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Alte Herrlichkeit. Prinz Charles ist derzeit auf großer Pazifik-Reise.

© AFP

Imperialismus: Nur 22 Länder wurden nie von Briten besetzt

Großbritannien ist zwar das zivilisierteste Land der Welt, aber in der Vergangenheit war es ganz schön streitlustig und machthungrig. Ein Autor hat jetzt die Überfälle der letzten Jahrhunderte auf fremde Länder gesammelt. Sogar in die Schweiz sind sie eingeritten.

London - Im britischen Weltreich ging die Sonne bekanntlich nie unter, aber der englische Historiker Stuart Laycock war doch verblüfft, als er die Antwort auf die Frage seines Sohnes Frederick hörte: „Wie viele Länder haben wir Briten schon besetzt?“. Nach zwei Jahren systematischer Recherchen liegt die Antwort in Buchform vor: Fast alle Länder der Welt haben Bekanntschaft mit englischer Eroberungslust gemacht. Von den 193 Ländern der Vereinten Nationen, die Laycock systematisch überprüfte, blieben nur 22 von englischen und britischen Soldaten ungeschoren – in Europa hatten Andorra, Liechtenstein, Luxemburg, der Vatikan und Schweden dieses Glück – oder Pech. Auch die Schweiz blieb nicht verschont: 1375 im Gugler Krieg zogen englische Ritter unter Ivo von Wales plündernd durch das schweizerische Mittelland.

„Ich war schockiert. In anderen Ländern könnte man ähnliche Bücher schreiben, aber sie wären wohl kürzer“, schreibt der Autor. Er hatte dabei Frankreich im Sinn – das allerdings am häufigsten britische Invasionen über sich ergehen lassen musste, angefangen mit dem Angriff des Clodius Albinus auf die Gallier, der 197 erst bei Lyon zurückgeschlagen wurde.

Laycocks A bis Z ist eine Bilanz des globalen Interventionismus. In Äthiopien ritten die Engländer auf Elefanten ein. Corfu wird heute von britischen Touristen besetzt, aber zwischen 1815 und 1864 war es Teil des britischen Protektorats „Vereinigte Staaten der ionischen Inseln“. Cubas Guantanamo Bay hieß einmal „Cumberland Bay („Braunschweiger Bucht“), nachdem sie 1741 von einem englischen Freibeuter erobert wurde. Island wurde 1940 besetzt, nachdem sich das neutrale Land weigerte, im Krieg auf Seiten der Alliierten zu kämpfen. Manila, die Hauptstadt der Philippinen hatten Engländer im 18. Jahrhundert besetzt, auf Zypern sind noch heute ihre Truppen stationiert. Sogar Länder, die in den spanischen Einflussbereich gehören, stehen auf Laycocks Liste. Er zählt Einfälle von der englischen Krone unterstützter Piraten, Freibeuter und bewaffneter Welterkundler mit. Laycock fordert seine Leser auf, notfalls Ergänzungen bei ihm einzureichen – es sei gut möglich, dass er das eine oder andere Scharmützel übersehen habe. „Wir sind eine streitlustige Nation, die nicht kleinzukriegen ist“, resümiert Laycocks Verlag, die „History Press“. Wie soll man es da in der EU aushalten.

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