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Aber bitte mit Fahne. Anfangs konnte sich unsere Kolumnistin für Fußball nicht erwärmen. Jetzt geht sie immerhin zum Public Viewing.

© privat

Kolumne: Was machen wir JETZT?: Fan werden

Bist du ein Fußball-Fan? Das fragte letzte Woche Björn Stephan. Unsere Kolumnistin antwortet ihm heute.

Vor kurzem war ein amerikanischer Couch-Surfer zu Besuch in Berlin. Um ihn möglichst realitätsnah in die deutsche Kultur einzuführen, musste er mit uns das erste EM-Spiel der deutschen Elf anschauen. Schwarz-Rot-Gold-Blumenkette umgehängt, den halben Liter Bier in die Hand und da wird das mit dem Fußball schon funktionieren – dachten wir. „I like football better, you know?“, sagt er nach zwei Minuten. Football ist nicht etwa das, was wir unter Fußball verstehen, denn das heißt im Amerikanischen Soccer. Unser Freund aus New York steht also viel mehr auf American Football, einen Sport mit mehr Körpereinsatz, mehr Muskeln und ohne runden Ball. Das Bier ließ er nach wenigen Schlucken auch stehen. Fußball als Kulturgut ist nicht mit aller Welt teilbar.

Aber warum gehört Fußball eigentlich so untrennbar zur deutschen Kultur wie Sauerkraut, Weißbier und Marianne Rosenberg? Dabei gibt es doch so viel spannendere Sportarten. Sei es Football oder Basketball – da passiert wenigstens richtig was! Fußball hingegen ist, was die Bundesliga betrifft, eine eher lahme Angelegenheit. Spielfeld zu groß, Spielzeit zu lang und die Fußballer sind auch nicht das Gelbe vom Ei und dabei komplett überbezahlt. Während beim Basketball mal locker 80 Körbe pro Spiel geworfen werden, hat man beim Fußball Aussicht auf vielleicht zwei Tore. In 90 Minuten kann ich einen Action-Thriller sehen, ein erschöpfendes Sportprogramm durchziehen oder eine mehrstöckige Torte backen. Ich könnte sogar nach London fliegen. Stattdessen schauen viele lieber Fußball. Da gibt es weit weniger zu sehen als beim Städtetrip. Seitdem die Spieler sich während des Spiels nicht mehr die Trikots ausziehen dürfen, übernehmen das nach dem zweiten Bier eben die Fans auf der Tribüne. „Go Poldi“ steht auf ihrem Bauch. Naja.

Das Einzige, was mich am Fußball interessiert, sind die geselligen Events drumherum. Public Viewing mit Freunden und der Tag ist gerettet! Ich war lange immun gegen die „Faszination“ Fußball, aber nach so einigen EMs und WMs kenne ich mich dann doch gut aus. Ich weiß, was Abseits ist und fiebere bei Torchancen mit. Die deutsche Mannschaft ist mir sympathisch. Die Interviews der Spieler sind amüsant, der Trainer ist ein lustiger Vogel und immerhin vertreten sie mein Heimatland. Und wenn ich mal keine Ahnung habe, kann ich immer noch auf den Schiri schimpfen. Das geht immer.

Björn, bist du ehrgeizig?
In zwei Wochen schreibt an dieser Stelle Björn Stephan

Constanze Bilogan

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