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Ein Polizist sichert den Bereich vor dem Mulitplex-Kino, an dem die Polizei einen Verdächtigen niedergeschossen hat.

© dpa/Christoph Reichwein

Update

Verdächtiger in Krefeld niedergeschossen: Spur der Zerstörung in der Innenstadt – Verdacht auf psychische Erkrankung

In Krefeld hat die Polizei einen verdächtigen Mann vor einem Kino niedergeschossen. Er soll eine brennbare Flüssigkeit mitgeführt und an drei Stellen Brandsätze gezündet haben. Von einem Terroranschlag geht die Polizei nicht aus.

Stand:

Bei dem Vorfall in einem Krefelder Kino mit einem niedergeschossenen Verdächtigen gibt es laut Polizei keine Hinweise auf einen terroristischen Anschlag. Es besteht nun der Verdacht auf eine psychische Erkrankung des Verdächtigen. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. 

Die genaue Motivlage sei noch unklar und Gegenstand der Ermittlungen, teilte die Polizei am frühen Morgen mit. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von „versuchtem Mord“.

Der 38-Jährige habe laut Polizei versucht, in dem Foyer des Kinos einen Brand zu legen. Die Tat konnte demnach durch den Schusswaffengebrauch verhindert werden. Der Mann kam ins Krankenhaus, wo er sich weiterhin in ärztlicher Behandlung befand. Unklar blieb, wie schwer er verletzt wurde und ob er vernehmungsfähig war.

Der Verdächtige ist in Deutschland ausländerrechtlich geduldet, teilte das nordrhein-westfälische Flüchtlingsministerium in Düsseldorf auf dpa-Anfrage mit. „Laut Ausländerzentralregister soll es sich um einen iranischen Staatsangehörigen handeln, der 2002 erstmals in die Bundesrepublik eingereist ist und eine Duldung besitzt“, hieß es. 

Zuvor teilte bereits die Polizei mit, dass es sich bei dem Mann um einen Krefelder mit iranischer Nationalität handele. Bei der versuchten Brandstiftung hat der Tatverdächtige laut Polizei brennbare Flüssigkeit bei sich gehabt. Dies teilte die Polizei Essen auf Anfrage mit.

Ein Kinomitarbeiter hatte zuvor einem dpa-Reporter gesagt, dass der mutmaßliche Täter am Abend beim Eintreffen der Polizeibeamten gerade dabei gewesen sei, eine brennbare Flüssigkeit im Foyer-Bereich des Kinos zu verschütten. Der Mitarbeiter vermutete Benzin aufgrund des Geruchs. Um welche Art von Flüssigkeit es sich handelte, werde noch ermittelt, sagte der Polizeisprecher.

Der Beschäftigte lobte das schnelle Eingreifen der Polizei, „ansonsten wäre das hier eine Katastrophe geworden“, sagte er. Nach seinen Angaben hätten sich zum Zeitpunkt der Tat etwa 150 Menschen in dem Kinokomplex befunden, verteilt auf mehrere Kinosäle. Man versuche nun schnellstmöglich Blutspuren zu beseitigen und sei in Gesprächen mit der Polizei, ob das gemacht werden dürfe.

Polizisten hatten den Mann am Donnerstagabend im Kinofoyer am Hauptbahnhof niedergeschossen und verletzt. Der Bereich um das Kino wurde weiträumig abgesperrt. Zahlreiche Polizisten waren dort im Einsatz.

Gegen 19.50 Uhr waren laut Polizei zahlreiche Meldungen von drei Bränden eingegangen. Im Bereich der Philadelphiastraße in der Nähe des Bahnhofs brannten laut Polizei eine Wohnung, ein geparktes Fahrzeug und ein Bürogebäude. Demnach wurde niemand durch die Feuer verletzt.

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Einem unbestätigten Bericht der „Bild“ zufolge soll der Verdächtige um 19.50 Uhr einen Brandsatz in das Gebäude der Bundesagentur für Arbeit geschleudert haben. Dann soll er ein vor dem Haus geparktes Auto angezündet haben und in Richtung Hauptbahnhof geflüchtet sein.

Die Spur der Zerstörung zog sich vom Hauptbahnhof etwa 900 Meter durch die Innenstadt. Das Arbeitsamt ist etwa 700 Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Von dem Brand zeugten dort nachts von außen zwei kaputte Fensterscheiben.

Ein Minibus der Caritas ist in Krefeld bei einem Brandanschlag beschädigt worden.

© dpa/David Young

Etwa 150 Meter weiter stand ein weißer Minibus mit zwei eingeschlagenen Scheiben und leichten Rußspuren. Es ist ein Auto der ambulanten Drogenhilfe der Caritas.

Ganz in der Nähe soll zur gleichen Zeit auch noch ein Dachstuhl eines Mehrfamilienhauses gebrannt haben, wie die Zeitung weiter berichtet. Von außen war das nicht zu erkennen, aber die Polizei sicherte das Haus als Tatort ab. Als der Mann im Kino auftauchte, habe ihn die Polizei gestoppt. Ein Rettungswagen habe den Niedergeschossenen dann in eine Klinik gebracht.

Seelsorger kümmern sich um Menschen im Kino

Wie die „Rheinische Post“ berichtete, kümmerten sich Seelsorger um die Menschen im Kino. Auch Oberbürgermeister Frank Meyer war dort.

Auch einige Kinobesucher seien Zeuge des Geschehens geworden, sagte ein Polizeisprecher am Ort des Geschehens. Die Kriminalpolizei hat die weiteren Ermittlungen zum konkreten Tatablauf, zum möglichen Zusammenhang der Branddelikte und zum Tatmotiv übernommen.

Der Bahnhof selbst war nach Beobachtung eines dpa-Reporters nicht gesperrt, Menschen gingen hinein und kamen heraus. In der niederrheinischen Großstadt Krefeld leben laut Stadt rund 236.000 Menschen. (dpa)

Korrekturhinweis: In einer früheren Fassung hatte es geheißen, der Tatverdächtige sei Iraker. Die Polizei hat ihre Angaben korrigiert: Er ist demnach Iraner.

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