zum Hauptinhalt
Kerzen, Plüschtiere und ein Schild „In Trauer um Fabian“ stehen vor einer Kirche in Güstrow.

© dpa/Jens Büttner

Getöteter Fabian aus Güstrow: Verteidiger will belastende Indizien gegen Tatverdächtige überprüfen

Der Anwalt der im Fall des toten Kindes Beschuldigten erhebt Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft. Auch aus einem dringenden Tatverdacht könne nicht automatisch auf eine Schuld geschlossen werden.

Stand:

Vor vier Wochen erschütterte die mutmaßliche Ermordung des achtjährigen Fabian aus Güstrow das Land. Und noch immer gibt es in Mecklenburg-Vorpommern viele offene Fragen im Fall. Zwar verhaftete die Polizei inzwischen eine Frau. Doch für deren Verteidiger ist die Schuldfrage längst nicht geklärt. Er erhebt vielmehr Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft.

Rechtsanwalt Andreas Ohm betonte im Gespräch mit dem Sender NDR, dass aus einem dringenden Tatverdacht nicht automatisch auf eine Schuld der Beschuldigten geschlossen werden könne.

Er verwies auf einen Fall in Berlin, in dem ein Tatverdächtiger zweimal in Untersuchungshaft gewesen sei, „das zuständige Gericht zweimal einen dringenden Tatverdacht bejaht hatte und letztlich den dortigen Beschuldigten wieder auf freien Fuß setzen musste“. Er wolle dies nicht bewerten, sondern lediglich darstellen, sagte der Verteidiger.

Fabian aus Güstrow wurde am 10. Oktober getötet

Fabian war am 10. Oktober verschwunden und tagelang gesucht worden. Seine Leiche wurde vier Tage später, am 14. Oktober, an einem Wassertümpel rund 15 Kilometer südlich von Güstrow bei Klein Upahl entdeckt.

Als Zeitfenster für die Tat komme der 10. Oktober von 11.00 Uhr bis 15.00 Uhr in Betracht, teilten die Behörden mit. Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass er nicht an dem Ort getötet wurde, an dem die Leiche schließlich gefunden wurde. Der Leichnam sei vermutlich angezündet worden, um Spuren zu verschleiern.

Nach Auskunft des Rostocker Oberstaatsanwalts Harald Nowack sei bekannt, welche Waffe bei der Tat eingesetzt worden sei, berichtete die Agentur dpa. Aus ermittlungstechnischen Gründen werden aber keine weiteren Informationen dazu verbreitet.

Harald Nowack, Oberstaatsanwalt und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Rostock, spricht zu Medienvertretern.

© dpa/Bernd Wüstneck

Ohms Mandantin sitzt seit vergangenem Freitag in Untersuchungshaft. Der Staatsanwaltschaft zufolge besteht der dringende Tatverdacht, dass sie den Jungen ermordet hat. Ohm sagte weiter, der Haftbefehl für seine Mandantin beruhe aus seiner Sicht auf Indizien, die aus Sicht der Staatsanwaltschaft, „die Beschuldigte belasten sollen“.

Er werde sich allerdings erst in den nächsten Tagen ein Bild machen können, ob die Indizien werthaltig genug seien, um den Haftbefehl zu rechtfertigen und dann das weitere Vorgehen mit der inhaftierten Frau besprechen. Der Anwalt wollte im Gespräch mit dem Sender weder zu Details des Falls noch zur Identität seiner Mandantin etwas sagen.

Die Anwältin von Fabians Mutter, Christine Habetha, hatte im NDR berichtet, dass es sich bei der Verdächtigen um die ehemalige Lebensgefährtin des Vaters handelt. Dies sei ihr „von offizieller Seite bestätigt worden, nämlich von der Staatsanwaltschaft“.

Zudem betonte sie, dass der Haftbefehl auf gerichtsverwertbare Tatsachen gestützt sei und nicht auf eine „vage Mutmaßung oder die Hoffnung in künftige Beweisergebnisse“. Die lasse sie „schon sehr stark daran glauben, dass hier die Richtige gefasst wurde und der Tatvorwurf zu Recht besteht“.

Die bisherigen Ermittlungsergebnisse rechtfertigen den Tatverdacht des Mordes.

Harald Nowack, Oberstaatsanwalt Rostock

Oberstaatsanwalt Nowack hatte der „Ostsee Zeitung“ gesagt, die Frau sei bereits im Laufe des Ermittlungsverfahrens – vor ihrer Verhaftung – befragt worden. „Die Verdächtige war in den Fokus geraten, weil sie widersprüchliche Aussagen gemacht hat.“

Die dpa zitiert den Ankläger mit den Worten: „Die bisherigen Ermittlungsergebnisse rechtfertigen den Tatverdacht des Mordes.“ Nach Angaben der Staatsanwaltschaft schweigt die Frau bislang zu den Vorwürfen.

Nach dem gewaltsamen Tod des Jungen war der Fall auch Thema in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“. Danach erhielten die Ermittler nach eigenen Angaben etliche vielversprechende Hinweise. Nowack sagte Mitte der Woche, diese Informationen würden weiter ausgewertet.

Sollten sich neue Erkenntnisse ergeben, würde sich die Staatsanwaltschaft vor der nächsten Ausstrahlung Ende November äußern. Auch die Vernehmungen aller Zeugen seien noch nicht beendet.

Zuletzt war nur 100 Meter vom Fundort des Leichnams entfernt von einer Spaziergängerin ein verkohlter Handschuh in einer schwarzen Plastiktüte gefunden worden. Die Frau hatte den Handschuh zunächst an ein TV-Team übergeben. Das mögliche Beweismittel wurde dann an die Polizei weitergereicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })