zum Hauptinhalt
16. Dezember 2024, Avignon: Gisele Pelicot (l.) umarmt einen Unterstützer, als sie das Gerichtsgebäude in Avignon verlässt, nachdem sie das Schlussplädoyer der Verteidigung im Prozess gegen ihren ehemaligen Lebensgefährten Dominique Pelicot gehört hat, der beschuldigt wird, sie fast zehn Jahre lang unter Drogen gesetzt und Fremde eingeladen zu haben, sie in ihrem Haus in Mazan, einer kleinen Stadt in Südfrankreich, zu vergewaltigen. Ein Gericht in der südfranzösischen Stadt Avignon stellt Dominique Pelicot, einen 71-jährigen Rentner, vor Gericht, weil er seine stark sedierte Frau über ein Jahrzehnt hinweg wiederholt vergewaltigt und Dutzende von Fremden dazu aufgefordert hat, sie in ihrem eigenen Bett zu vergewaltigen. Fünfzig weitere Männer im Alter zwischen 26 und 74 Jahren stehen ebenfalls vor Gericht, weil sie an diesem Fall beteiligt gewesen sein sollen, der Frankreich in Schrecken versetzt hat. Die Gerichtsverhandlung, die bis Dezember dauert, ist auf Antrag der Ex-Frau und des Opfers von Dominique Pelicot öffentlich.

© AFP/CLEMENT MAHOUDEAU

Letzte Worte im Vergewaltigungsprozess von Avignon: Pelicot bittet seine Familie um Entschuldigung

Ein letztes Mal ergreift der Hauptangeklagte im Avignon-Prozess das Wort. Seine Ex-Frau bittet er für die Betäubung und die zigfachen Vergewaltigungen um Entschuldigung. Bald fällt das Urteil.

Stand:

Kurz vor Ende des Vergewaltigungsprozesses in Südfrankreich hat der Hauptangeklagte sich erneut an seine Familie gerichtet. Er bitte seine Ex-Frau Gisèle und den Rest seiner Familie um Verzeihung, sagte Dominique Pelicot bei seinen letzten Worten vor Gericht. „Ich möchte zunächst den Mut meiner Frau würdigen“, sagte der Hauptangeklagte am Montag in Avignon in seinen Schlussworten vor Gericht. Er bitte seine Frau und seine ganze Familie, „meine Entschuldigung anzunehmen“. Seine Ex-Frau Gisèle Pelicot verzichtete auf eine Reaktion

Der 72-Jährige hatte im Prozess gestanden, seine damalige Partnerin über fast zehn Jahre hinweg immer wieder mit Medikamenten betäubt, missbraucht und Fremden zur Vergewaltigung angeboten zu haben. Gisèle Pelicot geht davon aus, etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein.

Neben Dominique Pelicot stehen in Avignon 50 Männer vor Gericht. Fast allen von ihnen wird Vergewaltigung vorgeworfen. Die Ermittler gehen davon aus, dass ein Dutzend weitere Männer sich an Gisèle Pelicot vergingen. Sie konnten allerdings nicht identifiziert werden. Pelicots Ex-Mann nahm Hunderte Fotos und Videos der Taten auf.

Einige Mitangeklagte entschuldigten sich ebenfalls

Nur etwa 15 der 50 Mitangeklagten baten die dutzendfach im Zustand der Betäubung vergewaltigte Gisèle Pelicot zum Abschluss des Prozesses um Verzeihung. „Mir ist klar, was ich Ihnen angetan habe“, sagte ein 51-Jähriger. Ein 68-Jähriger beschränkte sich auf ein „Pardon, Madame“.

Ein weiterer Angeklagter, der sechsmal die Einladung von Dominique Pelicot zur Vergewaltigung seiner Frau angenommen hatte, kündigte an, „aus Respekt vor dem Opfer“ nicht in Berufung zu gehen, „um ihr einen weiteren Prozess zu ersparen“.

Andere Angeklagte nutzten ihre letzte Stellungnahme, um erneut ihre Unschuld zu beteuern. „Ich bin selber Opfer einer Manipulation durch Dominique Pelicot“, sagte ein 54-Jähriger. Ein weiterer beklagte sich, der Prozess habe ihn „krank gemacht“.

Gisèle Pelicot saß allein auf ihrem Platz im Gerichtssaal. Keines der drei Kinder war anwesend, um die Schlussworte ihres Vaters anzuhören. Als die 72-Jährige den Gerichtssaal verließ, wurde sie wie üblich mit respektvollem Beifall der Gerichtsbesucher empfangen.

Urteil am Donnerstag erwartet

Das Mammutverfahren neigt sich mit den letzten Worten der Angeklagten seinem Ende zu. Das Urteil wird am Donnerstagmorgen erwartet. Eine Verzögerung bis Freitag sei aber möglich, erklärte das Gericht. Von den Angeklagten befinden sich bislang 32 auf freiem Fuß.

Während die Staatsanwaltschaft für Dominique Pelicot 20 Jahre Gefängnis und für die übrigen Angeklagten zwischen vier und 18 Jahren Haft forderte, verlangte mehr als die Hälfte der Beschuldigten einen Freispruch. Mehrere Anwälte erklärten, ihre Mandanten hätten keine Vergewaltigungsabsicht gehabt. Sie seien überzeugt gewesen, sich an einem Sexspiel eines freizügigen Paares zu beteiligen.

Die Staatsanwältin Laure Chabaud hatte diese Argumente zurückgewiesen. „Im Jahr 2024 kann niemand mehr sagen: ‘Sie hat nichts gesagt, also war sie einverstanden’“, erklärte sie. (dpa, AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })