
© Sarah Meyssonnier/Reuters
Nach tödlichem Angriff auf Kurden: Verdächtiger von Paris kommt in Untersuchungshaft
Ein bereits früher angeklagter Franzose hat drei kurdische Menschen erschossen. Ein Richter hat nun ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Stand:
Der mutmaßliche Täter bei dem tödlichen Angriff nahe einem kurdischen Kulturzentrum in Paris mit drei Toten ist am Montag einem Ermittlungsrichter vorgeführt worden. Das teilte die Pariser Staatsanwaltschaft mit.
Der Ermittlungsrichter hat ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen den 69-jährigen Tatverdächtigen eingeleitet und Untersuchungshaft angeordnet. Nach Angaben aus Justizkreisen wird wegen Mordes und versuchten Mordes aus Gründen der Rasse, der ethnischen Zugehörigkeit, der Nation oder der Religion sowie wegen unerlaubten Waffenerwerbs und -besitzes ermittelt.
Nach einem tödlichen Angriff bei einem kurdischen Kulturzentrum in Paris hat sich der mutmaßliche Täter zu einem „pathologisch gewordenen Hass auf Ausländer“ bekannt. Das teilte die Pariser Staatsanwaltschaft am Sonntag mit.
Der Mann hat demnach seit einem Einbruch vor sechs Jahren „immer Lust gehabt, Migranten beziehungsweise Ausländer zu töten“. Bereits am Samstag war ein rassistisches Motiv in die Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt mit aufgenommen worden.
Laut Staatsanwaltschaft wollte der 69 Jahre alte Mann ursprünglich im stark von Migranten geprägten Pariser Vorort Saint-Denis Menschen angreifen. Er habe sich bewaffnet dorthin begeben, „um Morde an ausländischen Personen zu begehen“, hieß es. Dann habe er von seinem Plan abgelassen, weil nur wenige Menschen vor Ort waren und er wegen seiner Kleidung seine Waffe nicht leicht nachladen konnte.
Auf psychiatrische Station gebracht
Wegen seines Gesundheitszustands wurde der Mann auf eine psychiatrische Station gebracht. Wie die Staatsanwaltschaft am Samstagabend mitteilte, habe der zuständige Arzt nach einer Untersuchung des Beschuldigten erklärt, dessen Gesundheitszustand sei „nicht mit einem Polizeigewahrsam vereinbar“. Der Mann solle nun einem Untersuchungsrichter vorgeführt werden, sobald sein Zustand dies zulasse.
Der ehemalige Lokführer hatte am Freitag in der Nähe eines kurdischen Kulturzentrums in Paris drei Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Er wurde am Tatort in Polizeigewahrsam genommen und leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht.
Bei den Toten handelt es sich laut dem kurdischen Verband CDK-F um kurdische Aktivisten, unter ihnen eine junge Frau und ein Musiker. Der Verband beschuldigte den türkischen Staat und dessen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, für die Tat verantwortlich zu sein. Die kurdische Gemeinschaft in Paris hat für Samstag eine Demonstration in der französischen Hauptstadt angekündigt.
Ausschreitungen bei Protesten in Paris und Marseille
In der Hauptstadt sowie in der Hafenstadt Marseille gingen am Samstag vor allem Angehörige der kurdischen Minderheit auf die Straße, wie französische Medien berichten.
Im Zuge der Proteste kam es demnach auch zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. In Paris sollen Autos in Brand gesteckt worden sein.
Die Proteste folgen auf einen bewaffneten Angriff mit drei Toten nahe einem kurdischen Kulturzentrum in Paris am Freitag. Der Schütze, ein 69-jähriger Franzose, hab laut Medienberichten an, aus rassistischen Motiven gehandelt zu haben. Die Polizei konnte den mutmaßlichen Täter überwältigen. Er wurde dabei angeschossen.
Bei seiner Vernehmung durch die Polizei habe er erklärt, gezielt die kurdische Gemeinde angreifen zu wollen. Der Mann, der durch zwei versuchte Tötungsdelikte von 2016 und 2021 polizeibekannt sei, wurde ins Krankenhaus gebracht, erklärte die Bürgermeisterin des 10. Arrondissements, Alexandra Cordebard laut Medienberichten.
Bei seiner Festnahme habe er einen kleinen Koffer mit zwei Magazinen und mindestens 25 Patronen vom Kaliber 45 bei sich gehabt.
Die französische Justiz ermittelt aufgrund seiner Aussagen nun auch wegen eines rassistischen Motivs. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte, bleibe die Maximalstrafe, die dem Verdächtigen droht, unverändert bei lebenslanger Haft. Bereits am Freitag wurden Ermittlungen wegen vorsätzlicher Tötung und schwerer Gewalt eingeleitet. Der Polizeigewahrsam des Mannes wurde am Samstag verlängert.
Zusammenstöße mit Sicherheitskräften
Der bereits in der Vergangenheit wegen rassistischer Gewalt angeklagte Franzose hatte am Freitag in der Nähe eines kurdischen Kulturzentrums in Paris drei Menschen erschossen und drei weitere verletzt. Bei den Toten handelt es sich laut dem kurdischen Verband CDK-F um kurdische Aktivisten, unter ihnen eine junge Frau und ein Musiker.
Der Verband beschuldigte den türkischen Staat und dessen Präsident Recep Tayyip Erdogan, für die Morde verantwortlich zu sein. Der mutmaßliche Täter wurde am Tatort in Polizeigewahrsam genommen und leicht verletzt in ein Krankenhaus gebracht.
Am Samstag kam es erneut zu Ausschreitungen in der französischen Hauptstadt. Am Rande einer friedlichen Demonstration von mehreren hundert Menschen zum Gedenken an die drei Toten vom Freitag gab es Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften, wie AFP-Reporter berichteten. In der Nähe des Place de la République wurden Wurfgeschosse auf Ordnungskräfte geschleudert, diese antworteten mit Tränengas. Mindestens vier Autos wurden umgestoßen, von denen mindestens eines in Brand gesetzt wurde. Auch Mülltonnen brannten.
Bereits am Freitagabend hatte es Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gegeben. Protestierende warfen mit dabei Gegenstände, zündeten Mülltonnen an und errichteten Barrikaden, die Polizei setzte Tränengas ein. Auch die Fensterscheiben mehrerer Privatautos und Polizeifahrzeuge gingen zu Bruch.
Die türkische Regierung bestellt den französischen Botschafter ein
Im Zusammenhang mit den tödlichen Schüssen und anschließenden Protesten hat die türkische Regierung am Montag den französischen Botschafter einbestellt. Ankara habe dagegen protestiert, dass die französischen Behörden nicht genug gegen „anti-türkische Propaganda“ unternommen hätten, verlautete aus Diplomatenkreisen.
„Wir haben unsere Unzufriedenheit über die Propaganda ausgedrückt, die von PKK-Kreisen gegen unser Land lanciert wurde und darüber, dass die französische Regierung und einige Politiker als Propagandainstrument genutzt werden“, hieß es in Ankara weiter.
Einige der Demonstrierenden schwenkten Flaggen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die von der Türkei sowie den meisten westlichen Staaten, darunter die USA und die EU, als Terrororganisation eingestuft wird. Auf einigen Plakaten wurden angebliche Verbindungen zwischen der Türkei und dem mutmaßlichen Täter angedeutet.
(AFP, dpa)
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