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Oscar Pistorius, Paralympics-Sieger, steht wegen Mordverdachts vor Gericht.

© dpa

Mutmaßlicher Mord an Reeva Steenkamp: Paralympics-Star Pistorius kämpft um Freilassung

Am Dienstag hofft Oscar Pistorius auf Kaution freizukommen. Unterdessen werden immer mehr Details zum möglichen Tatablauf bekannt. Die Polizei verfolgt derzeit drei Theorien, was in der Nacht geschah, als Reeva Steenkamp starb.

Oscar Pistorius will an diesem Dienstag vor einer Haftprüfungskammer im südafrikanischen Pretoria darum kämpfen, auf Kaution freizukommen. Der unterschenkelamputierte Leichtathlet aus Südafrika war am vergangenen Donnerstag verhaftet worden, weil er seine 29-jährige Freundin, Reeva Steenkamp, erschossen haben soll. Steenkamp und Pistorius waren seit November 2012 ein Paar. Das Opfer wurde mit vier teils tödlichen Schussverletzungen und einem Schädelbruch am Hinterkopf in Pistorius’ Haus in Pretoria gefunden. Steenkamp wird heute im Familienkreis in Port Elizabeth beerdigt.

Während Polizei und Justiz offiziell nichts preisgeben, berichten südafrikanische Medien ausführlich über Details aus Pistorius’ Leben und einen möglichen Tatablauf. Am Montag haben Beamte der Tageszeitung „Sun“ zufolge in seinem Haus Steroide gefunden. Damit stehen auch die sportlichen Leistungen des sechsmaligen Paralympics-Goldmedaillengewinners infrage. Die Zeitung „City Press“ berichtet, dass dem 26-Jährigen Blut abgenommen worden sei, um festzustellen, ob er zur Tatzeit Drogen, Dopingmittel oder Alkohol im Blut hatte. Die Polizei fand demnach außer einer Schusswaffe auch einen blutigen Cricketschläger.

Pistorius war der „schnellste Mann der Welt ohne Beine“, „Blade Runner“, erster Prothesenläufer bei Olympischen Spielen und millionenschwerer Werbeträger: ein Idol in der ganzen Welt. Und jetzt berichtet die Zeitung „Daily Mail“, er habe sich einem Freund offenbart: „Oscar hat mich um 3.55 Uhr angerufen und gesagt, dass er Reeva erschossen habe“ – seinen „Schatz“. Pistorius soll die mit einem Nachthemd bekleidete Steenkamp blutüberströmt und noch lebend die Treppe heruntergetragen haben. Der Polizei hatte er dann jedoch gesagt, er habe sie in dem hochgesicherten Wohnkomplex in einem Villenvorort von Pretoria versehentlich für einen Einbrecher gehalten.

Reeva Steenkamp wird am Dienstag beerdigt.
Reeva Steenkamp wird am Dienstag beerdigt.

© AFP

Nach Informationen der „City Press“ soll sich die Frau schon am frühen Abend in seinem Haus befunden haben. Nachbarn wollen lauten Streit gehört haben. Der erste Schuss soll im Schlafzimmer gefallen sein, die anderen drei sollen Steenkamp durch die Badezimmertür hindurch getroffen haben. Die Polizei verfolge drei Theorien: Pistorius könnte Steenkamp mit dem Schläger angegriffen oder ihn zum Einschlagen der Badezimmertür benutzt haben. Möglich sei auch, dass die 29-Jährige den Schläger zur Selbstverteidigung verwendete. Die Ermittler werden auch prüfen, ob sie ihn zuvor angegriffen haben könnte. Pistorius hatte nach dem Geschehen seinen Vater telefonisch gebeten, zu ihm zu kommen. Der völlig verwirrte Athlet habe aber weder Polizei noch Notarzt gerufen.

Ein Motiv, wird vermutet, könnte Eifersucht auf einen Sänger gewesen sein. Er hat mit Steenkamp in der Reality-Abenteuershow „Tropika Island of Treasure 5“ auf Jamaika gedreht. Angeblich soll Pistorius zum Höhepunkt seiner Karriere, während der Olympischen Spiele in London 2012, von Ex-Freundin Samantha Taylor betrogen worden sein. Es soll bereits zuvor Vorfälle häuslicher Gewalt gegeben haben.

Zum Gedenken an Reeva Steenkamp, Juristin und Model, strahlte der Sender SABC1 die Fernsehserie am Samstag erstmals aus. June Steenkamp, die Mutter des Opfers, sagte: „Alles, was wir haben, ist dieser entsetzliche Tod, mit dem wir fertigwerden müssen. Alles, was wir wollen, sind Antworten.“ An ihrem Wohnhaus werden viele Blumen abgelegt.

Oscar Pistorius droht lebenslange Haft, wenn er verurteilt wird. Sein Management hat alle seine Wettkämpfe abgesagt. Pistorius hat inzwischen ein hochkarätiges Antwaltsteam um sich versammelt. Darunter ist auch der Anwalt, der den Fahrer verteidigte, der die Enkelin von Nelson Mandela überfahren hatte. Der Fahrer wurde 2010 freigesprochen. Pistorius wird wegen Suizidgefahr rund um die Uhr bewacht. Am Montag bekam er Besuch von Familienangehörigen, Freunden und Geistlichen. Er bekomme viel Zuspruch, heißt es.

Pistorius sagte noch bei den Paralympics in London im Gespräch mit dem Tagesspiegel, er sei sich der Verantwortung bewusst, die es mit sich bringe, „ein Idol für Menschen in der ganzen Welt zu sein“. Im Internet werden seit Tagen Videos seiner Sporterfolge, aber auch Interviews mit ihm und Aufnahmen bei Charity-Events vielfach angeklickt. Viele seiner früheren Bewunderer stehen unter Schock. (mit AFP, dpa)

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