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Holger Herrmann, Leiter der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord.

© dpa

Kinderpornografie: Kinderporno-Ring: Drei Verdächtige aus Berlin

In Aschersleben hatte die Polizei elf mutmaßliche Pädophile jetzt genau im Blick - und griff zu.

Für kurze Zeit ließen sie ihre Fantasienamen im Internet beiseite und trafen sich in der realen Welt. Das tun sie sonst so gut wie nie, denn ihr sexuelles Interesse an Kindern gilt selbst vielen Schwerverbrechern als das Schlimmste schlechthin. Zehn Männer und eine Frau kannten sich aus einem Chat mit dem Titel „Girl Lover“ - dort tauschten sie Erfahrungen aus. Eine persönliche Einladung brachte die Gruppe am Wochenende in Aschersleben zusammen, wie der Leiter der Zentralen Kriminalitätsbekämpfung der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord, Holger Herrmann, sagt. Die Polizei erfuhr davon und griff zu. Aus Nicknames wurden für die Beamten reale Identitäten. Im Chatroom tummeln sich laut Polizei Hunderte Menschen. Dort tauschen sich die Pädophilen nach Erkenntnissen der Ermittler etwa darüber aus, wie man am stabilsten ein Kinderbett aufbaut, wenn man bestimmte Fesselpraktiken anwenden will. Die Pädophilen erzählen sich, welche Kinder welchen Alters sie bevorzugen. Die elf Tatverdächtigen sollen zum Kern der Gruppe gehört haben - darauf deutet für die Beamten hin, dass die Beteiligten persönlich eingeladen waren. Gegen sie wird ermittelt wegen des Anfangsverdachts des sexuellen Missbrauchs und des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie. Einige Beteiligten bekennen sich zu ihren pädophilen Neigungen, drei sind einschlägig bekannt. Ein Mann aus Aschersleben hatte den Treff am ersten Maiwochenende organisiert. Einige schlenderten über einen Kinderflohmarkt und gingen durch den Aschersleber Zoo. Sie beobachteten stundenlang Kinder auf dem Spielplatz des Zoos, aßen und tranken in einem Terrassencafé. Der Organisator des Treffens hatte seine fünf Jahre alte Nichte dabei. Auf dem Spielplatz suchte man Kontakt zu anderen Kindern. Zuvor hatten die Beamten schon ermittelt, dass Kinder als Lockvögel für weitere spätere Opfer gebraucht worden waren. Fünf Minuten, nachdem die Gruppe den Zoo verließ, griff die Polizei, die an dem Tag mit 137 Beamten im Einsatz war, zu. Die Menschen aus dem Internet bekamen auch für die Beamten ein Gesicht: Drei kommen aus Berlin, einer aus Dresden, einer aus Leipzig, vier aus Nordrhein-Westfalen, einer aus Aschersleben, einer aus der Schweiz. Wichtig sei es, den Teilnehmern zu signalisieren, sie seien bekannt, sagte Herrmann. „Wir wollten nicht, dass sich die traute Runde noch einen schönen Tag macht.“ Zudem wurden Wohnungen der Beteiligten durchsucht, auf freiwilliger Basis. Was gefunden wurde, hat die Polizei noch nicht ausgewertet.

Üblicherweise ermittelt die Polizei vor einem Zugriff viele Monate lang. In diesem Fall hatte sie nur wenige Tage Zeit seit dem Hinweis eines Journalisten auf das Treffen. Weil bislang kein dringender Tatverdacht vorliegt, sind die Verdächtigen auf freiem Fuß. dpa

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