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Sind sich einig: Til Schweiger (l), Schauspieler und Regisseur, und Gerd Müller (CSU), Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

© Britta Pedersen/dpa

Kampagne "Entwicklung hilft": Til Schweiger wirbt für Entwicklungshilfe

Prominente unterstützen das Image der deutschen Entwicklungshilfe gemeinsam mit Minister Müller. Ihre Sicht auf den globalen Süden aber ist ewiggestrig.

Ein bisschen sieht es aus wie bei einer Actionfilmpremiere, wie Til Schweiger da posiert, die Augen zusammengekniffen und die Hände in die Hüften gestemmt. Nur dass er nicht auf dem roten Teppich steht, sondern vor dem Slogan „Entwicklung wirkt“. Sein Co-Star ist dieses Mal nicht Matthias Schweighöfer, sondern der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller.

Fünf Hilfsorganisationen haben zu Lachssandwiches, Avocadobroten und Kaffee in das Café Einstein Unter den Linden geladen. Ein Raum voller Journalisten und Vertreter der Hilfsorganisationen bekommt hier die neue Kampagne „Entwicklung wirkt“ zu sehen. Denn die Organisationen stocken zwar Jahr für Jahr die staatliche Entwicklungshilfe von 10,9 Milliarden Euro um fast die gleiche Summe auf. Gleichzeitig sinkt aber die Zahl der Spender, vor allem unter den jungen Menschen. „Die Menschen sehen Entwicklungszusammenarbeit grundsätzlich positiv, aber sie sind skeptisch, was die Wirkung angeht“, sagt Harald Kischlat, Vorstand der Organisation German Doctors. Das sollen Til Schweiger und elf andere Prominente, darunter Jan Josef Liefers, Eckart von Hirschhausen und Stefanie Giesinger, jetzt richten.

Das tun sie, indem sie Menschen aus Entwicklungshilfeprojekten treffen und in Reklamespots davon erzählen. Da stellt sich zum Beispiel die Brasilianerin Alice da Silva Ifigenia zum Youtuber Gronkh, der sich „über jedes Kilo mehr freut“ und dann auflöst: Er freue sich über jedes Kilo Gemüse, das da Silva anbaut. Selbst reden darf da Silva aber nicht. Der Spot soll witzig wirken, jung, peppig.

Wenig innovativ ist dagegen die Art, wie Schweiger und Müller über Entwicklungszusammenarbeit reden: Schweiger spricht über die großartige Arbeit, die die Ärzte von German Doctors „da unten“ leisten würden. Müller, der sonst durch klare Forderungen bei Migration und Klimawandel auffällt, bemüht gar den christlichen Caritas-Gedanken und zitiert Bibelsprüche: „Wer anderen hilft, dem wird geholfen.“ Ganz viele junge Mädchen, aber auch Jungen würde er in Projekten im globalen Süden treffen. Da sind die Entwicklungshilfeorganisationen schon weiter: Seit Jahren versucht man, wegzukommen vom Gedanken, dass westliche Helfer stark und Menschen aus Entwicklungsländern schwach seien. Deswegen kommt auch kurz Tong aus Thailand zu Wort, der mit zehn Jahren aus Myanmar flüchtete und jetzt eine Ausbildung zum Koch macht. Ein Foto von ihm wollte aber niemand.

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