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Eine Geierschildkröte schwimmt im Reptilienzoo in Regensburg (Oberpfalz).

© dpa/Armin Weigel

„Können einen Besenstiel zerbeißen“: Gefährliche Schildkröte bei Kanalarbeiten in Norddeutschland entdeckt

Sie fressen auch Enten und könnten einen Dackel töten: Die Reptilien jagen eigentlich in Flüssen Mittelamerikas. Nun wurde eine Geierschildkröte in einem Schacht in Schleswig-Holstein entdeckt.

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Da staunten die Arbeiter in Kellinghusen nicht schlecht: Sie entdeckten in einem Kanal in der 8200-Einwohner-Stadt – rund 30 Kilometer nördlich von Hamburg – eine gefährliche Schildkröte. Die zwölf Kilogramm schwere Geierschildkröte (oben Archivbild), die während einer Schachtreinigung zum Vorschein kam, sei mit ziemlicher Sicherheit im Fluss Stör, einem Nebenfluss der Elbe, ausgesetzt worden, teilte der Stationsleiter vom Wildtier- und Artenschutzzentrum in Sparrieshoop, Christian Erdmann, mit.

Er nahm das Tier in seine Obhut – und gab ihm einen Namen: Gabi. „Es gibt ein bundesweites Halteverbot für diese gefährlichen Schildkröten“, sagte Erdmann. „Gabi ist zwar sehr hässlich, aber agil. Sie kann klettern“, sagte der gelernte Zootierpfleger zur „Bild“. Ein Zaun verhindere nun, dass Gabi ausbüxen kann. Das hätte fatale Folgen: „Die Tiere fressen Enten, können auch für einen zufällig vorbeilaufenden Dackel gefährlich sein“, so Erdmann.

Ein menschlicher Finger wäre für ihren Kiefer etwa dieselbe Herausforderung wie für unseren eine Salzstange.

Zoo Basel

Vor fast genau einem Jahr hatte in Baden-Württemberg ein Spaziergänger auf einem Feldweg ein solches Reptil entdeckt. Die Polizei mahnte danach bei Geierschildkröten zur Vorsicht. Sie seien wegen ihrer großen Beißkraft potenziell dazu in der Lage, Menschen und Tieren zu verletzen.

Der Zoo Basel schreibt: „Ihr Kiefer ist so stark, dass sie einen Besenstiel zerbeißen können. Ein menschlicher Finger wäre für ihren Kiefer etwa dieselbe Herausforderung wie für unseren eine Salzstange.“

In der norddeutschen Wildtierstation gibt es ein gesichertes Teichgehege für exotische Wasserschildkröten, wie der Stationsleiter sagte. Bis zur Vermittlung könne Gabi erst einmal dort bleiben. Sie sei in einem guten gesundheitlichen Zustand. „Wer weiß, wie lange sie schon in der Stör lebt. Fressen gibt es dort ja reichlich“ – etwa Fische, Krebse, Schnecken und Enten.

Gabi ist Kellinghusen ist mit ihren zwölf Kilo noch vergleichsweise klein. Geierschildkröten zählen mit 60 bis 70 Zentimeter Panzerlänge und bis zu 100 Kilogramm Gewicht zu den größten Süßwasserschildkröten. Sie sehen wie Lebewesen aus der Urzeit aus. Ihr Rückenpanzer ist höckerig, an Hals und Kopf haben sie Hautanhänge. Der Kiefer ist hakenförmig und der fast körperlange Schwanz ähnelt dem des Krokodils.

Erdmann sucht nun eine neue Heimat für Gabi, wie er dem Blatt sagte. Wegen des Halteverbots scheidet eine Vermittlung an Privatpersonen aus.: „Wir hoffen, dass wir einen Zoo finden, der Gabi in Obhut nimmt.“ (dpa, lem)

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