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Überlebende des Erdbebens in Afghanistan durchsuchen am 3. November 2025 die Trümmer eines zerstörten Hauses in einem Dorf in Tashqurghan im Bezirk Khulm in der Provinz Samangan.

© AFP/ATIF ARYAN

Update

Mindestens 20 Tote und Hunderte Verletzte: Erdbeben der Stärke 6,3 erschüttert Norden Afghanistans

In Afghanistan hat es erneut ein Erdbeben gegeben – betroffen ist die Region nahe der Stadt Masar-i-Scharif. Die Erschütterungen waren auch in Kabul zu spüren. 

Stand:

Nach dem schweren Erdbeben im Norden Afghanistans hat sich die Opferzahl weiter erhöht. In den Provinzen Samangan und Balch seien mehr als 20 Menschen ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium der regierenden Taliban am Montag mit. Zudem gebe es 534 Verletzte. Die Zahl könne noch steigen. 

„Wir haben finanzielle und menschliche Verluste erlitten, viele Menschen wurden verletzt“, sagte Haji Zaid, Sprecher des Gouverneurs von Balch. Auch die berühmte Blaue Moschee in Masar-i-Scharif wurde Zaid zufolge stark beschädigt. Das auch als Ali-Mausoleum bekannte Gebäude stammt aus dem 15. Jahrhundert und dient als Grabstätte des Schwiegersohns Mohammeds.

Teile des Gebäudes, insbesondere des Minaretts, hatten sich gelöst und lagen verstreut auf dem Gelände der Moschee, berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP. Das mit blauen Kacheln verzierte Bauwerk ist eine der wenigen Touristenattraktionen des Landes.

Die Blaue Moschee in Masar-i-Scharif soll bei dem Erdbeben am Montag stark beschädigt worden sein.

© Steve McCurry

Das Beben der Stärke 6,3 hatte sich laut der US-Erdbebenwarte USGS am späten Sonntagabend nahe der Stadt Masar-i-Scharif in einer Tiefe von 28 Kilometern unter der Erdoberfläche ereignet. Der Erdstoß war bis in die etwa 300 Kilometer entfernte Hauptstadt Kabul zu spüren, wie AFP-Korrespondenten berichteten.

Menschen gerieten in Panik

In Masar-i-Scharif rannten demnach viele Menschen aus Angst, ihre Häuser könnten einstürzen, mitten in der Nacht auf die Straße. Eine Bewohnerin sagte CNN in Masar-i-Scharif, dass sie und ihre Familie durch das Beben „voller Angst aufgewacht“ seien. Ihre Kinder seien darauf „schreiend die Treppe hinuntergerannt“. „Ich habe in meinem Leben noch nie ein so starkes Erdbeben erlebt“, sagte Rahima, eine ehemalige Lehrerin. Ihr zufolge zerbrachen nur einige Fenster ihres Hauses und der Putz an mehreren Wänden wurde beschädigt.

„Ich bin froh, dass mein Haus in der Stadt aus Beton gebaut ist“, sagte sie CNN. „Ich weiß nicht, ob die Lehmhäuser am Stadtrand dieses Erdbeben überstanden haben.“ Wie der afghanische Nachrichtensender Tolonews unter Berufung eines Behördensprechers berichtete, wurden in der Provinz Badachschan zudem rund 800 Häuser zerstört oder beschädigt. Auch der afghanische Rote Halbmond berichtete von schweren Schäden. 

Im August starben 2200 Menschen

Erst Ende August waren bei einem Beben der Stärke 6,0 im Osten Afghanistans mehr als 2200 Menschen ums Leben gekommen. Vor zwei Jahren starben bei einem Beben in der Region um Herat nahe der Grenze zum Iran mehr als 1500 Menschen, mehr als 63.000 Wohnhäuser wurden damals zerstört.

In dem am Zusammenstoß zweier tektonischer Platten gelegenen Land am Hindukusch kommt es häufig zu Erdstößen. Seit dem Jahr 1900 wurden laut dem British Geological Survey allein zwölf Beben mit einer Stärke von über 7,0 gemessen.

Afghanistan ist von jahrzehntelangem Krieg gezeichnet. Im Sommer 2021 kehrten die radikalislamischen Taliban inmitten des Abzugs westlicher Streitkräfte an die Macht zurück, viele Staaten und Organisationen fuhren ihre Hilfen für das Land zurück. Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen warnen vor einer sich verschärfenden Hungerkrise in Afghanistan. (vib, AFP, dpa)

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