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Drei Patienten tot, mehr als 50 Verletzte : Verdacht auf Brandstiftung bei Hamburger Klinik – 72-Jähriger festgenommen
Die Ursache für das Feuer in der Nacht im Marienkrankenhaus im Hamburger Stadtteil Hohenfelde könnte vielleicht bald geklärt werden. Die Polizei hat einen 72-jährigen Patienten festgenommen.
Stand:
Nach dem Brand im Marienkrankenhaus in Hamburg mit drei Toten ist ein 72 Jahre alter Patient wegen des Verdachts der Brandstiftung festgenommen worden. Es haben sich Hinweise ergeben, dass er dringend tatverdächtig sein könnte, teilte die Polizei mit. Der Beschuldigte solle am Montag einem Haftrichter vorgeführt werden.
„Ob sich der Beschuldigte bei der Begehung der mutmaßlichen Tat in einem psychischen Ausnahmezustand befunden hat, ist Gegenstand der Ermittlungen, die weiterhin andauern“, hieß es weiter.
Bei den Todesopfern des nächtlichen Brands im Marienkrankenhaus im Hamburger Stadtteil Hohenfelde handelt es sich um drei Männer im Alter von 84, 85 und 87 Jahren. Das teilte die Polizei am frühen Mittag mit. Bei dem Feuer wurden nach aktuellem Kenntnisstand 55 Menschen verletzt, eine Person schwebt noch in Lebensgefahr.
Als die ersten Feuerwehrleute am Hamburger Marienkrankenhaus eintrafen, zeigte sich ihnen eine katastrophale Lage. „An den Fenstern waren mehrere Patientinnen und Patienten, die da um Hilfe gerufen haben“, sagt Feuerwehrsprecher Lorenz Hartmann.
Schlechte Sichtverhältnisse in Klink in Hamburg
Der Brand war in einem Zimmer einer geriatrischen Station ausgebrochen. Flammen kamen aus dem Fenster im Erdgeschoss und schlugen an der Fassade auf das darüber liegende Geschoss über. Auch das Fenster des oberen Zimmers zerbarst, Rauch breitete sich in der neurologischen Station aus.
Die Rettung gestaltete sich schwierig. Ältere Patienten im Rollstuhl mussten mit Fluchthauben durch die verqualmten Flure gebracht werden. Kranke, die einigermaßen mobil sind, wurden über eine Drehleiter oder tragbare Leitern gerettet.
Ein Polizist vor Ort sagte, die Feuerwehrleute hätten in dem Gebäude trotz ihrer Lampen kaum etwas sehen können, so dicht sei das Gemisch aus Qualm und Wasserdampf gewesen. Wie viele Patienten evakuiert werden mussten, ist am Morgen noch unklar. Die Flure waren nach Angaben des Polizisten so verqualmt, dass einige Patienten zunächst in ihren Zimmern gelassen wurden. Auf dem Flur sei die Gefahr einer Rauchvergiftung noch größer gewesen.
Die Retter nutzten beide Seiten von Haus 2 der Klinik, um die Menschen aus dem viergeschossigen Gebäude zu retten. Wie viele es waren, kann Hartmann nicht sagen.
Die Feuerwehr wurde gegen 0.23 Uhr alarmiert. Als die ersten Kräfte am Brandort eintrafen, riefen sie Verstärkung. Schließlich waren vier Löschzüge mit 160 Feuerwehrleuten im Einsatz. Weitere Hilfsorganisationen unterstützten die Rettung, sodass schließlich 220 Einsatzkräfte vor Ort waren. Das Feuer sei nach etwa 20 Minuten gelöscht gewesen, sagt der Sprecher.
Auch Erdgeschoss nur mit Leiter erreichbar
Der Brandherd lag zwar im Erdgeschoss, doch die Retter kamen von außen schlecht an die Hilfesuchenden dran. Vor dem Souterrain des Gebäudes ist eine Art Graben für die Fenster des Untergeschosses, sodass Feuerwehrleute mit vollem Atemschutz und Ausrüstung etwa 2,50 Meter hoch zu einem Zimmerfenster klettern mussten, wie die Polizei berichtet. Die Fenster sind aus Kunststoff.

© dpa/Steven Hutchings
Eine Rußspur zieht sich bis zur obersten Etage. Nach dem Ende des Feuerwehreinsatzes war das Aufleuchten von Scheinwerfern in den betroffenen Zimmern zu sehen. Möglicherweise überprüften Feuerwehrleute, ob noch giftige Gase vorhanden waren, wie die Polizei erklärt. Allerdings waren auch Brandermittler vom Landeskriminalamt vor Ort. Zur Brandursache konnten die Beamten zunächst nichts sagen.
Das katholische Marienkrankenhaus ist eine der größten Kliniken Hamburgs. Es hat nach eigenen Angaben rund 600 Betten und behandelt jedes Jahr etwa 93.000 Patienten. Die meisten Verletzten konnten in die eigene zentrale Notaufnahme gebracht werden. Nur zwei Personen seien in benachbarte Krankenhäuser gebracht worden, so die Feuerwehr.
Nach dem Löschen der Flammen und der Rettung brauchten einige der Retter selbst Hilfe. Ein Kriseninterventionsteam kümmert sich nach Angaben von Hartmann um die Betroffenen.
Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte anlässlich des Brands in Hamburg bereits einen verbesserten Brandschutz in Krankenhäusern. „Es braucht eine gesetzliche Pflicht zur Installation von selbstständigen Löschanlagen in sämtlichen Patienten- und Personalzimmern“, erklärte Brysch.
Da die oft immobilen Kranken es nicht ohne fremde Hilfe aus der Gefahrenzone schaffen und schlafende Menschen den Brandrauch nicht riechen, könnten Sprinkleranlagen so zu Lebensrettern werden. „Die Investition für die Nachrüstung haben die Länder zu tragen.“ (dpa, AFP)
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