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Ghislaine Maxwell (Archivbild)

© Rob Kim/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/AFP

Bruder von Ghislaine Maxwell über US-Justizsystem: „Sie wäre in keinem zivilisierten Land jemals für schuldig befunden worden“

In einem „Telegraph“-Gastbeitrag äußert sich Ian Maxwell zu seiner Schwester Ghislaine. Er macht „Lynchjustiz“ für ihre Verurteilung verantwortlich.

Der Bruder der Epstein-Vertrauten Ghislaine Maxwell sieht das Phänomen der „Massenhysterie“ in den USA als ursächlich für die Verurteilung seiner Schwester. „Ich glaube ihr, wenn sie sagt, dass sie kein einziges Verbrechen begangen hat“, schreibt Ian Maxwell in einem Gastbeitrag der britischen Zeitung „The Telegraph“. „Es besteht kein Zweifel daran, dass ihr Vertrauen in das Justizsystem der USA sie betrogen hat, und das macht mich wirklich stutzig.“

Dem 66-Jährigen zufolge würden sich Politiker in den USA „leicht von Lynchjustiz beeinflussen lassen“. „Natürlich gibt es einen Sexhandel in den USA“, schreibt Maxwell. Es käme jedoch nicht so häufig vor, wie die meisten US-Bürger denken würden. Dabei bezieht sich der Brite auf eine Statistik der Politikwissenschaftler Joseph Uscinski und Adam Enders, wonach mehr als die Hälfte der US-Bürger die Anzahl an Opfern von Menschenhandel wesentlich höher schätzen, als sie eigentlich ist.

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Laut Maxwell gebe es in den Vereinigten Staaten eine „Cowboy-Kultur“, die zu „Massenhysterie“ führen würde. „Diese Panik hat enorme Auswirkungen auf die nach Stimmen ringenden US-Politiker, die sich von der öffentlichen Meinung treiben lassen, egal wie verrückt sie ist. Die gewählte Justiz befindet sich in der gleichen Lage“, so der Brite. „Das ist der Grund für die Anklage gegen Ghislaine.“

Seit zwei Jahren sitzt Ghislaine Maxwell im Gefängnis. Im Dezember 2021 wurde die 60-Jährige von einem New Yorker Geschworenengericht wegen Menschenhandels mit Minderjährigen zu Missbrauchszwecken schuldig gesprochen. Am Dienstag soll ihr Strafmaß verkündet werden, ihr droht eine mögliche Haftstrafe zwischen 30 und 55 Jahren.

Ghislaines Bruder Ian Maxwell (r.) und ihre Geschwister vor dem Gerichtshof in New York.
Ghislaines Bruder Ian Maxwell (r.) und ihre Geschwister vor dem Gerichtshof in New York.

© IMAGO/ZUMA Wire

„Ich empfinde sehr viel Mitgefühl für alle Mädchen und Frauen, die wirklich missbraucht wurden, aber es gibt anderen Menschen nicht das Recht, unbegründete Anschuldigungen zu erheben, denen dann automatisch geglaubt wird“, schreibt Ian Maxwell. „Vor allem dann nicht, wenn diese Anschuldigungen finanziell immens gut honoriert werden.“

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Nach Ansicht des 66-Jährigen hätte es nach dem Tod von Jeffrey Epstein ein „Vakuum“ gegeben, „das gefüllt werden musste“. Der Investmentbanker wurde 2019 wegen sexueller Ausbeutung von Minderjährigen verhaftet. Wenige Monate später wurde Epstein noch während der Prozessvorbereitung tot in seiner Zelle aufgefunden.

Nach dem Vorfall habe der US-Staatsanwalt William Barr laut Ian Maxwell „eine persönliche Vendetta“ gegen Ghislaine gestartet. „Das führte direkt zu der Fernsehsendung nach ihrer Verhaftung, die sie in den Augen der Welt als schuldig brandmarkte.“ In Großbritannien wäre das nie passiert, behauptet der Brite.

Ende Dezember vergangenen Jahres ging die Familie von Ghislaine Maxwell in Berufung gegen das Urteil. Seinen Gastbeitrag beendet Ian Maxwell mit den Worten: „Ich weiß, dass Ghislaine unschuldig ist und dass sie in keinem zivilisierten Land jemals für schuldig befunden worden wäre. Wir werden nie aufhören, für Gerechtigkeit zu kämpfen, um ihre Freilassung zu erreichen.“

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