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Juwel in der Abendsonne. Der neue Flughafen von Katar.

© AFP/Ho/New Doha International Airport

Andere sind auch nicht besser: Eröffnung des Flughafens Katar wenige Stunden vorher abgeblasen

Es ist wie beim BER, die Rauchanlage ist wohl das Hauptproblem. Und es gibt noch ein paar andere Dinge wie Zeitverzögerung, Kostenexplosion, Streit. Die Deutsche Bahn baut dort übrigens die Bahnanbindung.

In der Golfregion setzt man gewöhnlich auf Superlative. Doch am Ostermontag musste die Eröffnung eines der jüngsten Renommierprojekte nur wenige Stunden vor dem Termin, zu dem Ehrengäste und Presse bereits geladen waren, auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Am neuen Großflughafen von Doha im Emirat Katar gibt es Sicherheitsmängel, dem Vernehmen nach hapert es wie am Flughafen Berlin Brandenburg (BER) beim Brandschutz.

Um 12.30 Uhr Ortszeit sollte eine Maschine des Homecarriers Qatar Airways als erstes Flugzeug auf einer der beiden Pisten des New Doha International Airport landen (NDIA). Dort standen bereits die Begrüßungsgeschenke für die Passagiere der ersten Linienflüge bereit. Weit hätte es der Jet nicht gehabt, denn der alte Flughafen liegt gleich nebenan. Doch die große Eröffnung am 1. April wurde für alle Beteiligten ein Aprilscherz. In den frühen Morgenstunden wurde der Termin abgesagt. Zur Begründung hieß es, der neue Flughafen würde nicht den neuen Sicherheitsbestimmungen der Abteilung für Zivilverteidigung des Innenministeriums entsprechen. Dahinter verbirgt sich die Feuerwehr des Emirats.

Man begrüße die Bemühungen des Ministeriums, die Sicherheitsstandards in Katar zu erhöhen, sagte der Leiter des Lenkungsausschusses für den inzwischen nach dem Herrscher des Landes in Hamad International Airport umbenannten Flughafens. Die Anlage sei allerdings durch eine Reihe von internationalen Vertragspartnern fertiggestellt worden, von denen die Einsatzfähigkeit der Systeme beaufsichtigt wurde, betonte Abdulaziz al Noaimi, zugleich Chef der Zivilluftfahrtbehörde. Diese hätten dem Flughafen internationale Sicherheitszertifikate ausgestellt. Ein neuer Eröffnungstermin werde in Kürze bekannt gegeben. Der Eröffnungsflug wäre ohnehin der vorerst einzige Besuch von Qatar Airways am neuen Mega-Flughafen gewesen. Denn die Inbetriebnahme wäre in einem sogenannten Soft Opening erfolgt, bei dem zunächst Teilkapazitäten genutzt werden. Vorerst sollten hier nur Billigflieger wie Air Arabia und Fly Dubai und kleinere Airlines aus der Region abgefertigt werden. Weil die Ausstattung der 17 Vielfliegerlounges nicht vorankommt, wollte der Homecarrier erst zum Jahresende umziehen.

Im Sommer 2012 war der 245-Millionen-Dollar-Ausbauvertrag mit einem Joint-Venture der deutschen LindnerGruppe und der in Dubai ansässigen Depa Limited gekündigt worden. Beide Seiten werfen sich vor, die Verzögerungen verursacht zu haben. Inzwischen fordert Qatar Airways von der geschassten Firma 600 Millionen Dollar Schadensersatz.

Eigentlich hatte der neue Flughafen, für den die amerikanische Bechtel Corporation die Projektleitung übernommen hat, bereits 2009 eröffnet werden sollen. Doch es gab immer wieder Verzögerungen. Zuletzt sollte der New Dubai International Airport am 12. 12. 2012 in Betrieb gehen, doch auch dieser Termin konnte nicht eingehalten werden. Auch die Kosten sind explodiert. War bei der Grundsteinlegung im Januar 2005 noch von 5,5 Milliarden US-Dollar die Rede, sind es heute mehr als 15 Milliarden allein für die erste Ausbauphase. Deren Kapazität wurde allerdings auch auf 28 Millionen Passagiere im Jahr verdoppelt (BER: 27 Millionen). Nach 2015, spätestens bis zur Fußballweltmeisterschaft, die 2022 in Katar stattfindet, soll der Airport 50 Millionen Fluggäste bewältigen.

Der New Doha International Airport hat eine Gesamtfläche von 2200 Hektar (BER: 1470 Hektar). Um Platz für den Neubau vier Kilometer östlich des bisherigen Flughafens zu schaffen, mussten 60 Prozent des Areals durch Aufschüttung von 60 Millionen Kubikmetern Sand aus dem Meer gewonnen werden. Der dreigeschossige Terminal wurde vom international renommierten türkischen Flughafenbetreiber TAV gebaut. Er hat eine Gesamtfläche von 600 000 Quadratmetern (BER: 280 000) und verfügt über 41 Abfertigungspositionen mit Fluggastbrücken (BER: 25), von denen sechs für den doppelstöckigen Großraumjet Airbus A380 ausgelegt sind. Indirekt hat auch Hany Azer, den Berlins neuer Flughafenchef Mehdorn sich jetzt als Berater geholt hat, mit dem Flughafen in Doha zu tun. Azer, einst leitender Ingenieur beim Bau des Berliner Hauptbahnhofs und ehemaliger Projektleiter von Stuttgart 21, plante für DB International auch den Bau der neuen Metro in Doha, die künftig den neuen Airport ansteuern soll.

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