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Einsatzkräfte der Polizei sind bei einem Vorfall auf dem Mannheimer Marktplatz im Einsatz.

© dpa/Rene Priebe

Update

Islamistisches Motiv vermutet: Staatsschutz übernimmt Ermittlungen nach Messerattacke in Mannheim

In Mannheim wurden mehrere Menschen verletzt – darunter ein Polizist. Die Attacke soll dem Islam-Kritiker Michael Stürzenberger gegolten haben. Kanzler Scholz spricht von einem Attentat.

Stand:

Nach der Messerattacke bei einer Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa in Mannheim hat die Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe die Ermittlungen übernommen. Wie die Beamten am Freitag weiter mitteilten, seien zudem Landeskriminalamt und Polizeipräsidium Mannheim in die Untersuchungen eingebunden.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuvor erklärt, die Ermittlungen würden die Hintergründe der Tat aufklären, insbesondere den Hintergrund und die Motive des Täters. „Wenn die Ermittlungen ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung der großen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben.“

Bei dem Angriff hatte ein Mann auf dem Marktplatz in der Innenstadt mehrere Menschen verletzt, darunter einen Polizisten lebensgefährlich. Danach haben Polizisten den Mann angeschossen. Der mutmaßliche Angreifer sei dabei verletzt worden, teilten die Beamtinnen und Beamten in der baden-württembergischen Stadt mit. Ihren Angaben nach bestand für die Bevölkerung keinerlei Gefahr.

Nähere Angaben zu dem Geschehen und den möglichen Hintergründen nannte die Polizei zunächst nicht. Die Rede war zunächst nur von mehreren Verletzten. Über das Ausmaß und Schwere der Verletzungen können bislang keine Angaben gemacht werden“, hieß es weiter. Auch das Motiv der Tat sei derzeit noch unklar. Der Angriff habe sich gegen 11.35 Uhr ereignet.

Medienberichten zufolge soll es sich bei den Verletzten um den Anti-Islam-Aktivisten Michael Stürzenberger sowie um mehrere Helfer und einen Polizisten gehandelt haben. Der niedergestochene Beamte ist dabei lebensgefährlich verletzt worden. Dies verlautete am Freitag aus Sicherheitskreisen. Der Polizeibeamte werde aktuell operiert. 

Nach Informationen der „Bild“-Zeitung schwebt der Polizist seit der Attacke in Lebensgefahr. Er werde seit mehreren Stunden notoperiert, heißt es in dem Bericht weiter. Er soll mindestens zwei Messerstiche in den Kopf erlitten haben.

Die Identität des Angreifers ist weiter unklar. Das teilten die Staatsanwaltschaft Karlsruhe, das Polizeipräsidium Mannheim und das Landeskriminalamt am Freitag gemeinsam mit.

Wie der „Spiegel“ berichtet, handelt es sich bei dem Mann um den 25-jährigen Sulaiman A., der im afghanischen Herat geboren wurde und in Hessen lebte. Als Extremist war er den Behörden bislang noch nicht aufgefallen. Das Blatt will aus Kreisen der Ermittler erfahren haben, dass der Täter wohl aus islamistischem Motiv gehandelt habe. Gesichert sei dies aber noch nicht.

Bundeskanzler Olaf Scholz nannte den Angriff ein Attentat. „Die Bilder aus Mannheim sind furchtbar. Mehrere Personen sind von einem Attentäter schwer verletzt worden. Meine Gedanken sind bei den Opfern“, schrieb Scholz auf X. Gewalt sei absolut inakzeptabel in einer Demokratie. Der Täter müsse nun streng bestraft werden.

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Angreifer habe „erhebliche Verletzungen“ davongetragen

Rettungskräfte und ein Rettungshubschrauber seien vor Ort, heißt es seitens der Polizei. Neben dem Marktplatz sei auch der Straßenbahnverkehr im betroffenen Bereich gesperrt, sagte eine Polizeisprecherin. Zudem seien Sichtschutzwände aufgebaut worden. Medienberichten zufolge habe man eine Straßenbahn an die Haltestelle Marktplatz manövriert, um Schaulustigen den Blick auf den Tatort zu versperren.

Nach Angaben der Behörden sei der Messerangreifer von Polizisten angeschossen worden. Dabei habe der Mann „erhebliche Verletzungen“ davongetragen. Weitere Details über seinen konkreten Gesundheitszustand wurden bislang nicht genannt. 

Ein Mitarbeiter der Spurensicherung an dem Stand der „Gruppe Pax Europa“ auf dem Marktplatz in Mannheim.

© dpa/Uwe Anspach

Angriff soll Michael Stürzenberger gegolten haben

Medienberichten zufolge soll der Messerangriff dem Anti-Islam-Aktivisten Michael Stürzenberger gegolten haben. Dessen Gruppe Pax Europa berichtete am Freitag auf ihrer Internetseite, dass eine ihrer Kundgebungen in Mannheim attackiert worden sei. Dabei seien Stürzenberger, mehrere Helfer und ein Polizist von einem Mann mit einem Messer verletzt worden.

Nach Darstellung der Schatzmeisterin von Pax Europa, Stefanie Kizina, wurde Michael Stürzenberger bei dem Angriff im Gesicht verletzt. „Er wurde am Bein und im Gesicht getroffen, wird notoperiert. Lebensgefahr besteht offenbar nicht“, sagte Kizina der „Bild“-Zeitung. „Der Angriff geschah, bevor die Veranstaltung überhaupt losging, das muss von langer Hand geplant worden sein“, sagte Kizina.

