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Zwei Wochen nach Messerangriff : Rund 2000 Teilnehmer bei Trauerfeier für getöteten Polizisten in Mannheim
Der 29-jährige Beamte Rouven L. wurde bei einem Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz vor zwei Wochen tödlich verletzt. Auch Innenministerin Faeser nahm an der Trauerfeier teil.
Stand:
Zwei Wochen nach dem Messerangriff auf Rouven L. haben Angehörige, Kollegen und Politiker von dem getöteten Polizisten Abschied genommen.
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte am Freitag vor rund 2000 Trauergästen in Mannheim, der Polizeibeamte habe „unser aller Freiheit geschützt – auch derer, deren Meinung er nicht teilte“. L. habe für seine Aufgabe im Polizeidienst gebrannt und seinen Dienst professionell, hellwach und umsichtig ausgeübt.
Am 31. Mai hatte ein 25-jähriger Afghane, der seit zehn Jahren in Deutschland lebt, auf dem Mannheimer Marktplatz mehrere Menschen am Stand der islamkritischen Bürgerbewegung „Pax Europa“ mit einem Messer angegriffen. Der 29-jährige L., der eingreifen wollte, erlitt mehrere Stiche im Kopfbereich und starb zwei Tage später an den ihm zugefügten Verletzungen. Aufgrund des mutmaßlich islamistischen Hintergrunds des Täters ermittelt die Bundesanwaltschaft.

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Den Tod des Polizeihauptkommissars nannte Kretschmann eine „existenzielle Ungerechtigkeit“. L. habe sich um Verständigung bemüht und den Ausgleich gesucht und deshalb unter anderem Arabisch gelernt. Der Getötete habe die Menschen geschützt, „damit sie in Freiheit leben können“, betonte der Ministerpräsident.
Brutales Zeichen dafür, dass in unserer Gesellschaft noch so viel verändert werden muss.
Die Familie von Rouven L. in einem Brief an die Öffentlichkeit
Der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte, L. habe sich mit seinem Einsatz „denen entgegengestellt, die unsere Demokratie umbringen wollen“. Für die Polizei im Land seien es die „schwersten und bittersten Stunden“, nachdem einer von ihnen getötet worden sei.
Der Bürgermeister der Heimatgemeinde des getöteten Polizisten, Thomas Seidelmann, verlas bei der Feier unter Tränen einen Brief der Angehörigen an die Öffentlichkeit. Darin schreibt die Familie, Rouvens Tod sei „ein brutales Zeichen dafür, dass in unserer Gesellschaft noch so viel verändert werden muss“. Er hätte nicht gewollt, dass man sich nach der Tat von Hass und Wut überwältigen lasse.
Trauerfeier im Fernsehen übertragen
Zu den Trauergästen gehörten auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Landespolizeipräsidentin Stefanie Hinz, die Bischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, Heike Springhart, und der badische Polizeirabbiner Moshe Flomenmann.

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Angeführt wurde der Zug durch die Motorradstaffel der Polizei, dahinter trugen zwei Beamte ein Bild ihres Kollegen durch die Stadt. Am Rande der Strecke bildeten unter anderem Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes ein Spalier für den Zug. Der SWR hatte die Trauerfeier übertragen. Auf dem Mannheimer Friedrichsplatz waren Leinwände aufgebaut – dort lagen auch Kondolenzbücher aus.
Der Mannheimer Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) sagte, Rouven L. habe die Werte der Stadt für ein respektvolles Zusammenleben in einer pluralistischen Gesellschaft verkörpert. Specht forderte mehr Anerkennung und Wertschätzung für den Dienst der Polizei.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bezeichnete die Tat vergangene Woche in Mannheim als „blutigen Terrorakt“. Der Täter habe offenbar aus einem politischen, mutmaßlich islamistischen Hintergrund gehandelt. (dpa/epd)
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