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Hühner, Kaninchen und Pferde: Dänischer Zoo bittet um Futterspenden für Raubtiere – und erntet hasserfüllte Reaktionen
Nach einer Bitte um Kleintier-Spenden als Futter für seine Raubtiere wird ein dänischer Zoo mit Hasskommentaren überzogen. Nun wurde die Kommentarfunktion auf seinen Seiten abgeschaltet.
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Ein Zoo in Aalborg, Norddänemark, steht im Zentrum einer hitzigen Debatte. Nachdem die Einrichtung um Spenden von Kleintieren als Nahrung für ihre Raubtiere gebeten hatte, sah sie sich mit einer Flut negativer Reaktionen konfrontiert.
Anette Sofie Warncke Nutzhorn, eine Verantwortliche des Zoos, erklärte am Dienstag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Wir mussten die Kommentarfunktion auf unseren Social-Media-Seiten abschalten, da wir eine Welle hasserfüllter Reaktionen erhielten.“
Der Zoo der viertgrößten dänischen Stadt hatte seinen Aufruf, Tiere, die nicht mehr gewollt seien, als Raubtierfutter zu spenden, vergangene Woche auf Facebook geteilt und damit riesigen Wirbel ausgelöst. „Hühner, Kaninchen und Meerschweinchen sind ein wichtiger Bestandteil der Ernährung unserer Raubtiere“, war dort zu lesen.
Der Zoo begründete den Aufruf mit seiner Verantwortung, die natürliche Nahrungskette der Tiere nachzuahmen – „sowohl aus Gründen des Tierschutzes als auch der fachlichen Integrität“. Insbesondere der europäische Luchs benötige „ganze Beutetiere (...), die denen ähneln, die er in der Natur jagen würde“.
Aber auch Pferde könnten gespendet werden, informiert der Zoo auf seiner Internetseite und informiert über die Vorgehensweise: „Die Tiere werden von geschultem Personal human getötet und anschließend als Futter verwendet. Auf diese Weise geht nichts verloren.“
„Viele Leute kommen mit Kaninchenbabys, weil sie schon so viele haben und Kaninchen so trächtig sind, dass sie oft viele Babys bekommen“, sagte die Zoologin Thea Loumand Faddersbøll dem dänischen Fernsehsender TV2. Im laufenden Jahr seien bereits 137 Kaninchen aufgenommen worden. Auf seiner Internetseite erklärt der Zoo, dass der Bedarf an Tieren zu Fütterung im Laufe des Jahres variiert, „und es kann eine Warteliste geben“.
Gründe für die Abgaben der Tiere gibt es viele: So gibt es auch viele Tierbesitzer, „die das Interesse an ihren Haustieren verlieren“, zitiert der Sender den Direktor des Aalborg Zoos, Henrik Vester Skov Johansen. „Jedes Raubtier bekommt etwa 20 Kilogramm Fleisch pro Woche.“ Wichtig sei, dass die verfütterten Tiere gesund sind.
Aufregung über Tötungen in Kopenhagen und Nürnberg
Bereits vor fünf Jahren bestand „eine große Nachfrage, sein altes Pferd den Löwen in den Zoos zu überlassen“, berichtete damals die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt DR. Von der Spende würden zudem Zoos und Tierhalter gleichermaßen profitieren: Die Einrichtungen würden Geld für Futter sparen und die Pferdehalter die Kosten für Einschläferung und Entsorgung des Kadavers, was mehrere Tausend Kronen kosten könnte.
Der Zoo in Aalborg ist mit seiner Aktion nicht allein. Insgesamt neun Einrichtungen listet DR in seinem Artikel aus November 2020, darunter auch der Zoo in Kopenhagen. Der Zoo in der dänischen Hauptstadt machte bereits 2014 Schlagzeilen, weil dort der eigentlich gesunde Giraffenbulle Marius eingeschläfert wurde. Auch er diente als Futter für die Fleischfresser, berichtete DR damals.
Erst kürzlich sorgte die Tötung von zwölf Pavianen im Nürnberger Tiergarten für Proteste. Der Zoo begründete die Entscheidung mit Platzgründen. Aktivisten versuchten dagegen vorzugehen, in dem sie in den Tiergarten eindrangen – vergeblich. Die Paviane wurden an Raubtiere verfüttert. Mittlerweile sind mehr als 100 Strafanzeigen gegen die Einrichtung gestellt worden.
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