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Polizisten stehen am umgestürzten Fahrzeug auf der A94 in Bayern.

© dpa/Sven Hoppe

Update

Schleuserfahrzeug überschlägt sich: Mindestens sieben Tote bei Verkehrsunfall in Bayern

Das Unglück ereignete sich am frühen Freitagmorgen auf der A94 in Richtung München. Zuvor hatte es eine Verfolgungsjagd zwischen der Polizei und dem Kleintransporter gegeben.

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Bei einem schweren Verkehrsunfall sind auf der Autobahn 94 in Bayern mindestens sieben Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Unter den Toten ist nach Polizeiangaben auch ein sechs Jahre altes Kind. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen eines möglichen Tötungsdelikts. Der Unfall ereignete sich am Freitagmorgen auf Höhe der Anschlussstelle Waldkraiburg/Ampfing, wie die Polizei mitteilte.

Der mit mehr als 20 Personen völlig überfülle Transporter war beim Versuch, einer Polizeikontrolle davonzufahren, von der Straße abgekommen, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Das Auto habe sich überschlagen. Bei dem Transporter handelte es sich demnach um ein mutmaßliches Fahrzeug von Schleusern.

Insassen stammen aus Syrien und Türkei

Bei den Insassen habe es sich um Syrer und Türken gehandelt, der Fahrer sei ein staatenloser Mann aus Österreich. Alle Insassen wurden verletzt, die Überlebenden kamen in umliegende Krankenhäuser. Weil der für neun Menschen ausgelegte Kleintransporter völlig überfüllt gewesen sei, hätten viele der Insassen gar nicht angeschnallt gewesen sein können, hieß es.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigte sich erschüttert von dem Unfall. „Wir haben überall an den Schleuserrouten an unseren Grenzen die Kräfte der Bundespolizei deutlich verstärkt“, sagte die SPD-Politikerin. „Wir müssen das grausame Geschäft der Schleuserbanden zerschlagen, die mit der Not von Menschen maximalen Profit machen und sie auf solch lebensbedrohliche Weise über Grenzen schmuggeln.“

Fahrer versuchte, sich der Kontrolle zu entziehen

Das Auto war der Bundespolizei auf der A94 aufgefallen, teilte die zum Unfallhergang ermittelnde Landespolizei mit. Der Fahrer habe daraufhin stark beschleunigt und sich einer Kontrolle entzogen. Das Fahrzeug sei in Höhe der Anschlussstelle Ampfing/Waldkraiburg von der Fahrbahn abgekommen und habe sich überschlagen. Der Fahrer ist ersten Erkenntnissen der Polizei zufolge wahrscheinlich nicht unter den Toten.

Zahlreiche Rettungsdienste und die Feuerwehr waren am Morgen vor Ort. Auf X teilte die Polizei zudem mit, dass die A94 zwischen den Anschlussstellen Mühldorf-West und Wimpasing in Fahrtrichtung München gesperrt sei. Die Fahrbahn Richtung Passau hingegen sei frei.

Der Unfallort ist rund 50 Kilometer von der Grenze zu Österreich entfernt. Seit Monaten steigt nach Informationen von Bundespolizei und bayerischer Grenzpolizei die Zahl der registrierten unerlaubten Einreisen.

Die A94 in Bayern wird viel von Schleusern genutzt

Die A94 gilt als typische Schleuserroute. Erst vor wenigen Tagen war ein mutmaßlicher Schleuser bei Burghausen mit vier Menschen im Auto vor der Bundespolizei geflohen und hatte dabei einen Unfall verursacht. Es gab zwei Schwerverletzte.

Wo genau der am Freitag verunglückte Wagen mit österreichischem Kennzeichen die Grenze zu Deutschland passierte, war nach Polizeiangaben zunächst unklar.

Linke spricht von „Hetzjagden auf Geflüchtete“

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte nach dem schweren Unfall seine Forderung nach stärkeren Grenzkontrollen. „Jedenfalls zeigt auch dieser Vorfall, wie wichtig es ist, die unmittelbaren Grenzkontrollen weiter zu verstärken, um Schleuser bereits an der Grenze aufzuhalten“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München.

„Der schreckliche Verkehrsunfall mit sieben Toten, darunter ein Kleinkind, und insgesamt 16 zum Teil Schwerverletzten ist eine schlimme Tragödie“, sagte Herrmann. „Mit meinen Gedanken bin ich bei den vielen Opfern des Verkehrsunfalls und bei den Hinterbliebenen. Das menschenverachtende Verhalten des durch den Unfall verletzten Schleusers, der sich der Anhaltung durch die Bundespolizei entziehen wollte, nur um seine eigene Haut zu retten, macht fassungslos.“

Die bayerische Polizei führe „die Ermittlungen zum Unfallhergang mit Hochdruck und unterstützt auch die Bundespolizei bei den Ermittlungen zur zugrundeliegenden Schleusung und zu den Hintermännern“, betonte Herrmann.

Die bayerische Linke sprach nach dem Unfall von „Hetzjagden auf Geflüchtete“ und kritisierte die Beamten. „Ich bin erschrocken, dass die rechte Stimmung in der Gesellschaft nun auch auf Polizistinnen und Polizisten im Dienst übergreift“, sagte Landessprecherin Adelheid Rupp. „Verdächtige Fahrzeuge mit solchem Übereifer zu verfolgen, dass unschuldige Menschen sterben, ist unserer Polizei absolut unwürdig.“

Rupp forderte Herrmann auf, „das Gespräch mit dem Bundesinnenministerium zu suchen und zu klären, dass in Bayern so nicht verfahren wird“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Menschenleben dürften nicht riskiert werden. (dpa, AFP, Tsp)

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