Michael Stürzenberger auf einer Pegida-Kundgebung am 29. September 2019 in Hamburg unter dem Motto „Michel, wach endlich auf“.

© dpa/Markus Scholz

Stürzenberger und sein Umfeld rund um die Pax-Europa-Bewegung werden von den Behörden etwa in Bayern dem Bereich der verfassungsschutzrelevanten Islamfeindlichkeit zugeordnet. Stürzenberger betätigte sich demnach in der Vergangenheit immer wieder als Versammlungsleiter für Pax Europa. Ebenfalls trat er als Autor auf der rechtsextremistischen Website Political Incorrect in Erscheinung. Er verbreite „islamfeindliche Äußerungen“, hieß es etwa auf der Internetseite der bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus.

Der studierte Politikwissenschaftler Stürzenberger war einst Pressesprecher der CSU in München. Im Jahr 2011 stieg er bei der Partei „Die Freiheit“ ein, die alsbald beim Landesverfassungsschutz als islamfeindliche Gruppierung auftauchte. Im Februar 2012 übernahm er deren bayerischen Landesvorsitz, später war er bis zur Auflösung der Partei Ende 2016 deren Bundesvorsitzender. Mehrfach trat Stürzenberger auf Veranstaltungen der islamfeindlichen Pegida-Bewegung in Dresden auf. 

Messerangriff wurde live im Internet gestreamt

Der Angriff wurde der Nachrichtenagentur „Evangelischer Pressedienst“ (epd) zufolge im Livestream des Islamkritikers Michael Stürzenberger übertragen. Ein Video davon verbreitete sich schnell in den Sozialen Medien.

Darauf zu sehen ist ein Mann, der neben dem Stand der Bürgerbewegung „Pax Europa“ auf mehrere Menschen - mutmaßlich Teilnehmer einer Veranstaltung - einsticht. Menschen rufen: „Das Messer weg“. Einen Polizisten verletzt der Angreifer ebenfalls, wie das Video zeigt.

Mitarbeiter der Spurensicherung sichern am 31. Mai 2024 auf dem Mannheimer Marktplatz den Tatort.

© dpa/Uwe Anspach

Im weiteren Verlauf zeigt das Video, wie ein Polizeibeamter auf den Angreifer schießt und der Mann anschließend von mehreren Beamten auf dem Boden fixiert wird. 

Politiker zeigen sich nach Messerangriff schwer betroffen

Bundesinnenministerin Faeser sprach nach dem Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz von einem schrecklichen Verbrechen. „Die Bilder dieser brutalen Gewalttat sind erschütternd.“ Sie wünsche den Opfern, dass sie wieder vollständig genesen könnten.

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„Meine Gedanken sind insbesondere auch bei dem durch Messerstiche schwerverletzten Polizeibeamten. Den Polizeikräften, die sofort eingeschritten sind, und den Ärzten und Rettungskräften, die um das Leben der Opfer dieser furchtbaren Tat kämpfen, danke ich sehr herzlich.“

Mannheims Oberbürgermeister spricht von Terrorattacke

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) reagierte bestürzt. Kretschmann sagte am Freitag: „Die brutale Gewalttat in Mannheim hinterlässt uns fassungslos. Alle unsere Gedanken sind bei den Verletzten und Angehörigen, wir hoffen inständig, dass alle wieder genesen. Unser Dank geht an die anwesenden Polizeikräfte, die durch entschlossenes Handeln noch Schlimmeres verhindert haben.“ 

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht hat den Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz als Terrorattacke bezeichnet. „Im Namen der Stadt Mannheim und der Mannheimer Stadtgesellschaft verurteile ich diese niederträchtige, brutale Terrorattacke im Rahmen einer islamkritischen Veranstaltung auf das Schärfste“, sagte der CDU-Politiker am Freitag.

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Er sei in Gedanken bei dem verletzten Polizisten und auch bei den anderen Opfern. Zugleich rief er die Menschen dazu auf, nicht über die Hintergründe der Tat zu spekulieren, sondern stattdessen die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten. 

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl hat sich ebenfalls erschüttert über den Messerangriff gezeigt. „Unsere Gedanken sind bei allen, die durch den Messerangriff verletzt worden sind, meine Gedanken als Innenminister natürlich auch vor allem bei dem verletzten Polizeikollegen“, sagte Strobl am Freitag.

„Die Bilder aus Mannheim sind entsetzlich. Das ist Terror“, schrieb CDU-Chef Friedrich Merz am Freitag auf X (vormals Twitter). „Meine Gedanken sind heute bei den Opfern, ihnen wünsche ich eine baldige und vollständige Genesung.“

Grünen-Chef Omid Nouripour bezeichnete den Angriff als ungeheuerlich und wünschte den Betroffenen schnelle und vollständige Genesung. „Die Meinungsfreiheit muss gegen jede Form von Gewalt geschützt werden. Widerspruch gewaltfrei auszuhalten ist elementar für eine Demokratie. Der Täter und eventuelle Hintermänner müssen mit voller Härte des Rechts belangt werden.“ (AFP, dpa, epd, Tsp.)

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