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Kollision mit Bus: Schweres Zugunglück in der Ukraine

In der Ukraine ist ein Bus mit einem Personenzug zusammengestoßen, nachdem der Fahrer offensichtlich die Blinkanlage ignoriert hatte. Den Angaben zufolge gibt es mindestens 40 Tote.

Die ersten Bilder, die das ukrainische Fernsehen ab dem Mittag überträgt, zeigen eine grausige Szene: Eine blaue Lokomotive ist zu sehen, um ihre Vorderseite hat sich ein Knäuel aus gelbem Blech, Sitzen und Motorteilen geformt, das einmal ein Minibus der Marke „Etalon“ war. Neben dem Gleis haben Sanitäter mehrere Dutzend Tote aufgereiht, ihre Gesichter notdürftig mit einer blauen Plane verdeckt. Für die Passagiere wurde der Bus, mit dem sie täglich zur Arbeit fuhren, zur Todesfalle. Die meisten der etwa 50 Insassen starben am Unfallort, andere kämpfen in Krankenhäusern um ihr Leben. Unter den Opfern sind auch zwei Kinder.

In Osteuropa schockten am Dienstagmorgen zwei schwere Unglücke die Menschen. In Polen war ein Kleinbus in Nowe Miasto nad Pilica vermutlich bei einem Überholmanöver frontal mit einem Lastwagen zusammengestoßen, 18 Businsassen, Saisonarbeiter, starben. In der Ukraine rammt eine Lok einen Bus – mindestens 42 Menschen sind tot.

Die Katastrophe ereignete sich an einem Bahnübergang in der Nähe der Kleinstadt Marganjez, etwa 500 Kilometer südöstlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Nach ersten Erkenntnissen hielt der ukrainische Linienbus, der die örtlichen Bewohner zur Arbeit brachte, an dem Bahnübergang zuerst. Eine rote Ampel und ein akustisches Signal zeigten an, dass die Durchfahrt gesperrt war. Nach Berichten von Überlebenden stieg der Fahrer dann aus und überzeugte sich offenbar davon, dass kein Zug in Sicht war. Daraufhin setzte er sich wieder ans Steuer und fuhr auf die Gleise – obwohl die Lokomotive in diesem Moment nur noch weniger als 20 Meter entfernt war. Ukrainische Medien berichten unter Berufung auf Augenzeugen, dass die Passagiere gegen ein Weiterfahren protestiert hätten – womöglich sahen sie im Gegensatz zum Fahrer die herannahende Rangierlokomotive.

Die Geschwindigkeit, mit der die Lokomotive auf den Bus traf, ist bisher nicht bekannt. Weil der Busfahrer sein Fahrzeug nur wenige Sekunden vor dem Zusammenstoß auf den Übergang fuhr, gelang es dem Zugführer jedenfalls nicht mehr, die Bremse zu betätigen. Stattdessen schob die Lokomotive den Bus mindestens dreißig Meter vor sich her.

Die von der Regierung entsandte Untersuchungskommission geht von menschlichem Fehlverhalten aus. „Die Ampel war intakt und zeigte an, dass der Übergang gesperrt ist“, sagte ein Sprecher der ukrainischen Eisenbahn. Auch die Sichtweite beträgt an dieser Stelle in beide Richtungen etwa 700 Meter. Am Nachmittag leitete die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren wegen der „Verletzung von Sicherheitsregeln im Verkehr“ ein.

Der ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Premierminister Nikolaj Asarow eröffnete die Kabinettssitzung der Regierung mit einer Schweigeminute. Dann kündigte er an, dass die Angehörigen der Opfer je 12 500 Dollar an staatlicher Unterstützung erhalten sollen. Vom Transportministerium forderte Asarow, „in kürzester Zeit alle unbewachten Eisenbahnübergänge zu vervollkommnen“. Jeder Übergang solle mit einer automatischen Schranke ausgestattet werden, die gefährlichsten Orte sollten von Bahnwärtern überwacht werden. Präsident Janukowitsch erklärte den Mittwoch in der Ukraine zum Trauertag.

In der Ukraine und in Russland werden kleine Linienbusse, auf Russisch „Marschrutka“ genannt, immer wieder in schwere Unfälle verwickelt. Meist werden die Busse von Privatunternehmern betrieben, die an einer Maximierung des Gewinns interessiert sind. Oft schlecht ausgebildete Busfahrer stehen unter dem Druck, so viele Passagiere wie möglich in so wenig Zeit wie nötig zu transportieren. Auch der verunglückte „Etalon“ war völlig überfüllt: Laut Hersteller verfügt er nur über 20 Sitz- und 20 Stehplätze.

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