
© dpa/AP/Kirsty Wigglesworth
Polizei hat keine Hinweise auf Terror: Mehrere Menschen im Zug in England niedergestochen – zwei Festnahmen
Am Samstagabend kommt es in einem Zug in England zu einem folgenschweren Vorfall. Zehn Menschen werden verletzt. Das Motiv ist unklar.
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Nach einem Angriff in einem Zug nahe der Stadt Huntingdon in Großbritannien, bei dem mehrere Menschen niedergestochen wurden, gibt es derzeit keine Hinweise auf einen möglichen Terrorangriff. Das teilte Superintendent John Loveless von der British Transport Police in Hundington am Sonntagmittag mit. Zunächst waren Anti-Terror-Einheiten eingeschaltet worden, zwei Personen wurden festgenommen.
Zehn Personen waren ins Krankenhaus gebracht worden, zunächst ging die Polizei davon aus, dass sich neun von ihnen in lebensbedrohlichem Zustand befinden. Am Samstagabend befanden sich nach Angaben der Polizei noch zwei der Verletzten in lebensbedrohlichem Zustand. Vier weitere konnten mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen werden, wie Loveless am Sonntag bei einer live im Fernsehen übertragenen kurzen Pressekonferenz mitteilte.
Die Ermittlungen am Tatort waren auch am Sonntag noch nicht abgeschlossen. Der Zug, in dem die Menschen niedergestochen wurden, steht laut der BBC weiter im Bahnhof der Stadt nördlich von London. Die Polizei ist demnach weiter im Einsatz. Viele Straßen rund um den Bahnhof sind den Angaben nach gesperrt, Zelte der Spurensicherung wurden aufgebaut.
Premier Starmer spricht von „schrecklichen Vorfall“
Näheres zu den Hintergründen der Tat war zunächst nicht bekannt. Die Polizei stufte die Attacke als „schwerwiegenden Vorfall“ ein. Innerhalb weniger Minuten habe die Polizei zwei Tatverdächtige im Alter von 32 und 35 Jahren wegen des Verdachts des versuchten Mordes festgenommen. Die beiden Männer seien in Großbritannien geboren und hätten einen Migrationshintergrund.
Premierminister Keir Starmer sprach von einem „schrecklichen Vorfall“, der „zutiefst beunruhigend“ sei. „Meine Gedanken sind bei allen Betroffenen, und mein Dank gilt den Rettungskräften für ihren Einsatz“, teilte der Regierungschef auf der Plattform X mit.
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In dem Zug waren am Abend mehrere Menschen niedergestochen worden. Als der Zug später in der englischen Ortschaft Huntingdon hielt, kam es zu den Festnahmen. Zeugen sprachen mehreren Medienberichten zufolge von dramatischen Szenen in dem Zug.
Augenzeugen berichten
Fahrgäste hätten etwa einen Mann mit einem großen Messer gesehen. Viele seien panisch durch die Waggons gerannt und hätten sich auf den Toiletten versteckt, überall sei Blut gewesen. Ein Zeuge berichtete der BBC, dass er zunächst an einen Scherz glaubte, als Menschen im Zug auf ihn zu rannten. „Ich dachte, es war ein Streich – Halloween oder Studenten“, sagte er. Schließlich aber habe er das Blut bemerkt.
Welche Tatwaffe verwendet wurde, ist bislang nicht offiziell bestätigt.
Der Bahnbetreiber London North Eastern Railway (LNER) erklärte, auf seinem gesamten Streckennetz sei wegen des Einsatzes der Bahnverkehr eingestellt worden. LNER bedient Strecken im Osten Englands und in Schottland, mit Halten unter anderem in London, Cambridge, York und Edinburgh.
Huntingdon liegt in der Grafschaft Cambridgeshire rund hundert Kilometer nördlich von London. Laut Polizei war der Zug auf dem Weg von Doncaster in die britische Hauptstadt. Die Einsatzkräfte wurden demnach um 19.42 Uhr (Ortszeit) wegen der Attacke alarmiert. Ein Großaufgebot an Rettungs- und Polizeiwagen war im Einsatz. Der Bahnhof Huntingdon wurde nach Angaben des Streckenbetreibers National Rail gesperrt.
Die britische Innenministerin Shabana Mahmood teilte auf X mit, sie sei „zutiefst bestürzt“ über den Vorfall. Sie rief die Bevölkerung dazu auf, „in dieser frühen Phase Kommentare und Spekulationen zu vermeiden“. Neue Informationen zum Stand der Ermittlungen würden mitgeteilt, sobald es neue Erkenntnisse gebe.
Nach Regierungsangaben hat die Messergewalt in England und Wales seit 2011 stetig zugenommen. Starmer sprach in diesem Zusammenhang von einer „nationalen Krise“. Im Rahmen der Bemühungen seiner Regierung, die Messerkriminalität binnen zehn Jahren zu halbieren, wurden in England und Wales nach Angaben des Innenministeriums fast 60.000 Messer „beschlagnahmt oder abgegeben“. Das Tragen eines Messers in der Öffentlichkeit kann mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft werden. (dpa/AFP)
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