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Ausgerechnet Ribéry wird für das WM-Desaster verantwortlich gemacht. Foto: dpa

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Sexskandal: Ribéry sieht sich als Sündenbock

Nach dem Sexskandal: Der FC Bayern München steht hinter Franck Ribéry, aber bei den Franzosen scheint er in Ungnade zu fallen.

Die Anklage wegen Sex mit einer minderjährigen Prostituierten macht Franck Ribéry gewaltig zu schaffen. Während Bayern München demonstrativ hinter dem Starstürmer steht, scheint er in Frankreich in Ungnade zu fallen. Angesichts der feindseligen Stimmung gegen ihn beklagt seine Anwältin, Ribéry solle zum Sündenbock für das französische WM-Desaster gemacht werden.

Die Bayern, die sich im Trainingslager am Gardasee befinden, halten zu ihrem Star. Trainer Louis van Gaal möchte nur über die erfolgreich verlaufende Rekonvaleszenz des Franzosen sprechen, froh berichtet er, dass Ribéry, der sich nach einer Leisten-OP mit zwei vom Verein abgestellten Fitnesstrainern bis Samstag auf Ibiza vorbereiten darf, in zwei Wochen wieder ins Mannschaftstraining einsteigen könnte und „motiviert“ sei. Sportdirektor Christian Nerlinger indes scheint die Debatten in Frankreich aufmerksam verfolgt zu haben. Die Anklage um die Prostituierte werde nach der verpatzten WM-Teilnahme „in Frankreich hochgekocht“, sagte Nerlinger. Aber von wem? Nerlinger: „Das Problem ist, dass in Frankreich auch die Politik so massiv in den Fußball drängt nach dieser WM. Sogar der Chef persönlich (Präsident Nicolas Sarkozy, die Red.) kümmert sich mittlerweile um die Equipe Tricolore.“

Der emsige Stürmer, der seit Bekanntwerden der Affäre im April volle Unterstützung durch die Bayern erfährt, steht unter einer großen Belastung, nachdem jetzt in Frankreich das Anklageverfahren eingeleitet wurde. „Er ist bestürzt“, sagte am Mittwoch in Paris seine Anwältin Sophie Battai. Die Entscheidung sei ungerechtfertigt. Die Anwältin will jetzt einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens stellen.

Auch Battai kritisierte die Einmischung französischer Politiker. Der Richter-Beschluss stelle „vielleicht einen Ersatz für die fehlenden Sanktionen gegen das Frankreich-Team nach der WM dar“ und mache Ribéry zum Sündenbock, mutmaßte die Anwältin. Frankreichs Nationalmannschaft, in der Ribéry spielt, war in der Vorrunde der WM nach Querelen innerhalb der Mannschaft, nicht nachvollziehbaren Trainerentscheidungen, Unflätigkeiten in der Kabine, dem Rauswurf eines Stürmers, einem Trainingsboykott der Mannschaft und blamablen Leistungen auf dem Platz ausgeschieden.

Wie dünn die Luft in Frankreich für Ribéry wird, machte der designierte neue Fußballverbandspräsident Fernand Duchaussoy klar: „Ich sehe nicht, wie ein Spieler, gegen den ein Anklageverfahren eingeleitet wurde, für das Team Frankreichs nominiert werden kann.“

Ribérys Anwältin Battai sagte, man wolle die Psyche des Spielers attackieren, „die seit zweieinhalb Monaten extrem destabilisiert“ sei. Da er das Alter der Prostituierten nicht kennen konnte, dürfe er auch nicht verfolgt werden.

Filippo Cataldo

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