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Gesundheit: Softe Drinks mit harten Folgen

Forscher finden heraus, dass Limo- und Cola-Trinker häufiger Bauchspeicheldrüsenkrebs bekommen.

Dass Cola und Limonade keine harmlosen Durstlöscher sind, haben schon einige Studien gezeigt. Eine aktuelle Studie stellt die Softdrinks nun auch unter den Verdacht, das Risiko für eine besonders bösartige Form von Krebs zu erhöhen. Mark Pereira, Gesundheitsforscher an der Uni in Minnesota, hat dafür die Essens- und Getränkevorlieben von 60 524 Männern und Frauen aus Singapur erhoben und 14 Jahre lang ihr gesundheitliches Geschick verfolgt. 140 von ihnen erkrankten in dieser Zeit an Krebs der Bauchspeicheldrüse. Für diejenigen Studienteilnehmer, die in der Woche zwei oder mehr Softdrinks zu sich genommen hatten, war das Risiko, wie Pereira nun in der Zeitschrift der American Association for Cancer Research berichtet, gegenüber den Verächtern der süßen Getränke um 87 Prozent erhöht. Dabei hatten die Forscher andere Faktoren, die sich bei den Cola-Fans häufiger fanden, schon „herausgerechnet“: Unter anderem Rauchen, Übergewicht, Konsum von Alkohol und rotem Fleisch in größeren Mengen.

„Die Studie zeigt, dass es eine Beziehung zwischen Softdrinks und Bauchspeicheldrüsenkrebs gibt“, kommentiert Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Potsdam-Rehbrücke, Leiter der Brandenburger Ernährungs- und Krebsstudie EPIC, in der es ebenfalls um Langzeitbeziehungen zwischen Ernährung und verschiedenen Krankheitsbildern geht. Boeing mahnt aber zur Zurückhaltung bei der Interpretation, weil die Datenbasis schmal sei. Zudem findet er es schade, dass die Ernährungsgewohnheiten der Studienteilnehmer aus Singapur nur einmal, zu Beginn der Studie vor über 14 Jahren, erhoben wurden – und dass sie sich nur auf eine Krankheit bezieht. „Man wüsste gern genauer, wie sich die Ernährung der Teilnehmer im Lauf der Zeit verändert hat und wie sich das auf Krankheitsrisiken auswirkte“ Außerdem fehlt ein Vergleich mit Diet-Drinks. Für Fachleute wie Boeing sind die Daten aber trotzdem bedeutsam, weil die bisherigen Studien widersprüchliche Ergebnisse brachten. So war eine große US-Studie mit über 500 000 Teilnehmern zum Schluss gekommen, dass Softdrinks das Risiko nicht erhöhen.

Dabei ist es nach Ansicht der Autoren durchaus möglich, sich einen Vers auf den Zusammenhang zu machen. Schließlich wird in der Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin produziert, das für den Zuckerstoffwechsel eine entscheidende Rolle spielt. Dabei sind Wachstumsfaktoren und zelleigene Andockstellen besonders aktiv, die auch bei der Krebsentstehung mitwirken. „Und kaum ein anderes Lebensmittel schafft es so gut wie die Softdrinks, in so kurzer Zeit so viele leicht verdauliche Kohlenhydrate anzuliefern“, erläutert Boeing.

Die Angst vor Bauchspeicheldrüsenkrebs allein wäre seiner Ansicht nach aber kein Grund, Limos und Cola vom Getränkeplan zu streichen. An dieser Krebsart sterben zwar 95 Prozent fünf Jahre nach Diagnosestellung. Doch ist sie ausgesprochen selten. Weit häufigere Folgen des Softdrink-Konsums sind Übergewicht und der „Alters“-Diabetes vom Typ II, die wiederum Herzinfarkte und Schlaganfälle begünstigen.

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