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Das ganze Land befindet sich in Alarmbereitschaft.

© Foto: Reuters/James Akena

„Die Welt muss mobilmachen“: Ebola in Uganda breitet sich weiter aus

Um Ebola einzudämmen, hat Uganda jetzt Lockdowns verhängt. Nachbarstaaten verschärfen Kontrollen, eine Gesundheitsorganisation fordert mehr Wachsamkeit.

Von Johannes Dieterich

Ugandas Präsident Yoweri Museveni hat sich gegen viele Widerstände durchgesetzt. Obwohl die Maßnahme unbeliebt war, hat er inzwischen doch eine strikte Ausgangssperre über zwei Distrikte im Zentrum des ostafrikanischen Staates verhängt. Die beiden Distrikte gelten als Zentrum des jüngsten Ebola-Ausbruchs im Land.

Der Lockdown verbietet den öffentlichen und privaten Verkehr sowie Sportveranstaltungen und Gottesdienste in den nächsten drei Wochen. Lediglich mit einer Person besetzte Motorräder dürfen in den zentralugandischen Distrikten Mubende und Kasanda unterwegs sein. Zur Eindämmung der Ausbreitung des tödlichen Ebola-Virus seien „besondere Maßnahmen“ nötig, begründete der Staatschef seine Kehrtwende.

Die Zahl der Todesopfer ist inzwischen auf 24 gestiegen, mehr als 60 Infektionsfälle sind derzeit bekannt – das zeigt, wie hoch die Sterblichkeitsrate der Krankheit ist. Ohne Behandlung liegt die Todesrate unter angesteckten Menschen bei über 50 Prozent. Die AIDS Healthcare Foundation (AHF) drängt die Welt angesichts der Lage in Uganda nun zur mehr Wachsamkeit.

„Die Welt muss mobilmachen, um sicherzustellen, dass Uganda und die benachbarten Länder eine robuste Reaktion einleiten, um diesen Seuchenausbruch einzudämmen und zu stoppen“, erklärte die Leiterin des AHF-Büros in Ugandas Hauptstadt Kampala, Penninah Iutung. „Covid-19 hat gezeigt, dass sich Afrika in Gesundheitskrisen nicht auf die Unterstützung der Nordhalbkugel verlassen kann, und bei diesem Ebola-Ausbruch ist das nicht anders.“

Unter den Sterbefällen in Uganda befinden sich auch fünf Pflegekräfte, weitere zehn haben sich angesteckt. Rund 1500 Personen, die mit Infizierten in Kontakt kamen, wurden bislang identifiziert - ein Patient kam in der rund 150 Kilometer östlich gelegenen Hauptstadt Kampala ums Leben.

Dort wurden die Bürger zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Mittlerweile sind aus fünf ugandischen Distrikten Ansteckungsfälle bekannt. In Mubende ist zudem ein Ebola-Fall an einer Grundschule bekannt geworden. Eine Schließung von Schulen wird bislang jedoch ausgeschlossen.

Bisher sind mehr als 20 Todesfälle im Land bekannt.
Bisher sind mehr als 20 Todesfälle im Land bekannt.

© Foto: dpa/Hajarah Nalwadda

Ugandas Nachbarstaaten Tansania, Ruanda, Kenia und Südsudan haben ihre Überwachung an den Grenzen verstärkt und ihr Gesundheitswesen in Alarmbereitschaft versetzt. Zur Eindämmung wurden Fachkräfte der Weltgesundheitsorganisation WHO sowie des afrikanischen und US-amerikanischen Zentrums für Seuchenbekämpfung (CDC) in den ostafrikanischen Staat gesandt. Washington verbot die Einreise von Ugandern (rund 140 Reisende am Tag) zumindest bislang nicht, allerdings wurden an mehreren Flughäfen die Gesundheitskontrollen verstärkt.

Möglichst bald sollen auch Impfstoffe nach Uganda versandt werden, die sich noch in der Testphase befinden. Mehrere Vakzine, die bei der bisher größten Ebola-Epidemie in Westafrika sehr erfolgreich zum Einsatz kamen, haben sich gegen die in Uganda grassierende Ebola-Variante, das „Sudan-Virus“, als wirkungslos erwiesen. Allerdings zeigte sich ein vom US-Institut Sabin entwickelter Impfstoff in Tierversuchen effektiv. Von diesem sollen jetzt rund 10.000 Dosen in Uganda weiter getestet werden. Die Regierung in Kampala muss dafür jedoch noch grünes Licht geben.

Auch Medikamente zur Behandlung der Virenkrankheit wie das bereits gegen Covid erfolgreich eingesetzte Remdesivir und ein MBP134 genanntes Präparat sollen in den kommenden Wochen aus den USA nach Uganda gesandt werden. Gemeinsam eingesetzt überlebten 80 Prozent der Tiere ihre Erkrankung, die mit dem Sudan-Virus infiziert worden waren.

10.000
Impfdosen sollen jetzt im Land gegen das Virus getestet werden

Beim jüngsten Ebola-Ausbruch handelt es sich um den fünften bekannt gewordenen in Uganda. Bei einer Epidemie mit der Zaire-Variante starben im Jahr 2000 mehr als 200 Menschen. Die bisher tödlichste Epidemie tobte zwischen 2014 und 2016 in den westafrikanischen Staaten Liberia, Sierra Leone und Guinea.

Damals kamen über 11.000 Menschen ums Leben. Ebola gilt als eine der tödlichsten Infektionskrankheiten: Angesteckte kommen meist qualvoll durch innere Blutungen ums Leben. Im Gegensatz zu Corona wird das Virus nicht über die Luft, sondern lediglich über den Kontakt von Körperflüssigkeiten übertragen. Nach Auffassung von Gesundheitsexperten ist Uganda wesentlich besser auf den Ebola-Ausbruch vorbereitet, als es die westafrikanischen Staaten vor acht Jahren waren.

Das Land verfügt über moderne Labore, die das Virus identifizieren können, und über ein verhältnismäßig gutes Gesundheitssystem. Probleme bereiten den Seuchenbekämpfern allerdings wie überall in Afrika Gewohnheiten und Überzeugungen der Bevölkerung: wie das ausführliche Waschen von Verstorbenen, die in diesem Stadium besonders ansteckend sind.

Auch der Besuch bei Heilerinnen und Heilern stellt Uganda vor Probleme: Patienten reisen oft weite Strecken, um einen der traditionellen Mediziner aufzusuchen. Präsident Museveni reagierte jetzt mit einem allgemeinen Praktizierverbot für Heilerinnen und Heiler. Die Polizei soll außerdem Infizierte festnehmen, die sich nicht freiwillig isolieren.

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