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Ein Kran, Feuerwehrleute und Rettungskräfte arbeiten nach einem Zusammenstoß eines Personen- und eines Güterzugs am Unfallort.

© dpa/AP/Vaggelis Kousioras

Update

Protest nach Zugunglück: Streikende legen griechische Großstädte lahm

Bei dem Zugunglück in Griechenland sind 57 Menschen gestorben. Die Streikenden fordern die vollständige Aufklärung des Vorfalls.

| Update:

Als Reaktion auf das schwere Zugunglück hat ein neuer Streik das öffentliche Leben in Griechenland nahezu lahmgelegt. Seeleute, Busfahrer, Ärzte und Lehrer sowie der gesamte öffentliche Dienst traten am Mittwoch in einen 24-stündigen Ausstand.

Vor allem in den Großstädten Athen und Thessaloniki kam es dadurch zu Chaos im Straßenverkehr. Auch die Fähren blieben in den Häfen, sodass viele Inseln vom Festland abgeschnitten waren.

Die großen Gewerkschaften des Landes hatten zu dem Streik aufgerufen. Wegen des schweren Zugunglücks mit 57 Toten vergangene Woche steht vor allem die Privatisierungspolitik des Staates in der Kritik.

„Ihr tötet im Namen des Profits“ und ähnliche Slogans standen auf den Plakaten und Bannern der Menschen, die in der Hauptstadt Athen auf die Straße gingen. Sämtliche Regierungen der vergangenen zwei Jahrzehnte hätten die griechische Bahn sträflich vernachlässigt, hieß es seitens der Demonstranten. 

Viele wendeten sich gegen die Teilprivatisierung der griechischen Bahn vor mehreren Jahren, wobei der neue Betreiber, ein italienisches Bahnunternehmen, lediglich für den Betrieb, nicht aber für die Infrastruktur verantwortlich ist. Die Infrastruktur wird nach wie vor von der staatlichen Bahngesellschaft OSE betreut - und dort kam es zu schweren Verfehlungen, die unter anderem zu dem Unglück führten, wie griechische Medien berichteten.

Aufstände zwischen Autonomen und der Polizei

Durch die Ausstände kam es vor allem in den Großstädten später auch zu Auseinandersetzungen zwischen Autonomen und der Polizei. Trotz der Staus und des Ausstands im öffentlichen Nahverkehr pilgerten Tausende Menschen zu den großen Kundgebungen.

Die Gewerkschaften fordern außerdem die vollständige Aufklärung des Unglücks. Ein Personenzug war wegen einer falschen Weichenstellung auf ein Gleis geraten, auf dem ein Güterzug entgegenkam.

Die Ermittlungen zu dem Unglück förderten bereits zahlreiche schwere Fehler innerhalb der staatlichen Bahngesellschaft OSE zutage.

Protestierende in Athen in einer Auseinandersetzung mit der Polizei
Protestierende in Athen in einer Auseinandersetzung mit der Polizei

© REUTERS/ALEXANDROS AVRAMIDIS

In Untersuchungshaft sitzt bisher der Bahnhofsvorsteher des Bahnhofs der Stadt Larisa, der den entscheidenden Fehler begangen und einen Personenzug auf dieselben Gleise wie einen entgegenkommenden Güterzug geschickt haben soll. Der Mann sei unterqualifiziert gewesen und habe seine Ausbildung zum Bahnhofsvorsteher jenseits der Altersgrenze angetreten, berichteten griechische Medien.

Zugleich funktionierten die elektronischen Leit- und Sicherheitssysteme nicht oder nur zum Teil, so dass der menschliche Fehler nicht durch die Technik ausgeglichen werden konnte.

Am Rande der Demonstrationen kam es in Athen am Mittwochnachmittag auch zu Ausschreitungen und Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Bereits bei Protesten der vergangenen Tage hatten Autonome die Gelegenheit genutzt, sich Gefechte mit den Sicherheitskräften zu liefern. (dpa)

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