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Ausstellung über die Tunesische Revolution: Lichthof im Auswärtigen Amt zeigt Revolutionsbilder

„Hau ab“ – Deutlicher kann ein Volk seinem obersten Herrn nicht sagen, was es von seiner Politik hält. Eine Fotoausstellung über die tunesische Revolution zeigt Impressionen eines politischen Erdbebens.

„Dégage“ („Hau ab“) ist der Titel einer Fotoausstellung über die tunesische Revolution im Lichthof des Auswärtigen Amtes, die noch bis zum 28. Juli zu sehen ist. Das zentrale Bild stammt von Amine Boussofara und zeigt eine Menschenmenge mit erhobenen Händen. Keine Resignation, sondern der Moment, in dem eine Menge zur Ermutigung – wie auf dem Fußballplatz – erst mit den Händen waagerecht wackelt, um sie dann im erlösenden Moment hochzureißen. An diesem 14. Januar 2011 hatten die Tunesier den Rücktritt des Diktators Ben Ali verlangt – und an am Nachmittag hat er dann das Land verlassen. Tunesier und Deutsche ließen sich bei der Eröffnung vor dieser Fotowand – mit Logo des Auswärtigen Amtes und tunesischer Fahne gerne fotografieren. „Ikonen der Revolution“seien hier zu sehen, sagte Staatsminister Werner Hoyer bei der Eröffnung der Ausstellung. Es gehe jetzt darum, den Tunesiern eine Perspektive zu eröffnen. Dazu müsste sich Europa auch für Agrarprodukte aus Tunesien öffnen. Hoyer sagte den Tunesiern Hilfe zu – man dürfe die Menschen auf den Fotos nicht enttäuschen. Es sind sehr bewegende, erstaunlich ruhige Fotos einer Revolution. Eine Gruppe freier Fotografen hatte sie von Mitte Dezember 2010 bis zum 19. Februar bei großen Demonstrationen für Laizismus in Tunis aufgenommen. Keine Zeitung hatte es damals gewagt, diese Fotos zu zeigen. Sie bilden nun die optische Erinnerung an in Ereignis, dass den ganzen arabischen Raum verändert hat.. Es sind keine pathetischen Fotos, eine merkwürdige Spannung liegt über ihnen. Keine triumphierenden Gesichter, sondern Ernsthaftigkeit, Anspannung, Beunruhigung. Wie wird das alles enden? Immer wieder sind tunesische Fahnen zu sehen, ferner Fotos von Soldaten und Kindern, ein nachdenklicher alter Mann in der Kasbah, im Hintergrund Soldaten und Kinder. Und immer wieder die Transparente, „Dégage“ – „Hau ab“ und immer wieder die Betonung des Laizismus. „Muslime, Christen, Juden – wir sind alle Tunesier“. Tunesiens Innenminister Habib Essid versprach bei der Eröffnung freie und transparente Wahlen, das sei die historische Aufgabe der Übergangsregierung Von den zwölf Fotografen sind nur zwei nach Berlin gekommen, das Visum richt gerade einmal für vier Tage. Einige tunesische junge Leute waren darüber gar nicht amüsiert. Mit kleinen Zetteln protestierten sie gegen die Gefolgsleute Ben Alis. „Die Fotografen repräsentieren das Volk“ erzählt der Fotograf Selim Harbi, der in Deutschland wohnt. Einer von ihnen wohnt bei mir. Er hat alles selber bezahlt. Aber die Leute der Botschaft sind immer noch die gleichen“ erzählt er. „Ich kenne sie alle, als wir demonstriert haben, haben sie uns in Berlin fotografiert und die Namen notiert“, ergänzt ein anderer. Die Fotografen brauchen jetzt Kontakte nach draußen, es ist wichtig, sagt die Fotografin Rim Temimi, die einen französischen Pass besitzt und daher ungehindert reisen kann. „In Frankreich waren zehn Fotografen zur Ausstellung gekommen und sie sind alle zurückgekehrt“, sagt sie. Die Ausstellung wird als Initiative des tunesischen Kulturminsiteriums in weiteren europäischen Städten gezeigt werden. Rim Temimi ist froh, dass die Ausstellung auch in Berlin zu sehen ist. „Wir haben eine ähnliche Geschichte. Ihr habet die Mauer niedergerissen und wir die Mauer der Angst. Frei nach Jophn F. Kennedy bin ich heute stolz zu sagen: Ich bin eine Tunesierin!“

Auswäriges Amt, Lichthof, wochentags von 8 bis 20 Uhr. Bis 28. Juli

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