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Prozessteilnahme in streng gesicherter Glasbox: Todesfahrer von Magdeburg gibt Weihnachtsmarkt-Anschlag zu
Bei seiner Fahrt über den Magdeburger Weihnachtsmarkt tötete der Mann sechs Menschen. Zum Prozessbeginn nimmt er zur langen Anklageliste selbst Stellung.
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Der Todesfahrer von Magdeburg hat im Prozess zum Weihnachtsmarkt-Anschlag zugegeben, am Steuer gesessen zu haben. „Ich bin derjenige, der das Auto gefahren hat“, sagte Taleb al-Abdulmohsen vor dem Landgericht Magdeburg. Weitere konkrete Angaben machte er zunächst nicht. Es gab keine Entschuldigung, kein Zeichen der Reue.
Stattdessen äußerte sich der 51 Jahre alte Angeklagte mit weinerlicher Stimme und Taschentuch vor dem Gesicht zu vermeintlichen Vertuschungen der Polizei und kritisierte Medien. Er hielt seinen Laptop hoch, wo „Sept. 2026“ zu lesen war. „Da ist die nächste politische Wahl in Sachsen-Anhalt“, erklärte der aus Saudi-Arabien stammende Mann, der als Islamkritiker bekannt ist. Am 6. September 2026 wird in Sachsen-Anhalt ein neuer Landtag gewählt.
Richter ermahnt Angeklagten
Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg versuchte derartigen politischen Erklärungen Einhalt zu gebieten. Er ermahnte den Angeklagten, sich zur Sache zu äußern. Betroffene der Todesfahrt, die als Nebenkläger zum Prozessauftakt erschienen waren, blickten teils fassungslos. Manche wendeten sich ab, andere schüttelten die Köpfe.

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Bereits zu Prozessbeginn am Montagmorgen hielt der Angeklagte den anwesenden Pressefotografen seinen Laptop entgegen, auf dem Bildschirm stand „#MagdeburgGate“ und „Sept. 2026“. Äußerlich regungslos verfolgte er im Anschluss die gut zwei Stunden lange Verlesung der Anklage. Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wirft ihm unter anderem vollendeten Mord in sechs Fällen und versuchten Mord an weiteren 338 Menschen vor.
Danach erklärte al-Abdulmohsen, er werde „stundenlang, vielleicht auch tagelang“ zu den Vorwürfen aussagen. Dazu werde er nach einer Mittagspause Gelegenheit für seine Aussage haben, wie der Vorsitzende Richter sagte.
Nach der Mittagspause hielt al-Abdulmohsen erneut einen Laptop in die Kameras, wie der MDR berichtete. Auf dem Bildschirm stand demnach „Die Wahrheit hat es nicht leicht“. In seinen Ausführungen soll er zwischen Aussagen zu Religion, Medien und Politik gesprungen sein. Mehrere Nebenkläger sollen auf die Ausführungen sichtbar bewegt reagiert haben. Ein Opfer habe den Gerichtssaal vorübergehend verlassen.
Angeklagter verfolgt Prozess in gesicherter Glasbox
Zahlreiche Medienvertreter aus dem In- und Ausland waren zu dem Verfahren nach Magdeburg angereist, das zu einem der größten der Nachkriegsgeschichte gehört. Das Landgericht Magdeburg hat bis zum 12. März 2026 zunächst knapp 50 Verhandlungstage angesetzt.
Der Angeklagte wurde mit einem Hubschrauber zum Prozess gebracht. Maskierte Justizbeamte führten ihn in den Saal. Der Mann mit längerem grau meliertem Bart sitzt dort in einer Glasbox mit schusssicheren Scheiben.
Der Vorsitzende Richter Sternberg betonte, der Platz sei wichtig zum Schutz des Angeklagten, er solle so vor möglichen Racheakten geschützt werden.
Er arbeitete als Arzt in Sachsen-Anhalt und war kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 2024, mit einem 340 PS starken und mehr als zwei Tonnen schweren Mietwagen über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Er war laut Anklage mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde unterwegs. Sechs Menschen starben, mehr als 300 wurden verletzt. (Tsp/dpa)
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