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Dem Rapper P. Diddy werden schwere Straftaten vorgeworfen.

© REUTERS/Danny Moloshok

Update

Prozess wegen Sexualstraftaten: Musiker Sean „Diddy“ Combs in zwei von fünf Anklagepunkten schuldig gesprochen

Über Monate machte der Prozess gegen Combs in New York Schlagzeilen. Combs, früher als Puff Daddy bekannt, gehört zu den erfolgreichsten Musikern der letzten Jahre. Nun fällte die Jury die Urteile.

Stand:

Im Prozess gegen Sean „Diddy“ Combs wegen Sexualstraftaten haben die Geschworenen den früheren Rap-Superstar teilweise schuldig gesprochen. Das Strafmaß wurde noch nicht verkündet. Hier die Vorwürfe und die Urteile gegen ihn im Überblick:

  1. Bildung einer kriminellen Vereinigung: Nicht schuldig
  2. Sexhandel (Menschenhandel) seiner früheren Freundin Casandra Ventura: Nicht schuldig
  3. Zuführung zur Prostitution: Schuldig
  4. Ein zweiter Fall von Sexhandel (Menschenhandel) einer früheren Freundin: Nicht schuldig
  5. Zuführung zur Prostitution in einem zweiten Fall: Schuldig

Der 55-jährige Combs lächelte nach Verkündung des Urteils und faltete die Hände zum Gebet. Im Gerichtssaal sagte er mehrmals „Danke“, er dankte auch flüsternd den Geschworenen. Wäre der Musiker auch für die Bildung einer kriminellen Vereinigung oder Sexhandel verurteilt worden, hätte ihm lebenslange Haft gedroht. Nun drohen ihm höchstens zehn Jahre Haft, wie die „Washington Post“ schreibt. Andere Quellen sprechen von bis zu 20 Jahren Haft.

So sah die Gerichtszeichnerin Combs während des Prozesses.

© REUTERS/JANE ROSENBERG

Die Familie von Combs applaudierte und pfiff nach der Entscheidung der Geschworenen. Combs Hauptverteidiger erklärte, der Musiker habe von der Jury sein Leben zurückbekommen. Die Jury bestand aus acht Männer und vier Frauen und hatte insgesamt 13 Stunden beraten, um die Urteile zu fällen.

Das Strafmaß für den seit September in Untersuchungshaft sitzenden Combs soll wie üblich zu einem späteren Zeitpunkt von Richter Arun Subramanian bekanntgegeben werden. Ob Combs bis zur Strafmaßverkündung auf freiem Fuß bleiben kann, wollte das Gericht noch am Mittwoch entscheiden.

Janice, die Mutter von Sean Combs, tritt mit erhobenem Daumen aus dem Gerichtssaal in New York.

© AFP/TIMOTHY A. CLARY

Die Geschworenen waren nicht davon überzeugt, dass die beiden Frauen zu den Sexmarathons mit männlichen Begleitern gezwungen wurden. Combs Verteidiger hatten im Prozess die Linie vertreten, dass die Frauen einvernehmlichen Sex hatten. Bei den Orgien waren die Frauen meistens unter Drogeneinfluss. Auch der Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung überzeugte die Geschworenen nicht.

Combs hatte auf „nicht schuldig“ plädiert

Die New Yorker Staatsanwaltschaft hatte dem Rapper vorgeworfen, über Jahre hinweg Frauen missbraucht, bedroht und genötigt zu haben, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen. Er habe ein „kriminelles Unternehmen“ mit Helfern geführt. Mehrere Frauen hatten in dem mehrwöchigen Prozess von jahrelangen schweren sexuellen und körperlichen Misshandlungen berichtet. Combs hatte alle Vorwürfe zurückgewiesen und auf „nicht schuldig“ plädiert. 

Combs mit seiner früheren Freundin, der Sängerin Casandra Ventura.

© AFP/Jewel Samad

Casandra „Cassie“ Ventura weinte mehrfach im Gerichtssaal.- Sie berichtete von jahrelangem Missbrauch.

© REUTERS/JANE ROSENBERG

Der Anklagepunkt der Verschwörung zur organisierten Kriminalität war ursprünglich für Bandenkriminalität wie jene der Mafia geschaffen worden. Dieser Vorwurf wurde schon bei dem Prozess gegen Sänger R. Kelly erfolgreich eingesetzt, um eine systematische Struktur von sexuellem Missbrauch offenzulegen.

Dieser Anklagepunkt gegen Combs wog schwer - doch die Staatsanwaltschaft konnte die Juroren nicht überzeugen, dass der Angeklagte seine Handlungen zusammen mit einem Netz Eingeweihter betrieben hat. Das setzt ein Wissen aller Beteiligten voraus, dass das Verhalten strafbar ist.

Intime Sex-Details öffentlich ausgebreitet

Millionen Amerikaner und Menschen weltweit verfolgten den Prozess in den Medien, mit seinen intimen und auch verstörenden Details. 

Das Verfahren weckte Erinnerungen an ähnliche Prozesse wegen Sexualstraftaten gegen Ex-Superstars in den vergangenen Jahren – unter anderem gegen den Musiker R. Kelly, den Comedian Bill Cosby oder den Produzenten Harvey Weinstein. Die Vorwürfe gegen Weinstein hatten die weltweite MeToo-Bewegung angestoßen.

Zahlreiche weitere Anschuldigungen gegen Combs

Neben der Anklage der New Yorker Staatsanwaltschaft gibt es auch noch zahlreiche Zivilklagen gegen Combs. Unter anderem vertritt eine Anwaltskanzlei im texanischen Houston eigenen Angaben zufolge rund 120 Menschen mit Vorwürfen gegen den Rapper. 

Der 1969 im New Yorker Stadtteil Harlem geborene Combs gehörte mit Hits wie „I’ll Be Missing You“ und „Bad Boy For Life“ in den vergangenen Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Rappern der Welt. Im Laufe seiner Karriere nutzte Sean Combs unter anderem die Pseudonyme „Puff Daddy“, „P. Diddy“ und „Diddy“. 

Der Musiker, der dreimal verheiratet war und sieben Kinder hat, gründete auch ein eigenes Label und war mit einer Modemarke erfolgreich. Unter anderem seine Familie und der Rapper Kanye West hatten im Gerichtssaal ihre Unterstützung für Combs gezeigt. (dpa)

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