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Im Traum ist alles bereits fertig: Blick auf die Animation des Mobility Pavillons der Expo in Dubai. Auch über die erwarteten Besucher weiß man dort schon Bescheid.

© Expo2020/Dubai

Expo 2020: Dubai rüstet sich für die Weltausstellung

„Chancen, Mobilität, Nachhaltigkeit“ – so lassen sich die Themen der Weltausstellung in Dubai übersetzen.

Draußen hat der Wüstenwind mit feinsten Sandpartikeln jede Fernsicht genommen, drinnen wird der Blick in die Ferne gelenkt: Drinnen, das ist in der Organisationszentrale der Weltausstellung, die 2020 nahe Dubai, der Glitzerstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, abgehalten werden soll. Gegen Sandstürme ist wohl noch kein Kraut gewachsen, ansonsten aber soll die kommende „Expo 2020“ eine in jeder Hinsicht glänzende Zukunft zeigen. Ihr Motto lautet „Connecting Minds, Creating the Future“, aber das ist naturgemäß recht allgemein. Die Menschen (minds) verbinden und die Zukunft gestalten – wer wollte das nicht!

Hier kollidieren Nachhaltigkeit und Energieverbrauch mächtig

Spezifischer sind die drei Unterthemen „Opportunity, Mobility, Sustainability“, die das aus Angehörigen von zwei Dutzend Nationen zusammengesetzte Organisationsteam zur Anschauung bringen soll. „Opportunity“, Möglichkeit, steht dabei für die Aufgabe, „unser“ Potenzial und „unsere“ Träume zu realisieren, „Mobility“ für die Frage, wie Menschen und Ressourcen bewegt werden müssen, um solche Zukunftsziele zu erreichen; und „Sustainability“ – die so unelegante „Nachhaltigkeit“ – erklärt sich gewissermaßen selbst. Beim Besuch von Dubai ohnehin, denn wenn es einen Ort gibt, bei dem der hehre Anspruch auf ökologische Nachhaltigkeit mit der schnöden Wirklichkeit des schier unbegrenzten Ressourcen- und speziell Energieverbrauchs kollidiert, dann ist es Dubai.

Die Pavillons haben die Form von Blütenblättern

2020 wird zwar nicht ganz Dubai die Ökowende geschafft haben, aber zumindest das Expo-Gelände – gelegen außerhalb der Stadt in Richtung des benachbarten Abu Dhabi – soll nachhaltig bebaut sein. Auf dem Expo-Gelände soll es keine Wegwerf-Architektur geben, sondern demontierbare Pavillons, zum Eigenausbau oder fertig zur Miete. Dies für die weniger ehrgeizigen unter den 170 Staaten, die bereits zugesagt haben sollen, aber noch nicht offiziell genannt werden. Daneben wird es Pavillons in Expo-gewohnter, eigener Architektur geben. Jedem der drei in Form von Blütenblättern ausgebreiteten Themen ist ferner ein eigener Pavillon gewidmet, für die drei bekannte Architekturfirmen als Designer bestimmt wurden: Foster + Partners, Nicholas Grimshaw sowie Santiago Calatrava.

"Innovationen warten nicht auf Expos"

Das lang gestreckte zentrale Ausstellungsgebäude ist anschließend als Messehalle eingeplant, angebunden durch die bereits im Bau befindliche Schnellbahnstrecke. Diese ist ein Abzweig der bestehenden Linie entlang der Hauptverkehrsader der Stadt. Und die hieße nicht Dubai, würde nicht in Nachbarschaft des Expo-Areals ein weiterer internationaler Flughafen hochgezogen. Ist doch der bestehende Airport nach Passagierzahlen längst in die Weltspitze aufgestiegen.

Wozu Weltausstellungen heute noch gut sind, ist eine Frage, die auch Dubai nicht befriedigend beantworten wird. Entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts als Leistungsschauen der damals noch nicht in „Echtzeit“ vernetzten Volkswirtschaften, gilt heute, dass „Innovationen nicht auf Expos warten“. Was der Besucher zu sehen bekommt, hat er zuvor bereits sehen können. Also, so Expo-Sprecherin Courtney Trenwith, soll Dubai ein „Live-Erlebnis der Innovationen“ bieten. Und es soll belegt und erfahrbar gemacht werden, dass „Innovationen von überall her kommen“ – getreu dem Selbstverständnis der sich als Marktplatz der Welt verstehenden Vereinigten Emirate, wo „Markt“ im doppelten Sinne verstanden wird als Ort des Handels wie des zwischenmenschlichen Austauschs.

Die Besucher-Prognosen stehen

Wegen des bereits Mitte Mai schwer erträglichen Klimas wird diese Expo im Winterhalbjahr stattfinden, vom 20. Oktober 2020 bis zum April 2021. 173 Tage lang wird das 4,38 Quadratkilometer messende Gelände von zehn Uhr morgens bis ein Uhr nachts geöffnet sein, für erwartete 180000 Besucher pro Tag und bis zu 300000 an Spitzentagen.

Prognostiziert werden 20 Millionen Besuche insgesamt – nicht Besucher, denn etliche Touristen werden mehrfach aufs Gelände kommen. Interessant ist die erwartete Verteilung der drei Viertel ausländischer Gäste nach Herkunftsländern: An erster Stelle wird Indien als auch in puncto Reisetätigkeit machtvoll aufstrebende Nation stehen, gefolgt vom Nachbarn Saudi-Arabien, dessen Bewohner das Laissez-faire der Emirate sehr zu schätzen wissen; China folgt an vierter Stelle, Deutschland auf Rang 10.

Rings um das Expo-Gelände entsteht eine Wohn-Stadt für bis zu 30000 Einwohner, die zunächst die temporär Beschäftigten aufnehmen wird. „Wir bauen eine Stadt, die zufällig eine Expo ausrichtet“, formuliert es Trenwith, „nicht andersherum, wie es früher der Fall war“. Ein Ankermieter für die Verwaltungsbauten ist schon gefunden: Siemens will hier sein Weltlogistikzentrum einrichten.

Die Mitarbeiterinnen zweifeln nicht am Wachstum

Die kosmopolitischen Mitarbeiterinnen des Expo-Teams jedenfalls zweifeln keine Sekunde am glücksverheißenden Wachstum Dubais und seiner künftigen Weltausstellungs-Stadt. „Ich fühle mich hier ganz und gar zu Hause“, hört man da, oder: „Ich lebe hier seit 14 Jahren mit Familie, die Bildungseinrichtungen sind klasse.“

Draußen vor der Tür des klimatisierten Gebäudes empfängt einen die wahrlich heiße, vom sandigen Staub getrübte Wirklichkeit. Und dann stellt man wenige Stunden später überrascht fest, dass so ein Sandsturm ebenso schnell abklingen kann, wie er aufgezogen ist. In Dubai scheint eben alles möglich.

Die Reise nach Dubai wurde von der Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in Berlin unterstützt.

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