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Einsatzkräfte der Feuerwehr bei dem Wohnungsbrand im Münchner Stadtteil Lerchenau am Mittwochmorgen.

© dpa/Bronnhuber

Update

Nach Großeinsatz in München: Ermittler bergen zweite Leiche aus Einfamilienhaus

Ein Familienstreit soll einen Mann so in Rage versetzt haben, dass er Angehörige attackiert, ein Haus in Brand setzt und das Oktoberfest bedroht. Mittlerweile wurden zwei Leichen geborgen.

Stand:

Im Fall des tödlichen Familienstreits, der vorübergehend das Münchner Oktoberfest lahmlegte, haben die Ermittler die zweite Leiche geborgen. Die Kriminalpolizei habe am Donnerstagvormittag das betroffene Wohnhaus im Münchner Norden betreten und den Leichnam gefunden, teilte das Polizeipräsidium der Landeshauptstadt mit. Dieser sei umgehend in das Institut für Rechtsmedizin gebracht worden, wo er obduziert wird.

Ob es sich bei dem Toten um den 90 Jahre alten Vater des Tatverdächtigen handele, könne noch nicht bestätigt werden. Hierzu seien noch weitere Untersuchungen notwendig, hieß es. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

1. Wer soll für die Tat verantwortlich sein?

Tatverdächtig ist nach Polizeiangaben ein 57 Jahre alter Mann, der das Haus in Brand gesetzt haben soll und auf der Flucht vor Einsatzkräften Suizid beging. Die Behörden schlossen einen politischen Hintergrund für die Tat aus. Das Motiv des Mannes dürfte ein Familienstreit gewesen sein, hieß es.

2. Wie geht es am Brandort weiter?

Am Haus finden noch „umfangreiche Spurensicherungsmaßnahmen“ mit Brandfahndern statt. Die Ermittlungen zu Hintergrund und Ablauf der Tat dauerten ebenfalls an.

Inzwischen sind alle Verkehrssperrungen und Evakuierungsmaßnahmen aufgehoben worden, die Anwohner konnten alle wieder in ihre Häuser zurückkehren.

Mittwoch: Die Polizei sucht nach verdächtigen Gegenständen auf der abgesperrten Wiesn.

© IMAGO/Smith/imago

3. In welchem Zustand sind die Verletzten?

Zwei Menschen waren bei dem Brand in den frühen Morgenstunden verletzt worden. Eine 21 Jahre alte Frau wurde von Einsatzkräften aus dem Obergeschoss des in Flammen stehenden Hauses gerettet. Sie trug leichte Verletzungen davon. Es handelt sich um die Tochter des 57-Jährigen. Mittelschwere Schussverletzungen hatte die 81 Jahre alte Mutter des Mannes erlitten. Sie befand sich vor dem Anwesen, als die Polizei eintraf.

4. Wie kam es am Mittwoch zur Sperrung des Oktoberfests?

Weil ein Schreiben des 57-Jährigen gefunden wurde, in dem er auch das Oktoberfest bedrohte, wurde die Wiesn stundenlang geschlossen und nach Sprengsätzen abgesucht. Laut

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zufolge warnte der Mann davor, auf die Wiesn zu gehen, denn es könnte ein „bombiges Erlebnis“ geben. Diese Drohung habe man – insbesondere angesichts des abgebrannten Hauses – ernst nehmen müssen.

5. Wie verlief der Abend auf der Wiesn?

Nach der Wiedereöffnung der Wiesn am Mittwochabend ging es auf dem Oktoberfest ruhiger zu als an gewöhnlichen Tagen.

© dpa/Daniel Karmann

Ab 17.30 Uhr begann wieder der Festbetrieb. Besucherinnen und Besucher durften das Gelände wieder betreten. Vor dem Einlass hatten sich lange Warteschlangen gebildet. Dennoch schien es ruhiger zu sein als gewöhnlich: Die Gassen wirkten einem dpa-Reporter zufolge merklich leerer im Vergleich zu anderen werktäglichen Wiesn-Tagen. An vielen Verkaufsständen war wenig los, an einem Autoscooter fuhren zwei Mitarbeiter alleine im Kreis.

Verkäufer und Sicherheitskräfte bestätigten, dass es leerer war. In den großen Zelten sah es anders aus: Weit und breit kein freier Platz, die Menge tanzte und feierte ausgelassen wie an anderen Wiesn-Tagen.

6. Gab es heute noch Auswirkungen auf dem Oktoberfest?

Das Fest geht wieder weiter: Gabi, Mitarbeiterin an einem Stand für Wiesnherzerl, bereitet am Donnerstagmorgen vor der Öffnung der Wiesn ihren Stand auf dem Oktoberfestgelände vor.

© dpa/Matthias Balk

Am Donnerstag ging es ganz normal auf der Wiesn weiter. Die Bierzelte öffneten um 10.00 Uhr. 

7. Welche wirtschaftlichen Folgen hat die Tat für das Oktoberfest?

Nach der halbtägigen Sperrung des Oktoberfests am Mittwoch bieten die Münchner Wiesn-Wirte den mit ihren Reservierungen gestrandeten Gästen Ausgleich an. „Sie können ihre Reservierung auf einen beliebigen Tag bei den jeweiligen Reservierungsbüros umbuchen“, sagte Peter Inselkammer, Sprecher der Wiesn-Wirte. Wenn das nicht klappt, können die Gutscheine nach Worten Inselkammers entweder bis zum Wiesn-Finale am kommenden Sonntag ohne Reservierung eingelöst werden, oder nach Wiesn-Ende wie üblich in den Stammgaststätten der Oktoberfest-Wirte. „Falls das alles nicht möglich sein sollte, erstatten wir die Gutscheine unter Vorlage der Original-Rechnung zurück“, sagte der Gastronom

Der Gastgewerbeverband Dehoga brachte eine Verlängerung der Wiesn ins Spiel. Dies wäre auch ein Zeichen, dass man sich die Lebensfreude nicht verderben lasse, sagte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert der dpa.

Zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Sperrung könne man noch nichts Genaueres sagen. Ein Tisch, der jetzt nicht belegt worden sei, sei natürlich nicht nachzuholen. Andererseits sei die Wiesn bisher „sehr gut“ gewesen.

Ob eine Verlängerung überhaupt möglich wäre, ist eine andere Frage. Dabei ginge es nicht nur um die Erlaubnis der Stadt, sondern auch um die Frage, ob das dafür nötige Personal so kurzfristig aufgeboten werden könnte. (dpa)

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