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Polizeibeamte stehen an einer Absperrung an der Kreisstraße 22.

© Sebastian Gollnow/dpa

Update

Polizisten im Landkreis Kusel getötet: Ermittler nehmen zwei Tatverdächtige fest

Bei einer Verkehrskontrolle in Rheinland-Pfalz sind zwei Polizisten erschossen worden. Die Täter entkamen zunächst. Zwei Männer wurden festgenommen.

Von Frank Jansen

Nach dem Mord an zwei Polizisten in Rheinland-Pfalz hat die Polizei zwei Tatverdächtige festgenommen. Bei einem handelt sich um den zuvor zur Fahndung ausgeschriebenen 38 Jahre alten Mann aus dem Saarland, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz in Kaiserslautern sagte.

Der Mann sei im saarländischen Sulzbach festgenommen worden. Er war der Polizei bereits wegen früherer Unfallflucht bekannt. Die Polizei hatte nach Informationen des Tagesspiegels den Personalausweis und den Führerschein des 38-Jährigen am Tatort gefunden.

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Am Abend wurde dann auch ein zweiter Tatverdächtiger festgenommen. Der 32-Jährige sei wie zuvor der 38-Jährige im saarländischen Sulzbach gefasst worden, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Die Fahndungsmaßnahmen liefen aber noch, weil nicht ausgeschlossen werden könne, dass es weitere Mittäter gebe.

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Wie der Tagesspiegel erfuhr, wurden der 32-Jährige wie auch der 38-Jährige in dessen Haus festgenommen. Der 32-Jährige hatte sich im Keller versteckt. Es ist aber offen, ob er an der Tötung der Polizisten beteiligt war.

In der Nacht zum Montag waren bei einer Verkehrskontrolle im Landkreis Kusel in Rheinland-Pfalz zwei Polizeibeamte durch Schüsse tödlich verletzt worden. Die Hintergründe des Geschehens sind den Angaben zufolge noch unklar.

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Die Polizei hatte den Haupttatverdächtigen offenbar nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch im Saarland gesucht. Laut dem Saarbrücker Ministerpräsidenten Tobias Hans (CDU) stammen die Polizisten beide aus dem Saarland.

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Die Beamten der Polizeiinspektion Kusel seien auf einer routinemäßigen Streifenfahrt unterwegs gewesen, hätten aber Uniform und Sicherheitswesten getragen, berichtete eine Sprecherin der Polizei in Kaiserslautern.

Bei einer Verkehrskontrolle auf der Kreisstraße 22 in Ulmet etwa um 4.20 Uhr seien die tödlichen Schüsse gefallen. Sicherheitskreise bestätigten, dass die Beamten zuvor im Kofferraum des gestoppten Fahrzeugs totes Wild entdeckt hatten. Darüber berichtete zuerst die „Bild“-Zeitung.

Polizeibeamte stehen an einer Absperrung an der Kreisstraße 22.
Polizeibeamte stehen an einer Absperrung an der Kreisstraße 22.

© Sebastian Gollnow/dpa

Die Polizisten hätten noch selbst eine Funkmeldung mit den Worten „Die schießen“ absetzen können, sagte ein Polizeisprecher. Als die Verstärkung am Tatort ankam, sei es für die 24-jährige Polizistin und ihren 29 Jahre alter Kollegen bereits zu spät gewesen. Nach Informationen des Tagesspiegels schoss der Polizist sein ganzes Magazin leer. Die Kollegin starb hingegen, ohne die Waffe gezogen zu haben. Die Pistole steckte noch im Holster, als Einsatzkräfte den Tatort erreichten.

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Die erschossene Polizistin war der Gewerkschaft der Polizei (GdP) zufolge Studentin. Die Polizeikommissaranwärterin habe an der Hochschule der Polizei in Hahn (Hunsrück) studiert, sagte der Sprecher des in Kaiserslautern ansässigen Polizeipräsidiums Westpfalz, Bernhard Christian Erfort, dem Tagesspiegel.

Der ebenfalls getötete Kollege, ein Polizeioberkommissar, sei ein „erfahrener, guter Polizist“ gewesen. Er habe den Kollegen gekannt, sagte Erfort, das mache ihn zusätzlich betroffen.

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„Da ist nur Wald und Wiese“

Offen ist, warum die Kollegen überhaupt in der Nacht ein Fahrzeug auf der Kreisstraße zwischen zwei kleinen Orten kontrollierten. „Da ist nur Wald und Wiese“, sagte Erfort. Womöglich habe es einen Anlass für eine Nachfahrkontrolle gegeben. Das werde alles überprüft.

Verdächtige Ereignisse in der Region habe es in der jüngeren Vergangenheit nicht gegeben. „Die letzten Wochen waren wie immer“, sagte Erfort. Die beiden Kollegen seien mit einem "zivilen Streifenwagen" unterwegs gewesen. Warum sie kein Fahrzeug nahmen, das als Polizeiwagen zu erkennen ist, konnte Erfort nicht sagen.

