das Zelt der drei Jungs. Nach und nach zeigen sich zerknautschte, verschlafene Köpfe und verschwinden wieder. Kurz danach tauchen sie wieder auf, weil es um 10 Uhr zu heiß ist, um weiter drinnen zu liegen. Außerdem rauschen die Wellen und laden zum Schwimmen und Surfen ein. Es wird Zeit, dass ich das erste Mal surfe. Angeblich soll Surfen wie Snowboarden im Tiefschnee sein. Ist es nicht. Es ist besser. Die Wellen haben eine Power, die man nicht erwartet. Von den ersten lasse ich mich einfach auf dem Bauch liegend zum Strand treiben. Jetzt liege ich seit einer halben Stunde auf meinem Board und warte. Aber es wollen keine Wellen mehr kommen. Als endlich wieder eine naht, ist sie schon an mir vorbei, bevor ich überhaupt angefangen habe zu paddeln. Die nächste kommt gleich hinterher und spült mich vom Board. Ich beschließe, Surfen doof zu finden.

Doch genau in diesem Moment kommt die perfekte Welle für mich. Nicht zu groß und nicht zu klein. Ich fange an zu paddeln, ich drück mich vom Board ab und lande im Stand in der Mitte des Boards. Ich surfe! Ein unglaubliches Gefühl. Die Welle rauscht hinter mir und drückt mich nach vorne. Ich versuche, das Gleichgewicht zu halten. Und schreie vor Freude! Gefühlt lege ich einen wunderschönen Ritt hin und surfe bis zum Strand. Als ich mit dem Kopf aus dem Wasser komme, sehe ich Basti, Laurenz und Severin zehn Meter hinter mir im Wasser auf ihren Boards liegen. Sie lachen. „Zwei Sekunden hast du auf dem Board rumgehampelt“, brüllt Laurenz. Vor lauter Lachen fällt er ins Wasser. Aber das ist mir egal.

Surfen ist geil.

Habe gehört, Silvester in Berlin soll schweinekalt gewesen sein? Silvester ist hier schon so weit weg!

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