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Menschen warten in Massen an einer Station in Madrid.

© AFP/THOMAS COEX

Hamsterkäufe, vollgestopfte Busse, Bargeldprobleme: So erleben Spanier den großflächigen Blackout

Ein weitreichender Stromausfall stürzt Spanien ins Chaos. In Supermärkten gehen dringend benötigte Waren zur Neige, vielerorts sitzen Menschen fest und Kartenzahlungen funktionieren kaum.

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Ein Blackout versetzt die iberische Halbinsel in einen Ausnahmezustand. Zwischenzeitlich war das Stromnetz auf dem gesamten spanischen Festland ausgefallen. Am späten Nachmittag waren einige Regionen im Süden, Norden und Westen wieder am Netz, doch in vielen Teilen Spaniens gab es weiterhin keinen Strom. Weil vielerorts die Ampeln nicht funktionieren, läuft der Straßenverkehr teils chaotisch. Der Bahn- und Fährverkehr ist weitgehend eingestellt, auch der Flugverkehr ist beeinträchtigt. Wie erleben die Menschen in Spanien den großflächigen Stromausfall?

In den zentralen Supermärkten Sevillas etwa sind viele dringend benötigte Waren nicht mehr vorrätig, berichtet die spanische Tageszeitung „El País“. Das betrifft vor allem Kerzen, Taschenlampen, Batterien, Transistorradios und Eis, um Lebensmittel kühlen zu können.

„Wir haben keine Taschenlampen mehr, nur Stirnlampen, aber die sind auch sehr nützlich“, sagt ein Verkäufer laut „El País“ zu jungen Menschen, die bereits reichlich Kerzen tragen. Doch die Stirnlampen könnten die jungen Leute gar nicht bezahlen. Denn Bargeld haben sie nicht dabei und Kartenzahlungen sind nicht mehr möglich – das Kartenlesegerät ist ausgefallen. So schildert „El País“ eine Szene in einem Supermarkt in Sevilla.

Offenbar kommt es auch bereits zu Hamsterkäufen. Ein Ehepaar habe kurz danach die restlichen zehn bis zwölf Beutel mit Eiswürfeln gekauft, heißt es weiter. Auch die Kerzen und Batterien seien am Nachmittag bereits zur Neige gegangen, während Kunden weiter Schlange gestanden hätten.

Menschen kaufen Wasserbehälter, um sich während eines massiven Stromausfalls zu versorgen.

© dpa/Luis Soto

Ähnlich scheint es in Madrid auszusehen. Dort sei ein großer „Carrefour“-Supermarkt geschlossen worden, berichtet „El País“. Viele Menschen stünden vor den wenigen verbliebenen Einkaufsläden Schlange. Es ginge zu wie zu Zeiten der Corona-Pandemie.

An Bahnhöfen sitzen derweil viele Menschen fest. Eine Reporterin von „El País“ beschreibt ein Gespräch mit mehreren Frauen in Valencia. Diese seien wegen einer Arbeitsveranstaltung dort und säßen nun seit Stunden an der AVE-Station Joaquín Sorolla fest, weil keine Bahn mehr fahre.

Fahrgäste warten vor dem Bahnhof Atocha in Madrid.

© dpa/Manu Fernandez

Sie hätten versucht, ein Auto zu mieten. Online hätte das 140 Euro gekostet, so die Frau zu „El País“. Doch sie habe wegen des Stromausfalls nicht online zahlen können. Als sie persönlich zu der Mietwagenfirma gegangen sei, hätten Mitarbeiter den dreifachen Preis aufgerufen.

Kaum Taxis zu bekommen

Auch an Bushaltestellen seien lange Warteschlangen die Regel, beschreibt „El País“ die Lage in Madrid. Alle Busse seien vollgestopft mit Menschen.

Taxifahrende profitieren indes von dem Stromausfall. „Es ist unmöglich, ein freies Taxi zu finden“, beklagt eine Frau in Madrid, die einen älteren Herrn auf dem Bürgersteig begleitet, wie „El País“ berichtet.

Zahlreiche Menschen stehen Schlange und drängen sich an einer Bushaltestelle in Barcelona.

© dpa/Jordi Boixareu

Doch auch bei Taxifahrern gilt wie in Supermärkten: Wer mit Karte zahlen will, hat ein Problem. „El País berichtet von einem Taxifahrer in Barcelona, der reihenweise potenzielle Fahrgäste abweist. „Tut mir leid, aber nur, wenn Sie Bargeld haben“, sagt er den frustrierten Ankommenden. Seit einer Stunde fahre er mit eingeschaltetem Licht durch die Straßen, finde aber kaum Fahrgäste, so der Taxifahrer zu „El País“. Denn die Kartenzahlungen funktionierten nicht.

Ganz anders beschreiben Medien die Lage derweil auf den spanischen Inseln, die nicht von dem Stromausfall betroffen sind. In Puerto de Mogán etwa, einem der beliebtesten Touristenorte im Süden Gran Canarias, sonnen sich die Touristen, schwimmen und schlürfen Cocktails, wie „El País“ berichtet. „Ich hatte keine Ahnung. Wirklich ein Blackout?“ sagt Javier, ein Kellner in einer der vielen Bars zu der Zeitung.

Maria, die in einem Laden neben dieser Bar Strandausrüstung verkauft, braucht einen Moment, um die Neuigkeiten zu verarbeiten. „Wirklich? Auf der gesamten Halbinsel?“, fragt sie ungläubig. (Tsp) 

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