Es gebe viele Hinweise aus der Bevölkerung, sagte Erfort. Leute hätten es in der Nacht knallen gehört. Hinweise auf ein gezieltes Attentat oder ein politisches Motiv gebe es nicht.

Es werde mit Hochdruck nach den flüchtenden Tätern gefahndet, teilte die Polizei mit. Am Tatort würden Spuren gesichert. Die Kreisstraße 22 ist bei Mayweilerhof und Ulmet voll gesperrt. Die Polizei bittet die Einwohner, im Landkreis Kusel keine Anhalter mitzunehmen. Mindestens ein Tatverdächtiger sei bewaffnet. Zeugen, die etwas Verdächtiges wahrgenommen haben, werden gebeten, sich unter der Rufnummer 0631 3692620 mit der Polizei in Kaiserslautern in Verbindung zu setzen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich am Abend auf Twitter: „Was in Kusel passiert ist, bedrückt mich sehr.“ Er denke an die „vielen Polizist*innen, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um uns Bürger*innen zu schützen.“

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser reagierte mit großer Bestürzung auf den gewaltsamen Tod. „Unabhängig davon, welches Motiv der Tat zugrunde liegt: Diese Tat erinnert an eine Hinrichtung, und sie zeigt, dass Polizistinnen und Polizisten jeden Tag ihr Leben für unsere Sicherheit riskieren“, sagte die SPD-Politikerin. „Meine Gedanken sind bei den Familien, Freunden und Kollegen der Opfer. Wir werden alles tun, um die Täter dingfest zu machen.“

Sie habe dem rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz (SPD) jede Unterstützung angeboten, die für eine möglichst schnelle Festnahme der Täter und für die Ermittlungen benötigt werde, sagte Faeser. Lewentz sagte am Montagmittag: „Ich bin sehr erschüttert.“

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Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) reagierte mit Bestürzung. „Die Tat ist entsetzlich“, erklärte Dreyer auf Twitter. „Es bestürzt mich sehr, dass zwei junge Menschen im Dienst ihr Leben verloren haben.“ Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen sowie den Kolleginnen und Kollegen der Opfer.

Die Ministerpräsidentin hat als Zeichen der Trauer im Einvernehmen mit dem Innenminister Trauerbeflaggung im Land angeordnet. Für alle Streifenwagen in Rheinland-Pfalz ist Trauerflor vorgesehen.

Die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner zeigte sich „schockiert“ über die Tat. „Zwei Polizisten sind erschossen worden, die ihre Arbeit machten. Zwei Beamte, die für unsere Sicherheit da waren, die nun selbst Opfer unfassbarer Gewalt geworden sind“, teilte Klöckner mit. Den Familien und Angehörigen der Opfer sprach sie volle Solidarität aus.

Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, zeigte sich bestürzt und fassungslos. „Es ist unbegreiflich, wenn Polizistinnen oder Polizisten bei der Erfüllung ihrer Aufgabe, die Bevölkerung vor Gefahren zu schützen, zum Angriffsziel werden und ihr Leben verlieren“, sagte Münch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer sowie den Kolleginnen und Kollegen vor Ort. Das BKA werde bei der Aufklärung der Tat „seine volle Unterstützung“ leisten, sagte Münch.

Parallelen zu früheren Fällen

Der Fall erinnert an teilweise ähnliche Angriffe auf die Polizei mit tödlichen Folgen. Im April 2007 schossen die NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in Heilbronn mit Pistolen auf zwei Polizisten, die in einem Streifenwagen saßen und eine Pause machten. Die Polizistin Michèle Kiesewetter starb durch einen Kopfschuss, ihr Kollege überlebte wie durch ein Wunder. Auch ihm hatte einer der Neonazis in den Kopf geschossen.

Im Februar 1997 tötete der Berliner Neonazi Kay Diesner auf einem Autobahnparkplatz in Schleswig-Holstein einen Polizisten und verletzte einen weiteren schwer, als die beiden ihn kontrollieren wollten. Diesner schoss mit einer halbautomatischen Waffen, einer Art Pumpgun. Erst nach einer Verfolgungsjagd konnten die Polizei den Täter auf einer Landstraße stoppen und überwältigen. Diesner hatte wenige Tage zuvor in Berlin bereits einen Buchhändler angeschossen und schwer verletzt.

Bei der Fahndung nach den Tätern vom Landkreis Kusel wird die Polizei anhand der Schusswunden der getöteten Kollegen wie auch der möglicherweise zu findenden Patronenhülsen untersuchen, mit welcher Waffe oder welchen Waffen gefeuert wurde. Ist ein Waffentyp ermittelt, kann das Spektrum der Tatverdächtigen möglicherweise mit früheren Fällen abgeglichen werden. (mit dpa, AFP)

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