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Zugspitze

© dpa

Exrtremsport: Tod auf der Zugspitze

Bei einem Berglauf der Extreme sind zwei Sportler gestorben, andere wurden ins Krankenhaus eingeliefert. Jetzt untersucht die Staatsanwaltschaft den Fall.

Bei einem Extremberglauf auf die Zugspitze kamen am Sonntag zwei Teilnehmer ums Leben. Sie starben an Erschöpfung. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft, ob bei dem Unglück ein Verschulden Dritter vorliegt.

Zum 8. Internationalen Zugspitze Extremberglauf gingen am Sonntagvormittag gegen neun Uhr rund 600 Läufer in Ehrwald (Österreich) an den Start. Doch die 16,1 Kilometer bei 2100 Metern Höhenunterschied endeten für zwei von ihnen tödlich. Nach Angaben der Polizei in Weilheim handelt es sich bei den Todesopfern um den 41-jährigen Uwe M. aus Witten (Nordrhein-Westfalen) und den 45-jährigen Hans P. aus Ellwangen in Baden-Württemberg. Zudem kamen sechs Läufer mit schweren Unterkühlungen in das Klinikum Garmisch–Partenkirchen, von denen einer am Montag aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte.

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft. Gegen den Veranstalter des Laufes, die ’getgoing GmbH’, gebe es derzeit aber kein Ermittlungsverfahren, sagte Oberstaatsanwalt Rüdiger Hödl am Montag. „Im Grundsatz hat jeder Läufer aber auch eine Verantwortung für sich selbst“, sagte Hödl.

Zwar gab der Veranstalter vor Beginn des Laufes auf seiner Internetseite eine Wetterwarnung. Gleichzeitig wurden die Teilnehmer aber auch zusätzlich motiviert. „Gerade aufgrund dieser unvergleichlichen Besonderheiten des Laufes in einer traumhaften Bergwelt wird jeder, der eines der Ziele erreicht, ein Sieger sein“, hieß es auf der Internetseite. Dieses Ziel erreichte weniger als die Hälfte der Sportler. Für den Großteil wurde die Extrembelastung zu viel. An mehreren Verpflegungsstellen wurden Rettungskräfte alarmiert. Um 11.45 Uhr ging der erste Notruf ein.

Die zwei Sportler befanden sich nahe der Knorrhütte in 2051 Meter Höhe, als sie von Rettungskräften reanimiert werden mussten. Trotz stundenlanger Bemühungen der Rettungskräfte starben sie.

Am Start herrschte bei allen eine gute Stimmung. Bei 15 Grad Celsius liefen einige Teilnehmer in kurzen Hosen und T–Shirts los. An eisige Kälte und starke Schneeböen wollte zu diesem Zeitpunkt noch keiner denken. Der Wetterumschwung kam zwar überraschend, „mit Schneewinden und zunehmender Kälte musste man aber rechnen“, sagt Anton Thalhammer vom Deutschen Leichtathletik-Verband. „Kurze Hosen sind üblich. Vorschriften zur Kleidung können die Veranstalter überhaupt nicht machen.“ Anton Thalhammer sieht die Schuld nicht beim Veranstalter. Dass die getgoing GmbH den Lauf beim Leichtathletik-Verband nicht angemeldet hat, sieht er durchaus kritisch. Im vergangenem Jahr brach der Veranstalter den Lauf weiter unten ab, woraufhin es zu Regress-Ansprüchen kam. Hätte man diesmal ähnlich handeln sollen? Andrea Händel vom Deutschen Alpenverein nimmt die Sportler in Verantwortung. „Bei einem Extremberglauf ist jeder für sich selbst verantwortlich.“ Anton Thalhammer sagt: „Von einem Extremlauf muss man in diesem Fall wirklich sprechen. Schließlich bewältigen die Sportler die Strecke in gut zwei Stunden. Bergsteiger brauchen normalerweise neun Stunden dafür.“ Am Sonntag war bei der so genannten „Höchstgeschwindigkeitbesteigung“ die Bestzeit 2 Stunden und 7 Minuten.

Kritik am Veranstalter gab es von einem österreichischen Läufer. Teilnehmer Robert Ortner sagte am Montag der „Bild“-Zeitung: „Das Ganze war schlecht organisiert. Die Veranstalter hatten zu wenig Decken parat. Ab einer bestimmten Höhe blieb den Läufern gar nichts anderes mehr übrig, als weiter zu machen. Denn unsere Rucksäcke mit den warmen trockenen Sachen lagen oben auf dem Gipfel.“ Auch der Senioren-Europameister im Berglauf, Helmut Reitmeir, hat schwere Vorwürfe erhoben. „Es ist unverzeihlich, dass zwei Menschen sterben mussten.“ Der 64 Jahre alte Berglauf-Experte hatte nach eigenen Angaben in der vergangenen Woche die Strecke getestet und sich die Wettervorhersagen angesehen. Anschließend habe er beschlossen, nicht selbst zu starten. Er habe bereits am Donnerstag auf seiner Homepage gewarnt, dass sich bei Nebel Teilnehmer verlaufen könnten, weil es der Veranstalter nicht für nötig halte, bei hoch gelegenen Schneefeldern die Strecke zu markieren.

Insgesamt waren während des Laufes rund 80 Helfer vom Bayerischen Roten Kreuz und der alpinischen Bergwacht im Einsatz. Laut der Polizeiinspektion Weilheim hätten alle Läufer Schutz bei den Streckenposten suchen können. „Das wäre auf der Knorrhütte oder dem Schneefernerhaus möglich gewesen“, sagte ein Sprecher der Polizeiinspektion. „Andere Läufer hätten das auch gemacht.“ Für die zwei Männer kam die Hilfe zu spät. Ein Extremlauf mit extrem tragischen Ende.

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