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Humanitäre Krise spitzt sich zu: Bereits mindestens 50 Tote nach Fluten im Sudan
Die humanitäre Lage im Sudan ist nach knapp 16 Monaten eines blutigen Konflikts angespannt. Nach schweren Regenfällen und Überschwemmungen droht sich die Situation weiter zu verschärfen.
Stand:
Nach schweren Regenfällen und Überschwemmungen in weiten Teilen des Sudan sind nach Angaben der UN-Nothilfeorganisation OCHA bereits mindestens 50 Menschen ums Leben gekommen.
In der aktuellen Auswertung heißt es, insgesamt seien knapp 143.000 Menschen vor allem im Norden und Westen des Landes von den Auswirkungen betroffen. Mehr als 27.000 Menschen mussten vor den Fluten fliehen - darunter fast 10.000 in Nord Darfur, das derzeit besonders stark von den andauernden Kämpfen betroffen ist.
UN sprechen von weltweit größter Flüchtlingskrise
Im Sudan spielt sich die größte humanitäre Krise der Welt ab
Matthias Mogge, Generalsekretär Welthungerhilfe
Seit knapp 16 Monaten tobt im Sudan ein blutiger Machtkampf zwischen dem de-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem früherem Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo. Der Konflikt hat die nach UN-Angaben weltweit größte Flüchtlingskrise ausgelöst. Mehr als zehn Millionen Menschen wurden vertrieben oder flohen, viele von ihnen mehrfach. Zudem droht in dem Land eine Hungersnot.
Die Regenfälle verschärften die ohnehin kritische Lage noch weiter, sagte Kenneth Bowen, der Landesdirektor der Welthungerhilfe im Sudan, der Deutschen Presse-Agentur. „Viele Straßen sind unpassierbar. Das macht es noch schwieriger, Lebensmittel und andere Hilfe in die Flüchtlingslager zu bringen. Nahrungsunsicherheit und kritische Unterernährung vor allem der Kleinkinder drohen sich deshalb zu verschlimmern.“
Welthungerhilfe fordert humanitäre Korridore
Einen Tag vor neuen Friedensgesprächen für den Sudan fordert die Welthungerhilfe angesichts der sich verschärfenden Hungersnot humanitäre Korridore in dem nordostafrikanischen Land. „Im Sudan spielt sich die größte humanitäre Krise der Welt ab“, sagte Generalsekretär Matthias Mogge vor Gesprächen über eine Feuerpause in Genf. Mehr als 25 Millionen Menschen, die Hälfte der Bevölkerung, „befinden sich in einer kritischen Ernährungslage und 755.000 sind akut vom Hungertod bedroht“.
Außerdem sind nach UN-Angaben mehr als zehn Millionen Menschen innerhalb des Landes vertrieben - so viel wie in keinem anderen Land. „Es muss endlich gelingen, den ungehinderten und sicheren Zugang zu den betroffenen Menschen zu ermöglichen“, betonte Mogge. Auch müssten die wichtigsten Grenzübergänge wieder geöffnet werden, um Hilfsgüter aus dem Tschad und aus dem Südsudan zu transportieren.
Lebensmittelverteilung in Flüchtlingslager
Die Welthungerhilfe beginnt in den kommenden Tagen in Zusammenarbeit mit dem Welternährungsprogramm (WFP) mit der Verteilung von mehr als 18.000 Tonnen Nahrungsmitteln in Nord-Darfur, darunter auch im Flüchtlingslager SamSam. „Aufgrund der Kämpfe in Nord Darfur, vor allem in der Hauptstadt El Fascher, sind 180.000 bis 200.000 Menschen zusätzlich nach SamSam geflüchtet“, sagte Kenneth Bowen, Landesdirektor der Welthungerhilfe für den Sudan, der Deutschen Presse-Agentur.
Verifizierbare Daten zur kritischen Unterernährung vor allem von Kleinkindern gäbe es nur aus SamSam - doch auch in anderen Lagern und provisorischen Flüchtlingsunterkünften etwa in Schulen gebe es ähnliche Berichte. „Es ist eine absolut schreckliche Situation, und wenn keine Waffenruhe verhandelt werden kann, werden sich Nahrungsmittelunsicherheit und Unterernährung noch weiter verschlechtern“, warnte Bowen. (dpa)
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