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„Es ist nicht leicht, ein Veltins zu sein“: Enterbter Brauerei-Sohn lebt von Bürgergeld und würde lieber Meier heißen
Carl-Clemens Veltins gab Millionen aus, musste wegen Drogenhandels ins Gefängnis und ist nun pleite. Seine reiche Schwester beneidet er aber nicht, erklärt er jetzt in einem Interview.
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Der enterbte Sohn der Brauerei-Familie Veltins hadert mit seinem Namen. Das sagte der 63-jährige Carl-Clemens Veltins in einem Interview mit dem „Spiegel“. Er stelle sich immer nur mit seinem Vornamen vor.
„Es ist nicht leicht, ein Veltins zu sein, wenn du nicht mit dem entsprechenden Budget ausgestattet bist. Wenn du dich irgendwo beteiligst, erwarten alle, dass du mit der großen Schippe Geld kommst“, sagte er dem „Spiegel“. „An manchen Tagen würde ich lieber Meier heißen.“
Carl-Clemens Veltins hatte nach dem Tod seiner Mutter 1994 nichts geerbt. Das Millionenvermögen ging an die beiden Schwestern. Als Jugendlicher hatte er auf einen Pflichtanteil verzichtet. Im Interview schildert er eine Szene, wie ihn seine Mutter nach einer durchfeierten Nacht an seinem 18. Geburtstag zum Notar „geschleppt“ habe und gesagt habe, er müsse da was unterschreiben.
Fünf Millionen Mark verprasst
Im Juni war Veltins vor dem Landgericht Arnsberg damit gescheitert, einen Anteil am Millionenerbe einzuklagen. Nun wolle er in die nächste Instanz gehen, sagte er dem „Spiegel“.
Im Interview wird er auch auf fünf Millionen Mark angesprochen, die ihm seine Mutter in den Achtzigerjahren zukommen ließ und von denen am Ende nichts übrig war. Einen schlechten Umgang mit Geld will Veltins darin nicht erkennen. „Ich habe in Firmen investiert, zig Millionen verdient und alles ausgegeben. Ich bin Rennen gefahren mit meinem 911er-Porsche, habe viel gefeiert und hatte immer wunderschöne Frauen. Ich habe zehn Jahre lang super gelebt“, sagte er dem „Spiegel“.
Eigene Fehler sieht er nicht. Auch nicht nach einer zweijährigen Gefängnisstrafe wegen Drogenhandels und einem Verstoß gegen das Waffengesetz. „Dass ich wegen Kokainhandels verurteilt wurde, war lächerlich“, sagte er dem „Spiegel“.
Ich hatte nie ein schlechtes Gewissen.
Carl-Clemens Veltins
Über seine Kindheit erzählt Veltins im Interview, sie sei wunderschön gewesen, doch nach der Scheidung seiner Eltern und dem Wegzug des Vaters, habe er sich im Stich gelassen gefühlt. Seine Mutter habe ihn ins Internat „gesteckt“.
Auch dort hatte der junge Veltins dem „Spiegel“ zufolge einige Probleme. Seine Familie habe Schmerzensgeld zahlen müssen, nachdem er bei einem Streit einen Mitschüler verletzt hatte. Im Interview schildert er, wie er ohne Führerschein einen Unfall mit dem Auto seiner Schwester baute und wie ein Freund Jagdwaffen aus dem Schrank seiner Mutter verkaufen wollte. „Ein unrühmliches Thema, aber ich hatte nie ein schlechtes Gewissen, weil ich mit denen (A.d.R.: seinen Eltern) nichts zu tun hatte.“
Für die nächste Instanz im Rechtsstreit mit seinem Familie rechnet sich Veltins gute Chancen aus, wie er sagt. Ob er damit Erfolg haben wird, ist allerdings fraglich. „Auch die Enterbung eines Kindes ist zu respektieren“, hatte die Richter zu ihrer Entscheidung im Juni gesagt. Etwaige Ansprüche auf einen Pflichtteil, die der Kläger hatte geltend machen wollen, seien mehr als 30 Jahre nach dem Tod der Mutter längst verjährt.
Veltins lebte zuletzt laut eigener Aussage von Bürgergeld.
Dennoch glaubt er, besser dran zu sein als seine älteste Schwester Susanne. Sie ist die Alleininhaberin der Veltins-Brauerei, das Unternehmen erwirtschaftete 2024 ein Rekordergebnis von 459 Millionen Euro. Im „Spiegel“ sagt er über sie: „Dafür musste sie ihr Leben lang in dem Kaff Meschede hocken, wo die Firma ihren Sitz hat. Ich weiß nicht, ob meine Schwester glücklicher ist als ich. Seit dem Jahreswechsel ist sie im Ruhestand, jetzt kann sie Kissen für ihre Verwandtschaft besticken. Meins wär das nicht.“
Dem Bier seiner Familie ist Veltins trotz des ganzen Ärgers treu geblieben. „Ich trinke kaum noch Alkohol. Aber wenn, dann Veltins“, sagte er im Interview. (juw)
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